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Nach Abbruch folgt Ausbau

In der "Alte Aktienspinnerei" Chemnitz soll bis September 2018 die neue Zentralbibliothek der Technischen Universität entstehen - Bisher wurden 6.500 Tonnen Bauschutt aus dem Gebäude entfernt

Sachsens Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland hat sich am 4. Dezember 2015 gemeinsam mit der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, dem Prorektor für Wissens- und Technologietransfer der Technischen Universität Chemnitz, Prof. Dr. Andreas Schubert, sowie dem Kanzler der TU, Eberhard Alles, über den Stand der Baumaßnahmen an der Alten Aktienspinnerei in Chemnitz informiert.

Finanzminister Unland sagte zum Bauvorhaben: „Durch den Umbau der Alten Aktienspinnerei zur Zentralbibliothek rückt der Campus der Technischen Universität Chemnitz näher an die Innenstadt. Lehre und Forschung, aber auch das studentische Leben, werden in Zukunft das Stadtbild noch stärker prägen. Die Universität ist dadurch in der Gesellschaft präsent und öffnet sich an sieben Tagen in der Woche auch für den interessierten Bürger.“ Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig ergänzte: "Der Brühl ist bereits im besten Sinne Baustelle und damit auf einem ausgezeichneten Weg zu einem lebendigen Quartier – die Einrichtung der Zentralbibliothek wird dem Boulevard einen weiteren Entwicklungsschub geben. Die Technische Universität war und ist Impulsprojekt für die Entwicklung des Brühls und eines innerstädtischen Universitätsquartiers." Prof. Schubert fügte hinzu: "Das neue Gebäude wird ein Lern- und Kommunikationszentrum für die Studierenden und Mitarbeiter der TU Chemnitz und ein Begegnungs- und Bildungsort für die Bürger der Stadt und der Region sein. Künftig sind hier Medien- und Literaturrecherchen in ruhiger Atmosphäre ebenso möglich wie die Gruppenarbeit in speziell ausgestatteten Räumen. Bereiche der künftigen Zentralbibliothek sollen auch für Lesungen und andere Veranstaltungen genutzt werden.“

Das historische Gebäude der Alten Aktienspinnerei bestand ursprünglich aus einem zentralen fünfgeschossigen Mittelbau mit Zierbekrönung sowie zwei langgestreckten viergeschossigen Seitenflügeln mit Satteldach und markanten Ecktürmen. Aufgrund der Umnutzung des historischen Industriegebäudes zur Bibliothek sind Anpassungen des Bestandes erforderlich, so das Finanzministerium in einer Mitteilung. Die beiden Seitenflügel werden weitgehend erhalten und soweit statisch notwendig verstärkt und ertüchtigt. Der Mittelbau sowie die äußeren Giebelfelder der Seitenflügel werden entkernt und mit einer geänderten inneren Struktur, die der neuen Nutzung durch die Bibliothek Rechnung trägt, wieder aufgebaut. Ein Anbau nördlich des Mittelbaus schafft Raum für Magazine, die im Bestand nicht zu integrieren sind.

Dem Typus der bestehenden Gebäudestruktur folgend werden in den seitlichen Gebäudeflügeln die Freihandbereiche angeordnet. Der Mittelteil wird mit zentralen Funktionen wie Eingangshalle, Haupterschließung und Lesesälen besetzt. Die Verwaltung wird an den Giebelseiten im Osten und Westen und im Mittelbau untergebracht. Die Kubatur sowie die Fassadengestaltung der historischen Aktienspinnerei werden in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt. Bei der Ausführung sämtlicher Details wird darauf geachtet, der industriegeschichtlichen Bedeutung der gesamten Anlage gerecht zu werden.

Unter der Projektleitung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), Niederlassung Chemnitz, wird hier eine Nutzfläche von insgesamt 12.354 Quadratmeter mit Gesamtbaukosten in Höhe von 49,5 Millionen Euro entstehen. Davon sollen 13,6 Millionen Euro aus dem Fond für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert werden.

Die Bauarbeiten begannen im April 2014 mit dem Rückbau leerstehender Gebäude rund um das Hauptgebäude. Ab Oktober 2014 wurden die Seitenflügel beräumt, von allen Einbauten befreit und in den Rohbauzustand versetzt. Dabei wurden etwa 6.500 Tonnen Bauschutt zum großen Teil in Handarbeit aus dem Gebäude gebracht. Das wertvolle gusseiserne Tragwerk mit gemauerten Kappengewölben wurde konserviert. Im Juli 2015 begann die Komplettentkernung des Mittelbaus. Die Außenwände wurden parallel dazu statisch gesichert und im Anschluss die Baugrube für den Mittelbau und den Magazinanbau hergestellt. Nachdem der Abbruch abgeschlossen ist, kann nun mit dem Ausbau begonnen werden. Bis September 2018 sollen die Bauarbeiten auf dem Gelände der „Alten Aktienspinnerei“ abgeschlossen werden.

Stichwort: Aktienspinnerei

Die im Baustil des historischen Eklektizismus errichtete Aktienspinnerei entstand um 1858 infolge der Gründung einer Aktiengesellschaft als damals größte Spinnerei Sachsens mit 60.000 Spindeln. Abweichend von früheren Spinnereien hatte der Architekt Friedrich Theodor Roschig das Gebäude vor allem wegen der Brandgefahr ganz aus Eisen und Stein projektiert, also weitgehend auf Holz als Baumaterial verzichtet. Damit galt das Gebäude als eines der brandsichersten in der Stadt. Der Spinnereibetrieb endete 1914. Bereits 1905 ging das Areal in das Eigentum der Stadt Chemnitz über. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt und verlor sein Dach und das oberste Geschoss. In der Folge wurde das Gebäude auch als Essenausgabe, Provisorium für das zerstörte Opernhaus, Kaufhaus, Stadtbücherei, Bürohaus und Puppentheater und zuletzt als Galerie genutzt. Seit 2011 ist das Gebäude Eigentum des Freistaates Sachsen.

Ein TV-Beitrag zum Besuch des Finanzministers auf der Baustelle der Zentralbibliothek findet sich im YouTube-Kanal der TU Chemnitz.

Mario Steinebach
04.12.2015

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