TU Chemnitz erhält drei neue Forschungshallen
Der 1. Bauabschnitt der Forschungshallen für den Bundesexzellenzcluster MERGE ist fertiggestellt - die feierliche Übergabe erfolgte am 1. Oktober 2015
Mit der Fertigstellung des 1. Bauabschnittes der Forschungshallen für den Bundesexzellenzcluster „Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen“ (MERGE) erhält die Technische Universität Chemnitz einen ganz außergewöhnlichen „High-Tech-Baustein“ für Forschung und Lehre. An der Übergabe am 1. Oktober 2015 nahmen Uwe Gaul, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Abteilungsleiter Johann Gierl aus dem Finanzministerium, Vertreter des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement und der Technischen Universität Chemnitz teil.
Zur Fertigstellung des Komplexes äußerte sich Staatsminister Prof. Dr. Georg Unland: „Die Forschung an der TU Chemnitz ist auch ein wesentlicher Standortfaktor für die Wirtschaft dieser Region. Der Freistaat ist sich dieser Bedeutung bewusst und hat durch hohe Investitionen die Entwicklung unterstützt. Insgesamt hat der Freistaat Sachsen gemeinsam mit dem Bund seit der Wiedervereinigung rund 260,4 Millionen Euro für Bauleistungen an der TU Chemnitz investiert. Die Fertigstellung des 1. Bauabschnittes MERGE ist ein weiterer wichtiger Meilenstein. Die in den zurückliegenden Jahren entstandenen Bauwerke auf dem Campus der TU Chemnitz sind Bestandteil dieser erfreulichen Entwicklung und spiegeln die exzellente Qualität der Ausbildung wider.“
Dr. Eva-Maria Stange, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst: „Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verknappung natürlicher Ressourcen beschäftigt sich MERGE mit zentralen Fragestellungen zur Erforschung und Entwicklung neuer Technologien für den Leichtbau. Die zusätzliche Integration von Nano- und Mikroelektroniksystemen wird zudem eine neue Qualität der Strukturintelligenz bei Bauteilen und Materialien erreichen. Welcher Stellenwert MERGE schon jetzt beigemessen wird, zeigt die große Anzahl der bereits akquirierten Projekte mit regionalen und überregionalen Unternehmen. Insgesamt sind die MERGE-Forscher und Industriepartner in über 300 grundlagen- und anwendungsorientierten Projekten beteiligt gewesen, dabei auch etwa 250 kleine und mittelständische Unternehmen. Davon wiederum sind 60 Prozent aus Sachsen und überwiegend in einem Radius von 150 km um den Clusterkern in der Region Chemnitz beheimatet. Ein hervorragendes Beispiel, wie ein Forschungszentrum in die Region hineinwirken und die regionale Wirtschaft befruchten kann.“
Interdisziplinärer Ansatz ist Alleinstellungsmerkmal
"Der Bundesexzellenzcluster MERGE ist ein Stützpfeiler unserer Universität, da durch ihn die drei Kernkompetenzen der TU Chemnitz weiter gestärkt werden. Wir sind froh, dass die beteiligten Wissenschaftler nun hervorragende Arbeitsbedingungen erhalten", sagt Professor Arnold van Zyl, Rektor der TU Chemnitz, und ergänzt: "Damit bekommt das auch für die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen so wichtige Projekt einen weithin sichtbaren exzellenten baulichen Rahmen auf unserem Universitätscampus." Der interdisziplinäre Ansatz von MERGE mit einer Brückenfunktion zwischen Wirtschaft und Wissenschaft begründe aktuell in der deutschen Clusterlandschaft ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Schlüsseltechnologie "Leichtbau". "In unserem Cluster sind neben Großunternehmen zahlreiche KMU eingebunden, die komplementär die Wertschöpfungskette `Vom Werkstoff zur Leichtbaustruktur´ abbilden", so der Rektor. Zudem trage der Cluster zur Profilierung der Lehre und des Transfers bei. "Insbesondere die Studierenden des internationalen Masterstudiengangs `Merge Technologies for Resource Efficiency´ werden vom Cluster profitieren und das Studium in einem interdisziplinären Rahmen und an moderner Technik durchführen können", so Prof. van Zyl.
