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Ein Querschnittsthema wie kein zweites

Elf Fragen an Jun.-Prof. Dr. Christian Papsdorf, der seit Mai 2015 Inhaber der Juniorprofessur Techniksoziologie mit dem Schwerpunkt Internet und Neue Medien ist

  • "Techniksoziologie beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Technik - besonders mit der Nutzung von Technik und den gesellschaftlichen Folgen. Ich widme mich diesen und weiteren Aspekten am Beispiel des Internets", erklärt Jun.-Prof. Dr. Christian Papsdorf. Foto: Steve Conrad

Jun.-Prof. Dr. Christian Papsdorf (31) ist seit Mai 2015 Inhaber der Juniorprofessur Techniksoziologie mit dem Schwerpunkt Internet und Neue Medien. In elf Antworten gibt er den Lesern von „Uni aktuell“ Einblicke in seinen Werdegang, seine Ziele und seine Zeit in Chemnitz.

Was versteht man eigentlich unter Techniksoziologie mit dem Schwerpunkt Internet und Neue Medien?

Techniksoziologie beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Technik. Dabei geht es, im Unterschied zu den Ingenieurwissenschaften, nicht primär um die Geräte, Maschinen und Netzwerke, sondern die „sozialen Faktoren“ ihrer Entstehung und Entwicklung. Die Soziologie interessiert sich natürlich besonders für die Nutzung von Technik und die gesellschaftlichen Folgen. Ich widme mich diesen und weiteren Aspekts am Beispiel des Internets.

Die TU Chemnitz ist für mich als Juniorprofessor die richtige Wahl, weil…

…ich das Arbeitsumfeld schätze, mich am Institut für Soziologie sehr wohl fühle und es hervorragende Kooperationsmöglichkeiten innerhalb der Universität gibt.

Stellen Sie uns kurz Ihre akademische Laufbahn vor.

Nach meiner Diplomarbeit zum Thema „Crowdsourcing im Web 2.0“ war ich drei Jahre an der Professur für Allgemeine Soziologie an der TU Chemnitz beschäftigt und wurde dort mit einer Arbeit zum Verhältnis von Internet und Gesellschaft promoviert. Im Anschluss habe ich an der Professur für Industrie- und Techniksoziologie gelehrt und geforscht. Im Mai 2015 wurde ich zum Juniorprofessor berufen.

Beschreiben Sie Ihre Studienzeit in maximal 15 Worten.

Eine intensive Zeit der Horizonterweiterung, schrittweisen Verantwortungsübernahme, in der ich glücklicherweise meine Frau kennenlernte.

Hatten Sie während Ihrer Studienzeit Vorbilder, die Sie zur wissenschaftlichen Karriere ermutigt haben?

Ein Großteil meiner Professoren und auch viele wissenschaftliche Mitarbeiter haben mich akademisch, aber auch menschlich sehr geprägt und letztlich nachhaltig zum wissenschaftlichen Denken inspiriert.

Was geben Sie jungen Studierenden und Absolventen mit auf den Weg?

Wichtig ist es, neben dem Studium noch ein zweites großes Projekt zu haben. Das kann im Bereich des Ehrenamts verortet sein, es kann ein kleines Start-up oder auch ein kreativ-künstlerisches Projekt sein. Wenn es im Studium die unvermeidlichen „Flauten“ gibt, kann in solchen Aktivitäten Motivation und Freude erlebt werden. Nichtzuletzt sollten Absolventen trotz ihrer Spezialisierung nicht allzu eindimensional sein.

Was möchten Sie künftig in der Lehre erreichen?

Die Lehre soll nicht nur ein Vermitteln von Wissen sein, sondern ein gemeinsames Erarbeiten von Wissens. Ich glaube, von meinen Studierenden, die ja alle digital natives sind, auch lernen zu können.

Welche Impulse setzen Sie in der Forschung an der TU Chemnitz?

Die Technik- und Internetsoziologie bildet – gerade auch an der TU Chemnitz – ein Querschnittsthema wie kein zweites. Damit muss Interdisziplinarität, die ja nie so einfach ist, wie sie gut klingt, nicht mühevoll „erzeugt“ werden, sondern kann praktiziert werden.

Es gibt rund 45.000 Professoren an deutschen Hochschulen. Was hebt Sie ab?

Ich interessiere mich schon seit Jahren für innovative Phänomene, die das Leben der Menschen aktuell beeinflussen, und versuche dabei, eingetretene Wege zu verlassen. Zudem ist sozialwissenschaftliche Technik- und Internetforschung überraschenderweise noch immer ein ungewöhnliches Forschungsfeld.

Welchen Ort in Chemnitz zeigen Sie Gästen am liebsten?

Ich mag die Industriearchitektur des frühen 20. Jahrhunderts, die allerdings in der ganzen Stadt verteilt ist.

Wie bringen Sie sich ins Leben der Stadt ein?

Ich lebe mit meiner Familie in dieser Stadt und nicht in Leipzig oder Dresden. Das ist angesichts der demographischen Situation sicher das Wichtigste. Bis vor einigen Jahren war ich hier politisch sehr aktiv und habe mich unter anderem gegen Rechtsextremismus engagiert.

Weitere Informationen zur Professur: https://www.tu-chemnitz.de/hsw/soziologie/Professuren/Techniksoziologie/

Katharina Thehos
07.10.2015

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