Was ältere Menschen wollen
Zwei Professuren der TU Chemnitz forschen gemeinsam mit der TUCed - Institut für Transfer und Weiterbildung GmbH und weiteren Projektpartnern für ein selbstbestimmtes Leben im Alter
So lang wie möglich in der eigenen Wohnung bleiben und ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist für die meisten Senioren und Seniorinnen von zentraler Bedeutung. Oftmals sind dafür verschiedene Unterstützungen im Alltag unverzichtbar. Jedoch kommt zum Beispiel mit Physiotherapeuten, Friseuren oder Mitarbeitern von Wohnungsbaugenossenschaften die Unterstützung vielfach von Dienstleistern, die in der öffentlichen Wahrnehmung selten eine Rolle bei der Versorgung und Beratung älterer Menschen spielen. Doch diese Dienstleister tragen durch ihre Arbeit einen wichtigen Teil zur Erhaltung eines selbstbestimmten Lebens bei. Dabei stehen sie aber auch vor der Herausforderung, persönliche Grenzen zu wahren und das eigene Wohlbefinden im Blick zu behalten.
Hier setzt das Verbundprojekt „ChemnitzPLUS – Zukunftsregion lebenswert gestalten“ an. „Wir wollen die Dienstleister bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen, vor allem beim Spagat zwischen Verständnis zeigen und sich abgrenzen dürfen. Auf welche besonderen Bedürfnisse älterer Menschen müssen sie achten? Und wie können Dienstleister selbst gut für sich sorgen, ohne dabei nur Dienst nach Vorschrift zu machen?“ So beschreibt Dr. Thomas Löffler, Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der Technischen Universität Chemnitz, das Teilvorhaben des Verbundprojektes. In einem Workshop zum Thema „Psychische Gesundheit erhalten“ konnten sich Dienstleister zu ihren Erfahrungen im Umgang mit Beanspruchung, Stress und Bewältigungsstrategien bereits austauschen. Thomas Barany, Master-Absolvent der Klinischen Gerontopsychologie, hat diesen Workshop konzipiert und erprobt. Dieser wird derzeit in das Weiterbildungsangebot von ChemnitzPLUS überführt.
Barany gehört selbst zu einer Berufsgruppe, die bislang noch wenig im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit steht: Psychologen, die sich der Beratung und Behandlung von Menschen im hohen Lebensalter verschrieben haben. Das passende Masterstudium der Klinischen Gerontopsychologie absolvierte er berufsbegleitend an der TUCed, einem An-Institut für Transfer und Weiterbildung der TU Chemnitz. „Klinische Gerontopsychologen widmen sich in ihrer Begleitung älterer Menschen den altersbedingten körperlichen, seelischen und sozialen Veränderungen, deren Risiken, Ressourcen und Entwicklungspotentialen“, so Studiengangsleiter Prof. Dr. Stephan Mühlig, der zugleich Inhaber der Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der TU Chemnitz ist. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Professuren und Projektpartner ergeben sich innovative Forschungsfelder mit großer Praxisnähe. Dadurch erschließen sich die Gerontopsychologen neue berufliche Einsatzgebiete und befördern den Transfer ihrer Forschungsergebnisse unmittelbar in die Praxis. Nicht zuletzt profitieren davon die Chemnitzer Senioren und Seniorinnen in der Erhaltung ihres selbstbestimmten Lebens.
Insgesamt entsteht im Projekt ChemnitzPLUS eine Vielzahl von Angeboten, die sich an ältere Menschen und an die für sie tätigen Dienstleister richten. Einen Überblick findet sich unter www.wohnenbleiben.info.
Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Stephan Mühlig, Telefon 0371 531-36321, E-Mail stephan.muehlig@psychologie.tu-chemnitz.de und Dr. Thomas Löffler, Telefon 0371 531-36024, E-Mail thomas.loeffler@mb.tu-chemnitz.de
(Autorin: Anne Stoll)
Mario Steinebach
27.03.2018