„Crisis, Risks and New Regionalisms in Europe“
Im Dezember 2014 fand die erste Konferenz zum „Hochschuldialog mit Südeuropa“ unter dem Titel „Crisis, Risks and New Regionalisms in Europe“, eine Kooperation der TU Chemnitz und der Universität Mailand, statt
Finanzkrise, illegale Migration, Fremdenfeindlichkeit, Rechtspopulismus, konservative Bewegungen und neue Regionalismen – dies sind nur einige Stichworte, die momentan in Politik und Medien diskutiert werden. Dass diese gleichzeitig ein Themenfeld für die anglistisch begründeten Cultural Studies bilden, wurde in einem Zusammenkommen deutscher und italienischer Wissenschaftler in Mailand diskutiert und herausgearbeitet.
Prof. Dr. Cecile Sandten von der Anglistischen Literaturwissenschaft der TU Chemnitz und Prof. Dr. Claudia Gualtieri vom Department of Language Mediation and Intercultural Communication der Universität Mailand, waren die Initiatorinnen der Konferenz. Beide lernten sich im Anschluss an die Chemnitzer GNEL Konferenz 2013 kennen. Hieraus entstand ein ERASMUS-Vertrag, der einen Austausch von Dozenten und Studenierenden zwischen Chemnitz und Mailand ermöglicht und einen ersten Schritt in der nun vielversprechenden Kooperation darstellt, die es Studierenden beider Städte ermöglicht, hier wie dort das Auslandssemester zu verbringen. Die Dezember-Konferenz wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Damit ermöglichte die Professur der Anglistischen Literaturwissenschaft nicht nur elf Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen aus Chemnitz und anderer deutscher Universitäten die Teilnahme an der Konferenz, sondern auch acht Studierenden der TU aus den Fachrichtungen Anglistik/Amerikanistik, Europa Studien und Interkulturelle Kommunikation.
Zwei Keynote Lectures, abgehalten von Prof. Lawrence Grossberg (University of North Carolina) zum Thema „Making Culture Political Again“ und Prof. Dr. Sandro Mezzadra (University of Bologna) zum Thema „A Historical-Geographical Materialism? Staging a Dialogue between Marx and Gramsci“, bildeten den theoretisch-methodischen Rahmen der Konferenz. Präsentationen der weiteren 18 Wissenschaftler zu zeitgenössischen, literarischen und medialen Darstellungen und Themen der europäischen Krise gaben den insgesamt 100 Teilnehmern und Besuchern der Konferenz einen vertiefenden Einblick, nicht nur in theoretische Grundlagen sondern vor allem in den tatsächlichen Alltag dieser kulturellen Veränderungen. Eine Präsentation zu „Street Art as mirror of crisis?“ fungierte als Beispiel künstlerischen Ausdrucks gegenwärtiger Krisen. Die Thematisierung von aktuellen Straßenunruhen in den USA, auch unter dem Titel „Ferguson Unrest“ bekannt wurde thematisiert sowie aber auch Chemnitz als bestes Beispiel dafür angeführt, dass Veränderungen nur dann geschehen, wenn sich Menschen zusammenschließen. Insbesondere letzteres zeigte, dass Krisen auch als Auslöser positiver Veränderung gesehen werden können. Vorträge zu „Human Rights, Hospitality and European Border Control“ und die Widerspiegelung von Industrie und Urbanität in zeitgenössischen Romanen, machten vermehrt deutlich, dass sich die Cultural Studies als ein offenes, interdisziplinäres Forschungsfeld verstehen.
Einen gelungenen aber auch sehr bedrückenden Abschluss der Konferenz bildete die Vorführung des Films Va´ pensiero. Storie ambulanti (Italien 2013). Der Film spiegelte die Migrationsthematik und den hieraus resultierenden Rechtspopulismus in Italien bzw. konkreter in Mailand und Florenz wider. Der Filmemacher Dagmawi Yimer stand den Konferenzteilnehmern für Fragen und Antworten zur Verfügung. Als Beispiel für die Einwanderung nach Mailand gingen die aus Afrika stammenden Autoren Mohamed Ba und Pap Khouma voran, die mit Lesungen aus ihren autobiografischen Werken ein Verständnis auf ihre Sicht zu Migration gaben.
Abgerundet wurde der Besuch in Mailand durch einen interkulturellen Austausch der deutschen und italienischen Wissenschaftler und Studierenden. Hierfür dienten unter anderem ein gemeinsamer Museumsbesuch ins Museo Novecento in Mailand und eine Cultural Tour in das ehemalige Industriegebiet Sesto San Giovanni sowie das ehemalige Industriedorf Villaggio de Crespi d´Adda. Projektideen, die auch für die Studierenden aus dem Aufenthalt in Mailand entstanden, werden die Themen weiter aufgreifen und so auch eine Aktualität an der TU Chemnitz gewährleisten.
(Autorin: Anna-Carina Scholaske)
Mario Steinebach
07.01.2015