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"Technik liegt mir mehr"

Bernd Göbel, TU-Absolvent und Geschäftsführer einer Chemnitzer Firma, blickt gern auf seine Studienzeit zurück

Der aus dem thüringischen Gotha stammende Bernd Göbel kam erst durch Umwege ins damalige Karl-Marx-Stadt. Seine ältere, zu dieser Zeit in Russland studierende Schwester erhält Mitte der 1970er Jahre ein Jobangebot aus der Industriestadt. Daraufhin zog er im Alter von 14 Jahren mit seiner Familie um und absolviert seine schulische Ausbildung in Karl-Marx-Stadt. Nach dem Abitur ging er zur Armee. Zu dieser Zeit war ein Medizinstudium sein großer Traum. Er hatte sogar einen Studienplatz in Greifswald sicher, doch es kam alles anders: Durch die medizinische Ausbildung während der Armeezeit merkte er schnell, dass seine Interessen mehr im technischen Bereich liegen.Deshalb orientierte er sich neu.

Zwischen Technik-Studium und Puhdys-Konzert

Mit der Begründung „Technik liegt mir mehr“ entschied er sich für den Studiengang Physik/Elektronische Bauelemente. Er studiert diesen von 1982 bis 1987 an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt, die 1986 den Universitätsstatus erhielt. An seinem Studium begeisterte Göbel die Mitarbeit an moderner und zukunftsträchtiger Technik sowie deren Grundlagen und Weiterentwicklung. Neben dem Besuch von Vorlesungen und dem Schreiben an Seminararbeiten hatte er auch Zeit für außeruniversitäre Aktivitäten. Göbel lobt besonders die unzähligen „toll organisierten“ Veranstaltungen und Konzerte in der Mensa, welche er bis heute nicht vergessen hat. „Ich habe in der Mensa viele ostdeutsche Bands live gesehen, wie etwa die Puhdys und Karat“, schwärmt er rückblickend. Zudem sei der Eintrittspreis von 2,50 Ostmark sehr studierendenfreundlich gewesen. Die Besuche des heute noch existierenden PEB-Clubs zählt er ebenfalls zu den Highlights auf dem Campus.

Studentensommer in Polen

In besonderer Erinnerung bleibt ihm der Studentensommer, welcher von der Freien Deutschen Jugend in der damaligen DDR organisiert wurde. Dabei handelte es sich um ein Ferienarbeitsprogramm. Im Zuge dessen mussten Studierende in den Semesterferien für mindestens drei Wochen in Betrieben und Unternehmen arbeiten. Göbel absolvierte dieses Programm u. a. in Polen. „Wir mussten am Tag acht Stunden gegen Bezahlung arbeiten. Verpflegung und Unterkunft wurden gestellt. Meist hatte die Arbeit auch einen Bezug zum Studium, doch es kam auch vor, dass Studierenden Handlanger-Tätigkeiten aufgebrummt wurden“, blickt er schmunzelnd zurück. Von seinem ersten verdienten Geld kaufte er sich eine Doppel-LP der britischen Rockband Pink Floyd.

Fimengründung in dynamischen Zeiten

Nach seinem Diplomabschluss war Göbel bis 1990 an der TU als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elektronische Bauelemente tätig. Neben dem Abhalten von Seminaren betreut er Diplomarbeiten der Studierenden. Zeitgleich wächst die Idee zusammen mit einem Dozenten aus dem gleichen Fachbereich eine eigene Firma für Messtechnik aufzubauen. Eine Firmengründung in derart „dynamischen Zeiten“, wie Göbel sie nennt, war nicht ganz einfach. Jedoch erhielt man besonders von den Professoren der TU große Unterstützung, um fundiertes Ingenieurswissen gewinnbringend einzusetzen. Beide gründeten am 13. August 1990 aus einem einstigen Jugendforscherkollektiv der TU Karl-Marx-Stadt heraus die AMC - Analytik & Messtechnik GmbH Chemnitz. Gegenwärtig sind beide als Geschäftsführer und Gesellschafter immer noch das Herz der Firma. Heute, 27 Jahre nach der Gründung, ist das Unternehmen sehr erfolgreich in der Mess-, Prüf- und Automatisierungstechnik tätig. "Der Kundenstamm reicht weit über Deutschland hinaus", berichtet Göbel. Unternehmen wie Siemens und Daimler setzen auf die Qualität der Chemnitzer Firma. „Für die Zukunft wünscht sich Göbel, das sein Unternehmen erfolgreich weitergeführt wird. „Wir sind ja schließlich nicht mehr die Jüngsten und die Firma soll auch ohne uns weiterlaufen können“, sagt er. Privat möchte der zweifache Familienvater in den nächsten Jahren mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und sich um seine sechs Enkel kümmern.

Studierenden der TU Chemnitz rät er zielgerichtet und ergebnisorientiert im Studium zu arbeiten. „Der Spaß sollte jedoch nicht zu kurz kommen – die Studienzeit kommt schließlich nie wieder“, gibt der Diplom-Ingenieur allen Studierenden noch einen Ratschlag mit auf den Weg.

(Autor: Felix Krieglstein)

Mario Steinebach
22.12.2017

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