Zeitzeugen der IT-Entwicklung in Chemnitz
Nach dem Studium der Informatik und anschließenden Forschungsaktivitäten zog es Ingo Gringer und Jens Wagner zum IT-Unternehmen msg systems ag, in dem sie heute leitend tätig sind
„Bei mir gab es schon einen frühzeitigen Hang zum Thema, als man noch gar nicht wusste, wie Computer geschrieben wird“, sagt Ingo Gringer, der sich zunächst zum Feinmechaniker für Datenverarbeitungs- und Büromaschinen ausbilden ließ, bevor er 1987 ein Diplomstudium der Angewandten Informatik an der Chemnitzer Universität anschloss. Damit gehörte er erst zum dritten Jahrgang, der überhaupt Informatik in der sächsischen Textilhochburg studieren durfte. Nicht nur erlebte er sein Studium als „sehr lösungsorientiert und praxisnah“, sondern fand auch seine zukünftige Berufung. „Ich bin in dem Thema Datenbanken, also Teile der Welt im Modell mit dem Computer erfassen, gut aufgegangen“, erinnert er sich. In Studienzeiten erlebte der heutige IT-Fachmann das Aufkommen des Internets hautnah mit und begleitete in seiner Tätigkeit an der Professur für Datenverwaltungssysteme den Weg ins Netz: „Wir an der Professur waren mit einer der ersten, die für die TU Chemnitz auch im Internet präsent waren“, erzählt der Chemnitzer. „Von da an war ich infiziert mit dem Virus des Internets und der Web-Technologie“, so Gringer weiter. Indem er seine Leidenschaft für das Netz und die Programmierung verband, brachte er später Datenbanken ins Internet. In seiner Studienzeit entwickelte der heute 50-Jährige ein Faible für Computergrafiken und absolvierte Praktika in diesem Bereich – damals sogar mit „West-Technologie“. Seine Diplomarbeit schloss er 1992 zum Thema „Föderation von Datenbanksystemen“ ab und wurde danach nahtlos wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Datenbanksysteme. Neben Forschungsarbeiten, unter anderem zu neuen objektorientierten Datenbanksystemen, unterstützte er dort den Lehrbetrieb und wirkte bei wissenschaftlichen Projekten mit. „Was mir das Studium mitgegeben hat, ist eigentlich das Vorgehen, wie ich mich Problemen der realen Welt nähern muss, um sie algorithmisch im Rechner abzubilden“, erklärt der Diplom-Informatiker. Eine Kompetenz, die ihm nach Ende seiner Forschungstätigkeit im Jahr 1998 zugutekommen sollte.
Seit 1999 arbeitet Ingo Gringer fortan bei der damals neu gegründeten Chemnitzer Niederlassung der msg systems ag. Hier konnte er unter anderem ein in der Hochschule entwickeltes Projekt eines Web Content Management Systems gemeinsam mit seinen Kollegen weiter ausbauen. Es ist noch heute – nach vielen Evolutionsschritten – sehr erfolgreich für eine Reihe von Webauftritten sächsischer Kunden im Einsatz. In seiner heutigen Kerntätigkeit als Abteilungsleiter im Solution Consulting berät Ingo Gringer unter anderem Versicherungskunden im sehr aktuellen Kontext der „Digitalen Transformation“, bei der auch webbasierte Technologien wieder eine wichtige Rolle spielen.
Bereits einige Monate vor Ingo Gringer und damit als erster Mitarbeiter unter dem Geschäftsstellengründer Dr. Rainer Trautloft begann Jens Wagner seine Tätigkeit bei der msg in Chemnitz. Begonnen als Softwareentwickler mit abgeschlossenem Informatikstudium an der TU, arbeitet er heute als Bereichsleiter im Solution Consulting. „Die Breite und Detailtiefe der Ausbildung an der TU Chemnitz haben dafür gesorgt, dass man später auch in einem sehr breiten Spektrum eingesetzt werden kann“, so der Peniger. Zuvor arbeitete er nach seinem Diplom im Jahr 1993, für das er einen Anrufbeantworter programmierte, am Universitätsrechenzentrum (URZ) der TU Chemnitz. Das URZ war schon gleich nach der Wendezeit technologisch weit fortgeschritten und stellte das Rückgrat der schon damals modernen Ausbildung für Informatiker und Computer-Techniker dar. Im Zuge dessen sorgte er für den Betrieb diverser Datenbanksysteme, baute Windows-Rechnerpools auf, hielt Lehrgänge und betreute den damals neuartigen Parallelrechner an der Universität. Heute liegen seine Aufgaben mehr in der Personalführung und Kundenbetreuung. So fungiert er mittlerweile als Kundenverantwortlicher für die länderübergreifende Schweizer Versicherungsgesellschaft Helvetia. Den Kontakt zur Universität hat der 47-Jährige aber nicht ganz verloren. Ab und an besucht er den mehrmals im Jahr stattfindenden UNIX-Stammtisch des URZ.
Innerhalb der msg systems ag vertreten die beiden Absolventen den Anspruch, in der Region Chemnitz ein großes, stabiles IT-Unternehmen zu sein, das dem Nachwuchs eine aussichtsreiche Perspektive bietet. Das funktioniert einerseits klassisch über die Möglichkeit von Abschlussarbeiten und Praktika: „Studierende werden von uns in die aktuelle Projektsituation eingebunden, wobei wir versuchen, die Aufgaben individuell auszurichten“, erklärt Ingo Gringer. Andererseits engagiert sich die msg auch darüber hinaus, indem sie in der Vergangenheit innerhalb des „IT-Bündnisses für Fachkräfte“ der Region Chemnitz bereits ein Roboter-Kit für Schüler sponsorte, für den Informatik-Karrieretreff der TU als Premium-Sponsor attraktive Preise stiftete oder mit Vorträgen über Digitalisierung an Ringvorlesungen teilnahm. Daneben lobte die Firma 2014 erstmals den Innovationspreis „I³-Award“ für Versicherungsunternehmen und Hochschulen mit einfallsreichen, zeitgemäßen fachlichen und technischen Lösungen der Branche aus. Studierende können zudem in regelmäßig stattfindenden Erlebnisexkursionen agile Software-Entwicklungsmethoden direkt in der Geschäftsstelle kennenlernen. „Wir wollen Studenten über verschiedene Aktionen an den Hochschulen begeistern, gute und praxisnahe Arbeit zu machen“, fasst Ingo Gringer zusammen. Für die Zukunft sehen er und sein Kollege auch weiterhin eine positive Entwicklung des IT-Beratungsunternehmens. „Die Zeichen stehen auf nachhaltiges Wachstum. Unsere lokalen Teams am Entwicklungsstandort Chemnitz wollen mehr Arbeit hierher holen, was ja nicht zuletzt auch ein Zugewinn für die Region ist“, so Jens Wagner.
(Autor: Andy Schäfer)
Katharina Thehos
12.04.2016