„Manchmal träume ich heute sogar auf Deutsch“
Austausch-Student Michal Dušek aus Tschechien absolvierte trotz Gehbehinderung zwei Auslandssemester im Fach Germanistik an der TU Chemnitz – Viele Helfer machten diesen Aufenthalt möglich
Michal Dušek studiert an der Westböhmischen Universität Pilsen Germanistik. Er ist, wie er selbst sagt, „in die deutsche Sprache verliebt“ und beschäftigt sich jeden Tag mit ihr. Sein Traum war es, trotz seiner Gehbehinderung einen ERASMUS-Aufenthalt an einer deutschen Universität zu absolvieren. Und dieser Wunsch wurde wahr: 2016 kam Dušek an die Technische Universität Chemnitz, die seit vielen Jahren eng mit der Westböhmischen Universität Pilsen kooperiert. „Von Geburt an habe ich Gehprobleme und muss Gehilfen benutzen. Es war für mich eine Herausforderung, mit meiner Behinderung zum ersten Mal allein und ohne Elternhilfe ein Jahr im Ausland zu verbringen“, sagt Dušek rückblickend.
Besonderen Spaß bereiteten ihm an der TU Veranstaltungen zur deutschen Grammatik und solche, die die deutsche Sprache aus der Fremd- und Zweitsprachenperspektive heraus betrachtet haben. „Ich habe alles geschafft und mein Selbstbewusstsein hat sich dadurch erhöht. Alle Menschen, die ich während meines Aufenthalts getroffen habe, waren sehr nett, entgegenkommend und hilfsbereit.“ So lautet sein durchweg positives Resümee. Und weil sich Dušek so gut unterstützt fühlte, wurden aus dem ursprünglich geplanten Auslandssemester sogar zwei.
Nach seinem Bachelor-Anschluss in Germanistik möchte Dušek seinen Master in Deutschland, vielleicht sogar in Chemnitz, absolvieren. Beruflich hält er sich viele Türen offen. Er könne sich vorstellen, in einem unpolitischen Beruf oder in Tschechischen Zentren in Deutschland oder Österreich zu arbeiten. Auch eine Anstellung als Dolmetscher sei eine interessante Perspektive.
Damit Dušek im Studienalltag mobiler ist, stiftete der Rotary Club Zwickau-Glauchau für ihn einen Elektro-Scooter im Wert von 3.000 Euro. Dafür ist der ehemalige Austauschstudent auch sehr dankbar: „Der Scooter erleichtert mein Leben wesentlich und wird es sicher auch zukünftig tun.“ Auch die Stadt Chemnitz und ihre Universität wird der junge Tscheche in sehr guter Erinnerung behalten. „Die Stadt ist eine schöne – sowohl historische als auch moderne – Stadt, ich könnte mir vorstellen, hier zu leben“, fügt er hinzu.
Dušek möchte sich auf diesem Weg bei allen bedanken, die ihm diesen Jahresaufenthalt in Chemnitz ermöglicht haben. Dazu zählen auch seine tschechischen und deutschen Lehrkräfte, die Auslandsämter seiner Heimatuniversität und der TU Chemnitz, die Schwerbehindertenvertretung sowie das Studentenwerk Chemnitz-Zwickau. „Manchmal träume ich heute sogar auf Deutsch“, sagt er.
(Autoren: Felix Krieglstein, Mario Steinebach)
Mario Steinebach
27.11.2017