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Mali-Experten zu Gast in Chemnitz

Leiter des deutschen Militäreinsatzes in Mali und Expertin für Entwicklungspolitik und Demokratisierungsprozesse diskutierten mit TU-Studierenden und Chemnitzer Publikum über Herausforderungen in Mali

  • Oberstleutnant i.G. Gunnar Domke und Andrea E. Ostheimer von der Konrad- Adenauer-Stiftung waren die Referenten der Veranstaltung, die von Dr. Antje Nötzold (M.) moderiert wurde. Foto: Professur Internationale Politik

Die Professur Internationale Politik der TU Chemnitz und die Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V. luden am 28. Januar 2015 zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung über das west­afrikanische Land Mali, zu dem Chemnitz durch seine Städte­partnerschaft mit Timbuktu eine besondere Verbindung aufweist. Zum Thema „Mali – vom Erfolgsmodel zum Krisenherd in Westafrika? Heraus­forderungen und Antworten der internationalen Gemein­schaft“ referierten Oberst­leutnant i.G. Gunnar Domke vom Einsatz­führungs­kommando der Bundeswehr in Potsdam und Andrea E. Ostheimer, Team­leiterin Afrika der Abteilung Europäische und Internationale Zusammen­arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr. Antje Nötzold (Professur Internationale Politik) und fand im Rahmen des Chemnitzer NMUN-Projekts statt.

Ostheimer schilderte in ihrem Vortrag den jüngeren politischen Transitions­prozess Malis und benannte die vielfältigen Ursachen und Faktoren, die zur Krise von 2012 geführt haben. Nach Etablierung demo­kratischer Strukturen Anfang der 1990er-Jahre noch bis 2012 zählte Mali laut Freedom House-Index zu den politischen Muster­schülern des afrikanischen Kontinents. Die Ursachen für die gewaltsame Machtübernahme von Tuareg- und Islamisten­gruppierungen im Norden des Landes und den Militärcoup 2012 sah Ostheimer im starken soziökonomischen Entwicklungsgefälle zwischen den wohlhabenderen Südregionen und dem armen Norden und den nur schwach ausgebildeten staatlichen Institutionen. Weitere krisen­fördernde Faktoren waren der Sturz des Gaddafi-Regimes, die Angriffe der Tuareg Richtung Süden und eine insgesamt nur schlecht ausgerüstete malische Armee. Obwohl es seit Ende des vergangenen Jahres erste ernstzunehmende Friedens­verhandlungen gibt, wird deren Erfolg jedoch entscheidend davon abhängen, ob es in Zukunft gelingen kann, funktionierende staatliche Strukturen und ein tragfähiges Entwicklungs­konzept für den Norden zu schaffen.

Im Anschluss ergänzte Oberst­leutnant i.G. Domke, der als Einsatz­planungs­stabsoffizier für die Planung und Führung des deutschen Einsatzes in Mali verantwortlich ist, die politische Lage­einschätzung durch eine Analyse aus Sicht des militärischen Einsatzes vor Ort. Er berichtete vor allem über die militärische Ausbildungs- und Unterstützungs­mission EUTM (European Training Mission Mali), bei der die Bundeswehr zusammen mit anderen Partnerstaaten die Pionier- und Sanitätsausbildung der malischen Armee übernimmt. Ziel der Mission ist es, Mali in Zukunft wieder zu befähigen, die Sicherheit und Integrität im Land zu gewährleisten und damit einen Beitrag zur Stabilität der Sahel-Region zu leisten. Derzeit befinden sich dazu deutsche 150 Soldaten im Einsatz, wobei die Bundes­regierung ganz aktuell nicht nur die Verlängerung des Mandats für EUTM Mali bis Mai 2016, sondern auch die Aufstockung auf bis zu 350 Soldaten beschlossen hat.

In der abschließenden Podiums­diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, dass die wichtigsten Herausforderungen Malis aus der Perspektive der beiden Referenten die Herstellung funktionierender staatlicher Strukturen und die Überwindung der Kluft zwischen der regierenden politischen Elite und der Bevölkerung sind. Zudem müsse für das ressourcen­reiche Land ein tragfähiges und nachhaltiges wirtschaftliches Entwicklungsmodell gefunden werden. Aus der Veranstaltung kann daher das Fazit gezogen werden, dass Mali und die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft zwar den richtigen Weg eingeschlagen hat, vor dem Hintergrund der vielfältigen Aufgaben in allen Ecken des Landes aber noch einen weiten Weg vor sich hat.

Anschließend afrikanische Nacht

Im Anschluss an die Vortrags­veranstaltung fand der traditionelle NMUN Länderabend im Club der Kulturen statt. Wie in den Jahren zuvor stellte dabei die aktuelle Delegation des „UNI goes Uno“-Projekts der Professur Internationale Politik „ihr“ Land vor, das sie im März / April bei der Simulation der Vereinten Nationen in New York (NMUN) repräsentieren wird.

Als angehende NMUN-Diplomaten des Staates Mali begrüßte die diesjährige Delegation ihre Gäste mit afrikanischer Musik und kleinen Snacks zum kulturellen Abend unter dem Motto „Malian Night“. Neben einer kurzen Vorstellung des Projekts sowie der diesjährigen NMUN-Diplomaten gehörten ein Quiz sowie eine Tombola mit zahlreichen Gewinnen zu den Höhe­punkten des Abends. Neben dem vielen Spaß, den tollen Preisen und der ausgelassenen Musik lud das afrikanische Flair dazu ein, den Abend zu genießen und in lockerer Atmosphäre noch etwas mehr von Mali zu erkunden.

Stichwort: National Model United Nation-Konferenz

Die National Model United Nations-Simulation, auch als NMUN bekannt, ist fast so alt, wie die UNO selbst. Unter den zahlreichen Konferenzen ist sie die älteste, größte und professionellste Veranstaltung überhaupt. Auf der ganzen Welt finden mittlerweile in Schulen und Universitäten in über 35 Ländern Simulationen der UN statt, doch nur die NMUN Konferenz darf dafür unter anderem im traditions­reichen Saal der General­versammlung im UN-Hauptgebäudes in New York tagen. Das Hauptziel dieser Konferenz ist es, sich offen und unvoreingenommen mit den Positionen anderer Länder und Kulturen auseinanderzusetzen, die komplexen Zusammenhänge internationaler Sachverhalte und Verhandlungen zu erleben aber auch Verhandlungs­geschick und diplomatisches Feingefühl zu schulen.

Seit 2004 nehmen Chemnitzer Delegationen an NMUN teil und wurden dafür mehrfach mit Awards ausgezeichnet. Dabei ist die TU Chemnitz die einzige sächsische Universität, die sich Jahr für Jahr dieser Herausforderung stellt und bisher folgende Länder repräsentieren durfte: Mazedonien, Georgien, Estland, Vietnam, Vereinigte Arabische Emirate, Israel, Namibia, Ukraine, Türkei, Kasachstan und zuletzt Libyen.

Weitere Informationen erteilt Dr. Antje Nötzold, Telefon 0371 531-35570, E-Mail antje.noetzold@phil.tu-chemnitz.de.

Die Homepage des NMUN-Projekts der TU Chemnitz: https://www.tu-chemnitz.de/nmun/

(Autorin: Dr. Antje Nötzold)

Katharina Thehos
02.02.2015

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