„Parlamentarischer Abend“ begeisterte die Gäste
Gelungene Premiere: 18 Abgeordnete des Sächsischen Landtages folgten am 27. Februar 2017 der Einladung der TU Chemnitz – Intensiver Dialog mit der Universität
„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, unsere parlamentarischen Vertreterinnen und Vertreter in Sachsen darüber zu informieren, was die Technische Universität Chemnitz mit Unterstützung der Landespolitik geleistet hat und künftig leisten möchte“, sagte Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Rektor der TU Chemnitz, zu Beginn des „Parlamentarischen Abends“ im Sächsischen Landtag. 18 Abgeordnete mehrerer Fraktionen waren seiner Einladung ins Restaurant „Chiaveri“ gefolgt, unter ihnen Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler und Staatsminister Thomas Schmidt. Unter dem Motto des Abends „TU Chemnitz im Dialog“ kamen Rektorat und Senat der Universität mit der Landespolitik ins Gespräch.
In seiner Eröffnungsrede wartete Strohmeier mit eindrucksvollen Zahlen auf: So studieren, forschen und lehren rund 100 Nationen an der TU Chemnitz. Bezogen auf die Anzahl der Studierenden ist sie die internationalste Universität in Sachsen. Bei den Drittmitteleinnahmen pro Professor bzw. Professorin gehört sie zu den Top 10 in Deutschland. Ihre Transferstärke wurde der TU Chemnitz vor wenigen Tagen im „Gründungsradar 2016“ des Stifterverbandes bescheinigt: So ist sie heute unter allen staatlichen Hochschulen und damit auch allen Universitäten in Sachsen die Nr. 1. Strohmeier hob auch den Bundesexzellenzcluster MERGE der TU Chemnitz hervor, den bundesweit ersten und einzigen Cluster auf dem Gebiet der zukunftsträchtigen Schlüsseltechnologie Leichtbau. „Unsere Universität wird alles dafür tun, MERGE als Chemnitzer Cluster zu erhalten“, so Strohmeier. Die Technische Universität Chemnitz werde sich zudem mit einem weiteren Antrag an der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder beteiligen. Auch wenn ein Verbundcluster mit der TU Dresden zu keinem Zeitpunkt Ziel der TU Chemnitz gewesen sei, freue man sich über die Beteiligung von Dresdner Kolleginnen und Kollegen an Chemnitzer Vorhaben und von Chemnitzer Forscherinnen und Forschern an Dresdner Vorhaben im Rahmen der Exzellenzstrategie. Zudem stünde man als Juniorpartner im Rahmen einer Verbundbewerbung als Exzellenzuniversität zur Verfügung – was aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und der restlichen Konkurrenz Sinn ergeben würde.
Bezogen auf den hohen Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern in Sachsen verdeutlichte Strohmeier einmal mehr, dass die TU Chemnitz grundsätzlich sehr gern bereit sei, die Lehramtsausbildung zu verstetigen und auszudehnen. Sie müsse allerdings weiterhin vom Freistaat finanziert werden und dürfe nicht zu Lasten anderer Bereiche gehen. Diesen Ball nahm der Präsident des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler, in seinem Grußwort auf: „Die Verankerung des Lehramtsstudiums an der TU Chemnitz ist sehr wichtig.“ Insgesamt hob er die hohe Bedeutung der TU Chemnitz für den Freistaat Sachsen hervor. Dr. Stephan Meyer, Vorsitzender des Landtags-Ausschusses für Wissenschaft und Hochschule, Kultur und Medien betonte die große Ausstrahlung der TU Chemnitz. Als Beispiel nannte er das vom Freistaat Sachsen geförderte Gründernetzwerk SAXEED, das seit 2006 bis Ende 2016 allein in Chemnitz 540 Gründungsprojekte betreute und mehr als 140 Gründungen mit mehr als 400 Arbeitsplätzen generiert habe. Er bekräftigte zudem mehrfach in seinem Grußwort, dass der Freistaat hinter dem Bundesexzellenzcluster MERGE stehe. „Der Bundesexzellenzcluster soll in Chemnitz verortet bleiben. Ich hoffe deshalb auf den Erfolg und eine noch stärkere Präsenz der TU Chemnitz im Rahmen der Exzellenzstrategie“, sagte Meyer. Holger Mann, stellvertretender Vorsitzender des Landtags-Ausschusses für Wissenschaft und Hochschule, Kultur und Medien, verwies in diesem Zusammenhang auf die starke Konkurrenzsituation – nicht nur an den sächsischen Hochschulen. Darüber hinaus begrüßte er das neue Veranstaltungsformat der TU Chemnitz in der Landeshauptstadt und freute sich auf anregende Diskussionen.