Prof. Lothar Kroll, Sprecher des Bundesexzellenzclusters MERGE, beschreibt das ehrgeizige Ziel der Wissenschaftler: "Heute noch getrennte Fertigungsprozesse bei der Verarbeitung unterschiedlicher Werkstoffgruppen wie Textilien, Kunststoffe und Metalle sollen zusammengeführt werden." Mehrkomponentenbauteile können dann in Großserie kostengünstiger und energieeffizienter produziert werden. "Multifunktionalität soll künftig nur in einem Verarbeitungsschritt entstehen", so Kroll. Die Projektergebnisse des Clusters werden führende Märkte der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt, des Maschinenbaus und der Mikrosystemtechnik bedienen. "Für die beteiligten Unternehmen - insbesondere die sächsischen KMU - werden so wichtige Impulse für deren zukünftige nachhaltige Geschäftsentwicklung gegeben", versichert Prof. Kroll. Auch deshalb wurde der Exzellenzcluster kürzlich im Rahmen der Fördermaßnahme "Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken" von Professor Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, als einer von nur elf Clustern bundesweit ausgezeichnet.
Millioneninvestition verbessert Infrastruktur der TU
Das bauliche Gesamtkonzept besteht aus 3 Bauabschnitten, diese sind im Einzelnen: Neubau Forschungshallen (1. Bauabschnitt), Neubau Laborgebäude (2. Bauabschnitt) und Neubau Bürogebäude (3. Bauabschnitt). Mit dem 1. Bauabschnitt wurden drei Hallenbereiche realisiert, die jeweils für sich einen Brandabschnitt bilden, jedoch funktional und medientechnisch miteinander verbunden sind. Die Halle A mit einer lichten Raumhöhe von fast 10 Metern bietet Raum für Versuchs- und Forschungsstrecken. Hier sollen kontinuierliche Fertigungslösungen mit serientauglichen Technologien und Verfahrenstechniken umgesetzt werden. In der etwas höheren Halle B befindet sich das Herzstück der neuen Forschungseinrichtung, die sogenannte MERGE-Maschine. Der Fertigungskomplex „MERGE“ wird zur kombinierten Verarbeitung von kunststoff- und metallbasierten Werkstoffen unter Nutzung der Basistechnologien Umformen und Spritzgießen genutzt. Er beinhaltet eine Anlage zur Prototypfertigung zur Herstellung von Bauteilen für die Automobilindustrie. Unterschiedliche Kunststoffsysteme können hier gleichzeitig verarbeitet werden. Im Vergleich zu Anlagen aus mehreren Maschinen ist dies zudem energiesparender. Die zweigeschossige Halle C besitzt einen zentralen Hallenbereich von etwa 10 Metern lichter Raumhöhe, daran angegliedert im Erdgeschoss die Sozial- und Nebenräume sowie im Obergeschoss die Lüftungszentrale, Versuchs- und Forschungsräume.
Unter der Projektleitung der Chemnitzer Niederlassung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) entstand hier innerhalb kürzester Bauzeit eine Nutzfläche von insgesamt ca. 3.154 Quadratmetern. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt betragen rund 12,5 Millionen Euro. Die Summe wird fast vollständig aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Am Bau beteiligt waren insgesamt 18 Firmen, wovon 13 aus Sachsen kamen. In den nächsten Jahren soll der Komplex um zwei weitere Bauabschnitte ergänzt werden, die Gesamtinvestition wird sich dann auf etwa 30 Millionen Euro belaufen.
Unmittelbar nach der Übergabe der MERGE-Forschungshallen wurde im benachbarten Hörsaalgebäude die Internationale Fachtagung im Kompetenzfeld Leichtbau, die International MERGE Technologies Conference (IMTC), eröffnet.
Ein TV-Beitrag zur Übergabe der Forschungshallen findet sich im YouTube-Kanal der TU Chemnitz.
(Quelle: Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen)
Mario Steinebach
30.09.2015