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Kreativarbeit mit Ingenieursabschluss

Mit seinem Maschinenbau-Studium legte Dr. Jens Mühlstedt den Grundstein für seine heutige Tätigkeit bei der Münchner Kreativagentur designaffairs

Der Berufsweg des Ingenieurs schien sich für Dr. Jens Mühlstedt schon früh klar abzuzeichnen. Nach seinem Abitur mit den Schwerpunkten Mathe und Physik war er auf der Suche nach einem geeigneten Studiengang, bei dem seine technische ebenso wie seine gestalterische Affinität zum Tragen kommt. An der Technischen Universität Chemnitz schrieb er sich schließlich im Jahr 2000 für die Fachrichtung Maschinenbau ein. „Chemnitz ist sympathisch, modern und bietet eine hervorragende Ingenieursausbildung“, erinnert sich der 35-Jährige an die Gründe für seine Entscheidung. Hier lernte er neben der Basis des Maschinenbaus – der Konstruktion – auch die Arbeitswissenschaft kennen, in die er sich weiter vertiefte. „Produkte nutzerzentriert zu entwerfen und zu konstruieren, das hat mir schon immer gefallen“, so Mühlstedt. Besonders die Schnittstelle Mensch-Maschine hatte es dem Jungingenieur damals angetan, denn „wenn etwas einfach zu benutzen ist, war es meist schwer zu gestalten“ – eine Herausforderung mit beträchtlichem Reiz. In dieser Zeit wurde für ihn im Hauptstudium ein Wissensfundus gelegt, auf dessen Basis seine Berufslaufbahn aufbaute. Nicht zuletzt erfolgten im Studium seine ersten Erfahrungen mit angewandter Wissenschaft, die er in seiner Stelle als Hilfswissenschaftler an der Professur Arbeitswissenschaft sammelte. An dieser entstand auch seine Diplomarbeit über akustische Signale, für die er den Volkswagen-Förderpreis erhielt. „Das Diplom war quasi mein Sprungbrett für den Einstieg in die Wissenschaft“, erinnert sich Dr. Jens Mühlstedt.

Von da an arbeitete er seit 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter unter Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer an der Akquise, Durchführung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Projekte. Darunter fallen Arbeiten zu den Themenfeldern Akustik und digitale Menschmodelle, die Mitwirkung im Bundesexzellenzcluster MERGE der TU sowie die Tätigkeit als Teamleiter im Bereich Innovation Engineering. Außerdem fungierte Dr. Jens Mühlstedt als Leiter des Projekthauses METEOR und forschte an innovativen Arbeitswelten. „Hier war eine methodisch-systematische und vor allem multidisziplinäre Vorgehensweise gefragt, die an der Professur unverzichtbar ist“, so Mühlstedt. Die spätere Erweiterung der Professur um Innovationsmanagement durch Prof. Dr. Angelika Bullinger-Hoffmann erlaubte es Dr. Mühlstedt, weitere Themen und neue Ideen für Forschungsprojekte, Produkte und Problemlösungen zu entwickeln. Zu seiner wissenschaftlichen Arbeit gehörten naturgemäß das Dozieren in Vorlesungen, Übungen und Praktika sowie die Betreuung von Studenten. Daneben besuchte der Forscher Konferenzen und Kongresse der Community der Arbeitswissenschaftler und veröffentlichte national und international Fachartikel. „Es ist wichtig, sich mit anderen Wissenschaftlern auszutauschen und über den aktuellen Kenntnisstand zu informieren, um darauf aufbauend die Zukunft zu gestalten“, erläutert Mühlstedt. Das spiegelt sich auch in seinen Aktivitäten neben der Forschung wider: So war er als Juror des SAXEED-Ideenwettbewerbs tätig, unterstützte den Chemnitzer FC bei der Entwicklung eines Farbkonzeptes für das neue Stadion und war beteiligt an der Initiierung des „Tages der einfachen Produkte“. Für seine Arbeit wurde er vom Freistaat Sachsen als „kreativer Kopf“ ausgezeichnet. Außerdem wurde seine Doktorarbeit über ein „Modell dynamisch-muskulärer Arbeitsbeanspruchung auf Basis digitaler Menschmodelle“ 2013 mit dem Preis des Dresdner Gesprächskreises der Wirtschaft und der Wissenschaft gewürdigt.

Während sich seine Forschung zentral mit theorieorientierten Fragestellungen beschäftigte, zog es den Ingenieur später in die freie Wirtschaft, in der er „viele Möglichkeiten, sich in Produktwelten zu bewegen“, sieht. Um diese Chancen zu nutzen, wechselte er zu der Münchner Design-Consulting-Agentur designaffairs, für die er seit 2014 als Project Manager & Usability Engineer tätig ist. Seine Kernaufgaben sind hier die Gestaltung von innovativen Hard- und Softwareprodukten, die von einer breiten Palette industrieller Akteure in Auftrag gegeben werden. Das umfasst die Entwicklung von Konzepten sowie deren Übersetzung in funktionale Prototypen. Die Weiterentwicklung der Prototypen zur Serienreife erfolgt anschließend meist beim Kunden oder in Kooperation mit designaffairs. Die Teams werden für jedes Kundenprojekt individuell und multidisziplinär zusammengestellt. Dr. Jens Mühlstedt übernimmt hierbei häufig die Leitung als Projektmanager, in dieser Rolle verantwortete er bereits die Entwicklung einer Software für Medizingeräte der nächsten Generation und Innovationsprojekte für den Automobilbau. Den Reiz an dieser Arbeit macht für den Ingenieur vor allem aus, dass er sich kreativ am Gestaltungsprozess von der Idee bis zur Innovation beteiligen kann. „Für die Zusammenarbeit im Team braucht es Vertrauen und Phantasie“, so der Ingenieur, denn „am Ende trägt jeder mit seinen individuellen Kompetenzen zum Ergebnis bei“. Sehr motivierend ist für Jens Mühlstedt dabei die Heterogenität der Projekte. Diese resultiere aus der Vielfältigkeit der Kundenanfragen, die von der App-Entwicklung bis zum Design von Großsystemen reichen und aus Branchen wie Fahrzeugbau, Medizintechnik, Hausgerätetechnik oder Gebäudetechnik kommen. „Ich sehe mit Blick in die Zukunft viele Themenfelder für die Entwicklung von Innovationen, aber auch die Möglichkeit eines verstärkten Schulterschlusses mit der Wissenschaft“, zeigt sich Mühlstedt optimistisch in Bezug darauf, Forschung, Design und Entwicklung weiter zu verketten.

Seine Verwurzelung in der Wissenschaft zeigt sich auch durch sein fortwährendes Engagement für den Science Slam Chemnitz, der 2010 im Zuge der Chemnitzer Bewerbung zur Stadt der Wissenschaft ins Leben gerufen wurde. Seitdem moderiert er die quartalsweise stattfindende Veranstaltung, in der Wissenschaftler mit kurzen Wortbeiträgen in unterhaltsamer Weise gegeneinander antreten. „Das ist ein schönes Format, mit dem Forschungsthemen kurzweilig für die Allgemeinheit greifbar werden“, so Mühlstedt. Eine Brücke zum Design konnte er hier ebenfalls schlagen, indem er Anfang 2016 den ersten Münchner Design Slam moderierte, ein adaptiertes Format mit gestaltungsbezogenen Inhalten.

(Autor: Andy Schäfer)

Katharina Thehos
08.06.2016

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