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Mehr als nur nette Gesten

Gesten-Ausstellung im Industriemuseum Chemnitz überzeugte Eröffnungsgäste mit innovativer Mischung aus Kunst und Technik

Am Donnerstagabend, 16. November 2017, eröffneten Organisatoren, Kuratoren und Gastgeber die Sonderausstellung „Gesten – gestern, heute, übermorgen“ im Industriemuseum Chemnitz. Die Ausstellung wird noch bis zum 4. März 2018 zu sehen sein. Bei der Eröffnung der Sonderausstellung erkundeten rund 180 Gäste auf 600 Quadratmetern im Industriemuseum die „Sprache der Hände“. Grundlage der Ausstellung sind die Ergebnisse eines Teils des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes „MANUACT“ unter der Leitung von Prof. Dr. Ellen Fricke, Inhaberin der Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und multimodale Kommunikation an der Technischen Universität Chemnitz.

Die Gestenforscherin zeigte sich mehr als zufrieden mit der Eröffnung: „Zu sehen, wie die Ausstellung nach über einem Jahr Planung und intensiver Zusammenarbeit mit dem Ars Electronica Futurelab und dem Sächsischen Industriemuseum Gestalt annimmt, war für das ganze Team eine wunderbare Erfahrung. Mit der Öffnung der Ausstellung ist uns natürlich eine Last von den Schultern genommen worden. Denn erst jetzt konnte man ja sagen, ob das Konzept ästhetisch anspricht und so, wie wir uns das vorgestellt haben, auch funktioniert. Und das erste Feedback stimmt uns hoffnungsvoll, dass es von den Besucherinnen und Besuchern gut aufgenommen wird.“

Exponate für Körper und Geist

Die Besucher und Besucherinnen waren besonders von der Interaktivität der Ausstellung begeistert. Germanistik-Studentin Sarah Börner: „Ich finde es super, dass man vieles ausprobieren und mit den Händen anfassen kann“. Die Ausstellung lädt zum Mitmachen ein – darum geht es. Ob beim digitalen Töpfern, beim Flechten oder Spinnen: An fast jedem der 16 Exponate kann etwas ausprobiert werden. Das lockert die Stimmung, weckt den Spieltrieb und macht neugierig. Das zeigt sich auch bei den Reaktionen im Raum: Beim Ausprobieren der Ausstellungsstücke wurde gelacht, gesprochen und sich gegenseitig Tipps gegeben.

Aber auch der Kopf musste benutzt werden, Börner: „Bei manchen Exponaten musste erst überlegt werden, wie sie richtig funktionieren oder was sie bedeuten.“ Dies wird beispielsweise beim begehbaren Objekt „Captured Motion“ der Berliner Künstlerin Anette Rose deutlich. Ihre in die Ausstellung integrierte Videoinstallation lotet das ästhetische Potential des Motion Capturing als Aufzeichnungstechnik redebegleitender Gesten aus und zeigt in einem begehbaren Kubus, wie Wörter und Gesten bei Objektbeschreibungen zusammenwirken. Kommilitonin Sarah Halsema ergänzt: „Die Ausstellung zeigt, wie total vielfältig Gesten eigentlich sind und, dass sie uns selten bewusst sind.“ Besonders gefallen hat den beiden Studentinnen der „Wooden Mirror“ des New Yorker Künstlers Daniel Rozin, welcher die eigenen Bewegungen mit Hilfe von 830 beweglichen Holzplättchen nachstellt.

Eine Ausstellung, die verbindet

Die Ausstellung besticht besonders in ihrer Kombination aus Kunst und Technik und spricht damit ein besonders breites Publikum an. So interessierte sich der Handwerker Thomas Fischer vor allem für die Darstellung der technischen Möglichkeiten der Zukunft. Speziell die Ausstellungsstücke des Ars Eletronica Futurelab, die das interaktive Bedienen von autonomen Fahrzeugen anhand eines Exponates verdeutlichen, fasziniere ihn: „Das Auto muss ja ganz genau erkennen, was für Handbewegungen ich mache, sonst kann das schnell schiefgehen.“ Positiv fällt ihm auch das gemischte Publikum auf: „Hier sind ganz verschiedene Leute, alte, junge, Akademiker und Handwerker.“ Und das verwundert auch nicht, denn die Forschung von Prof. Dr. Fricke betrifft jeden, denn Gesten verwenden alle Menschen zum Kommunizieren.