Große Aufmerksamkeit schenkten die Abgeordneten der Forschung am Chemnitzer Bundesexzellenzcluster MERGE, welche auf die Fusion großserientauglicher Basistechnologien aus den Bereichen Kunststoff, Metall, Textil und Smart Systems zur Entwicklung ressourceneffizienter Produkte und Produktionsprozesse abzielt. Über 100 Forscher und Forscherinnen sowie Techniker und Technikerinnen arbeiten derzeit an der Umsetzung dieses Vorhabens, das von 2012 bis 2018 mit mehr als 40 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. „Auf dem Campus der TU Chemnitz entsteht Europas größtes Leichtbauforschungszentrum“, so Kroll. Besondere Bedeutung erhalte es angesichts der hochgesteckten Klimaziele. Mit jedem Kilogramm, das beispielsweise am Auto eingespart werden könne, verringere sich der Kraftstoffbedarf und somit auch der CO2-Ausstoß. Den Chemnitzer Forschern sei es beispielsweise gelungen, das Gewicht einer Durchlade eines Autos um mehr als die Hälfte zu reduzieren und die Herstellungskosten um etwa 30 Prozent zu senken. Er appellierte deshalb an die Politiker: „Investieren Sie weiter in den Leichtbau, dann können Sie auch die Klimaziele leicht erreichen!“
Die TU Chemnitz wird auch einen zweiten Exzellenzcluster in ihrer weiteren Kernkompetenz „Mensch und Technik“ zum Thema „Human Factors in Technology: Mind, Movement, Embodiment“ beantragen, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf Fakultäten der TU Chemnitz sowie von weiteren Universitäten und einer außeruniversitären Forschungseinrichtung beteiligt sind. Der Sprecher dieses Clusters, Prof. Dr. Georg Jahn, erläuterte anschaulich, welche Herausforderungen künftig bei der Interaktion von Mensch und Technik bewältigt werden müssen. „Im Mittelpunkt der Forschungsansätze unseres Clusters stehen verkörperte digitale Technologien, die uns schon jetzt begegnen“, so Jahn. Ob autonomes Fahren, die gestenbasierte Steuerung von Robotern oder die räumliche Orientierung in der virtuellen Realität – die damit einhergehenden wissenschaftlichen Fragestellungen sind hochkomplex und für deren Beantwortung ist eine fachübergreifende Expertise notwendig. „Diese Expertise ist an der TU Chemnitz in einem besonderen Schulterschluss von technischen und geistes- sowie human- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen vorhanden“, betonte Jahn.
Viele Abgeordnete äußerten sich in den nachfolgenden Gesprächen mit den Vertretern der TU Chemnitz hochzufrieden über den Verlauf sowie die Organisation des Parlamentarischen Abends und zeigten die Bereitschaft, zu einem nächsten Informationsaustausch nach Chemnitz zu kommen. „Es gab für mich nichts Anderes an einem Rosenmontag, wo ich so viel Freude haben konnte“, versicherte der Landtagspräsident. „Wir wollen auch künftig zu Parlamentarischen Abenden einladen, um den intensiven Austausch mit unseren Abgeordneten fortzusetzen“, so Strohmeier. Diese Form des Dialogs sei ihm ein besonderes Anliegen, das er bereits in seinem ersten offenen Brief an die Hochschulöffentlichkeit angekündigt habe. Zum Dialog lud die TU Chemnitz an diesem Abend auch in ihren sozialen Medien ein. Per Twitter konnten Interessenten der Diskussion zwischen Politik und Universität folgen – auch das ist eine Form der Mensch-Technik-Kommunikation.
Mario Steinebach
28.02.2017