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Chemnitzer Delegation zur Tagung in Madrid

Spanische und deutsche Studierende gingen eine Woche lang Ursachen und Auswirkungen von Protesten auf den Grund

„Europa funktioniert, wenn es einander zuhört und sich ernsthaft mit den Herausforderungen und Potenzialen seiner vielfältigen kulturellen und politischen Traditionen auseinandersetzt.“ Dieses kurze Fazit des amerikanischen Gastprofessors Lowell Gustafson fasst die Ergebnisse der einwöchigen Tagung „Protest on the Rise – Political Afterschocks of the Financial and the Migrant Crisis in Germany and Spain“ prägnant zusammen und kann als Leitidee eines tragfähigen Zukunftskonzeptes für Europa im Allgemeinen und für die Europäische Union im Besonderen gelten.15 deutsche Studierende der Technischen Universität Chemnitz und 15 spanische Studierende der Universidad Francisco de Victoria Madrid (UFV) trafen sich vom 24. bis 30. April 2017 in der spanischen Hauptstadt, um den Protesten gegen die Auswirkungen von Migrations- und Finanzkrise in beiden Ländern auf den Grund zu gehen: AfD und Pegida hier, Movimiento 15-M und Podemos da.

Die von Jun.-Prof. Dr. Tom Mannewitz (Juniorprofessur Politikwissenschaftliche Forschungsmethoden, TU Chemnitz) und Dr. Adriaan Ph. V. Kühn (Lecturer International Relations, UFV) mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes organisierte Konferenz bestand aus zwei Teilen: Zu Beginn erhielten die Studierenden von Wissenschaftlern, Journalisten sowie Offiziellen der spanischen Regierung sowie NGOs einen aktuellen Einblick in die Situation in beiden EU-Staaten. Anschließend waren die Studierenden selbst gefragt, die Ergebnisse einer sechsmonatigen Forschungsarbeit zu präsentieren. Dabei war die spanische Studentengruppe mit dem Protestphänomen in Deutschland befasst und die deutsche Studentengruppe mit dem spanischen Fallbeispiel. Deren Projekte entsprangen dem politikwissenschaftlichen MA-Forschungsseminar „Angewandte Forschungsmethoden II“. Abschließend galt es für beide Gruppen, gemeinsam Strategiepapiere für die deutsche bzw. spanische Regierung zu entwickeln, um mit konkreten Vorschlägen die strukturellen Ursachen der Proteste zu bekämpfen, politischen Frust und Entfremdung künftig einzudämmen. Die Ideen der Studierenden reichten von einer Reform des spanischen Wahlsystems über eine transparentere Gestaltung der Parteienfinanzierung bis hin zu Vorschlägen für bessere politische Kommunikationsstrategien für etablierte Politiker, um populistischer Rhetorik effektiv entgegenwirken zu können.

Ergänzt wurde die Tagung durch kulturelle Programmpunkte. Eine politische Stadtführung, Podiumsdiskussionen in der Repräsentanz der Europäischen Kommission in Madrid sowie der Besuch einer Tapas-Bar rundeten die Veranstaltung ab. Bemerkenswert war der offene und herzliche Umgang beider Studentengruppen miteinander, der über alle kulturellen und sprachlichen Barrieren hinweg sehr schnell die gemeinsame Grundlage für eine äußerst produktive Konferenzwoche bildete, die auf hervorragende Resonanz stieß. Sie soll den Anstoß für weitere Kooperationen zwischen beiden Universitäten bilden. Ziel ist es, neben den politikwissenschaftlichen Analysen den interkulturellen Brückenbau zwischen jungen Europäern aus beiden Ländern zu vertiefen. 

(Autoren: Sebastian Gläser und Tom Mannewitz)

  

Mario Steinebach
05.05.2017

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