Auch Prof. Dr. Winfried Thielmann, Inhaber der Professur für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der TU Chemnitz, konnte die Ausstellung überzeugen. Skeptisch sei er zu Beginn gewesen, jetzt räumt er ein: „Ich war als Sprachwissenschaftler der Ansicht, dass dieses Gefuchtel nichts mit der Sprachwissenschaft an sich zu tun hat – die Arbeiten von Prof. Fricke haben mich komplett vom Gegenteil überzeugt.“

Überregionaler Erfolg gewünscht

In Zukunft wünscht sich die Gesten-Forscherin, mit ihrer Ausstellung noch weiter zu überzeugen – und zwar in ganz Deutschland. Fricke: „Es ist eine Ausstellung, die man in dieser besonderen Verbindung von Wissenschaft und Kunst auf den ersten Blick nicht unbedingt mit einer Stadt wie Chemnitz verbindet, sondern eher mit Städten wie Berlin, Köln oder München. Um Ingrid Mössinger, die demnächst scheidende Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, frei zu zitieren: „Provinz ist nur da, wo man sie zulässt.“ Die Technische Universität und die Stadt Chemnitz bieten dafür oft unterschätzte Bedingungen und Freiräume, die man sich allerdings schon selbst nehmen muss.“ Um eine Chance für neue Erfahrungen zur ergreifen, dafür ist die Gesten-Ausstellung genau das Richtige. Noch bis zum 4. März können sich weitere Gäste von der Sonderausstellung „Gesten – gestern, heute, übermorgen“ im Industriemuseum Chemnitz überzeugen lassen.

Weiterführende Informationen zu den Exponaten, zum Forschungshintergrund, zur Museumspädagogik und zu weiteren Aspekten der Ausstellung sind zu finden unter: http://www.gesten-im-museum.de.

Hintergrund: Forschungsprojekt MANUACT

Wie Hände und Objekte zusammenspielen, wie Produkte an Hände angepasst werden und wie Menschen manuelle Tätigkeiten sprachlich beschreiben, sind einige der Untersuchungsgegenstände des Projektes „Hands and Objects in Language, Culture, and Technology: Manual Actions at Workplaces between Robotics, Gesture, and Product Design“ (MANUACT). In ihm kooperieren die Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation sowie die Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der Technischen Universität Chemnitz mit dem Sächsischen Industriemuseum. Weiterer Projektpartner ist das Ars Electronica Futurelab im österreichischen Linz, das Kunst mit Technik und gesellschaftlichen Fragestellungen verknüpft.

Öffnungszeiten des Industriemuseums Chemnitz: Dienstag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr / Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 bis 17 Uhr / Sonderöffnungszeiten zum Jahreswechsel.

Weitere Informationen zur Ausstellung erteilen Prof. Dr. Ellen Fricke, E-Mail sekretariat.efricke@phil.tu-chemnitz.de, Telefon +49 371 531-27220 (Sekretariat) / Christopher Lindinger und Marianne Eisl, E-Mail Christopher.Lindinger@aec.at, Marianne.Eisl@aec.at, Telefon +43 732 727280, und Dr. Oliver Brehm, E-Mail dr-brehm@saechsisches-industriemuseum.de, Telefon +49 371  3676-140.

Ein TV-Beitrag zur Eröffnung der Gesten-Ausstellung findet sich im YouTube-Kanal der TU Chemnitz: http://bit.ly/Gesten

Eine Instastory findet sich ebenfalls im YouTube-Kanal der TU: http://bit.ly/2zkfeKT

(Autorin: Nina Schreyer)

Matthias Fejes
20.11.2017

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