Ein Meilenstein guter Kooperation
Interregionale Innovationen und Technologien auf der 1st Polish-German Bridge Conference in Opole/Polen vorgestellt
Grenz- und fachübergreifende Zusammenarbeit sind wichtige Faktoren für erfolgreiche Spitzenforschung. Vor diesem Hintergrund findet am 7. und 8. April 2016 die 1st Polish-German Bridge Conference statt, die nicht nur im übertragenen Sinn als wichtiger Brückenschlag dient. Insbesondere Sachsen sowie die Regionen Niederschlesien und Oppeln sollen vom Austausch von Politik-, Industrie- und Forschungsvertretern beider Länder profitieren. Die Konferenz stellt eine Plattform für Partnerschaften und gemeinsame Projekte auf EU-Ebene dar, die in einen Schulterschluss zwischen Wissenschaftspartnern und Wirtschaftsunternehmen beider Länder auf der Grundlage bilateraler Forschungs- und Entwicklungsvorhaben münden sollen. Auf der Konferenz vertreten waren unter anderem Volkswagen, Audi und Airbus. Maßgeblich beteiligt an der ersten Konferenz dieser Art sind die TU Chemnitz sowie ihr Bundesexzellenzcluster MERGE.
„Politics and EU Strategies“
Die bislang einzigartige, länderübergreifende Verknüpfung von Wissenschaft und regionaler Wirtschaft würdigte unter anderem der Schirmherr der Veranstaltung, Bundesratspräsident und Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Stanislaw Tillich, als „Meilenstein guter Kooperation“ in seinem Grußwort. Er könne sich ein gemeinsames deutsch-polnisches Forschungsinstitut, zum Beispiel unter Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft sehr gut vorstellen. Es gelte, Lösungen zu entwickeln, „auf die die Gesellschaft wartet und die das Leben leichter machen“, so Tillich weiter. Er sagte politische Unterstützung zu – eine wichtige Botschaft gleich zu Beginn der Veranstaltung. Der Vize-Ministerpräsident und Minister für Wissenschaft und höhere Bildung in Polen, Dr. Jarosław Gowin, betonte die Notwendigkeit, mittels europäischer Kooperationen der „Weltkonkurrenz die Stirn zu bieten“. Auch er schloss sich Tillich an und befürwortete eine deutsch-polnische Zusammenarbeit mit dauerhaftem Charakter.
Prof. Dr. Tadeusz Więckowski, Rektor der Technischen Universität Breslau (Wrocław), erklärte, dass der sprichwörtliche Brückenschlag, also Kooperationen zwischen Hochschulen, Wirtschaft und Gesellschaft, visionär in die Zukunft gedacht werden muss. „Die Brücke soll nicht gebaut werden nach den Standards des 21. Jahrhunderts, sondern des 22. Jahrhunderts“, so sein Resümee.
Die gesamte Wertschöpfungskette mit Wissen und Forschung zu versorgen, ist bereits seit Jahren Anspruch der TU Chemnitz. Der Kommissarische Rektor, Prof. Dr. Andreas Schubert, führte dafür beispielhaft die „Allianz Textiler Leichtbau“ an, unter deren Dach 350 Unternehmen firmieren. Durch die Zusammenführung von Wissenschaft und Wirtschaft an einem Ort werden nachhaltig Spitzenkompetenz und Lebensqualität lokal gesichert, so Schubert.
Zur Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit, der Beschäftigungszahlen und Attraktivität der Regionen Niederschlesien und Oppeln brauche es drei Dinge: Die Ideen der Wissenschaft, die Risikobereitschaft der Unternehmer und die Entscheidungsfreude der Politik, beschrieb Dr. Piotr Dardziński, Staatssekretär im polnischen Wissenschaftsministerium, die Voraussetzungen für Wachstum und Wandel.
Um globale Herausforderungen gemeinsam angehen zu können, liegt der Fokus der Fraunhofer-Gesellschaft insbesondere auf Effizienztechnologien. Prof. Dr. Georg Rosenfeld, leitender Forschungsdirektor von Fraunhofer, deutete in seinem Vortrag an, dass Ressourcen wie Kupfer und Indium, auf denen die Industrie maßgeblich basiert, bereits in wenigen Jahren zur Neige gehen könnten. Um Zukunftsfähigkeit und Wohlstand der Gesellschaft zu sichern, empfahl er „maximale Wertschöpfung aus minimalem Ressourceneinsatz“. Er würdigte in diesem Zusammenhang den Exzellenzcluster MERGE als beispielhaften Brückenschlag und lobte die gute Kooperation im „Innovations-Ökosystem“ der Wissenschaftseinrichtungen.
Kompetenzen in Clustern bündeln
Für die Universitäten in Polen haben Cluster wie MERGE eine Vorbildfunktion. So wurden und werden an der Technischen Universität Opole ähnliche Verbünde zwischen Industrie und Forschung aufgebaut. Deshalb wirkt auch der Rektor der TU Opole, Prof. Dr. Marek Tukiendorf, im Exzellenzrat von MERGE mit. Auf der Konferenz versicherte er, dass der Bridge Conference in Opole weitere Veranstaltungen dieser Art folgen werden.
Bereits am ersten Konferenztag zeigte sich deutlich, dass sich die TU Chemnitz zunehmend auch im Ausland als kompetenter Netzwerk- und Transferpartner empfiehlt. „Ich erlebe derzeit in Polen ein Klima, das zeigt, wie wichtig für viele die Zusammenarbeit zwischen polnischen und deutschen Unternehmen, zwischen polnischen und deutschen Universitäten und schließlich zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist. Zudem orientieren sich polnische Hochschulen und Unternehmen nun stärker als bisher in Richtung Europa – insbesondere im Rahmen von Forschungskooperationen“, sagte Prof. Dr. Lothar Kroll, Sprecher des Exzellenzclusters MERGE.
Tag zwei: Wissenschaft im Dienste Europas
Der zweite Tag der Bridge-Konferenz dient dem wissenschaftlichen Austausch von Forschungseinrichtungen und Unternehmen zu aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Ressourceneffiziente Produktion, Intelligente Materialien und Systeme, Additive Fertigung sowie Leichtbau. Diese Zukunftstechnologien ordnen sich in die Innovationsstrategie des Freistaats Sachsen, die aktuelle Hightech-Strategie der Bundesregierung und die Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ im Rahmen der Wachstumsstrategie Europa 2020 ein.
So beteiligt sich etwa der Exzellenzcluster MERGE aktiv an der „VANGUARD Initiative for New Growth through Smart Specialisation“ europäischer Innovationsregionen, in der auch Sachsen vertreten ist. Ziel dieser Initiative ist die Bündelung von Kompetenzen in interregionalen Clustern, die Handlungsstrategien zwischen grenznahen europäischen Gebieten erarbeiten sollen, welche wiederum der Stärkung von Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie dienen. Dadurch sollen bereits bestehende, aber auch sich entwickelnde Märkte gefördert werden. Die Maßnahmen der VANGUARD-Initiative werden als Investitionen in eine gemeinsame europäische Zukunft verstanden, die Lösungen für grenzübergreifende Herausforderungen anstoßen. So werden etwa in den Arbeitsgruppen „Efficient and Sustainable Manufacturing“ und „3D-Printing“ Pilotlinien für Zukunftstechnologien konzipiert und aufgebaut, die für Unternehmen und Forschungseinrichtungen im gesamt-europäischen Raum zur Verfügung stehen.
(Autorin: Diana Ruder)
Katharina Thehos
08.04.2016