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Raus aus der Komfortzone

Dr. Steffen Jahn hat 14 Jahre in Chemnitz gelebt, studiert und promoviert. 2013 entschließt er sich, seine Komfortzone zu verlassen und arbeitet nun an der Universität in Göttingen

Irgendwann war es für Steffen Jahn Zeit zu gehen; „Ich spürte, dass für die Habilitation ein Orts- und Uniwechsel sinnvoll war“, erzählt Dr. Steffen Jahn rückblickend. „Da kam die Stelle als akademischer Rat an der Georg-August-Universität Göttingen gerade recht. Die Universität Göttingen gehört zu den besten Hochschulen Deutschlands und war dadurch natürlich eine spannende Herausforderung, um mein Können unter Beweis zu stellen und den nächsten Schritt zu gehen.“ In Göttingen forscht er neben dem Verständnis von Konsumerlebnissen auch zur Wirksamkeit von Nährwertinformationen, um gesündere Ernährungsentscheidungen zu treffen. Den Grundstein für seinen Werdegang legte der gebürtige Schwedter (Uckermark) allerdings an der Technischen Universität Chemnitz, dort studierte er von 1999 bis 2005 Betriebswirtschaftslehre auf Diplom.

Chemnitz – Keine Liebe auf den ersten Blick

„Wie bei so vielen war BWL eher eine Notlösung“, gibt Jahn zu. „Ich wollte zwar studieren, aber die meisten Fächer fand ich nicht so spannend. BWL schien weitgefächert und versprach bessere Berufschancen als beispielsweise ein Sprachstudium. Ich hatte aber gar keine konkreten Vorstellungen davon, was mich erwarten würde.“ Nach Chemnitz sei er über die damalige Zentrale Vergabestelle für Studienplätze gekommen, die heute „Stiftung für Hochschulzulassung“ heißt. Das Verhältnis zur TU war allerdings keine Liebe auf den ersten Blick: „Ich wollte am Anfang sofort wieder weg – Berlin lockte“, lacht er. „Aber nach wenigen Wochen überzeugten mich der Eindruck der TU sowie Prof. Dr. Helmedag von der Professur Mikroökonomie, der auf die Vorteile einer kleinen Uni ohne überfüllte Hörsäle und gefrusteten Lehrkörper hinwies. Und ich habe es nie bereut, geblieben zu sein.“

Mit Genuss durch die Studentenzeiten

Trotz forderndem BWL-Studiums habe er sein Studentenleben voll ausgekostet: Mit seinen Kommilitonen habe Jahn im Sommer viel Zeit auf dem Mensavorplatz verbracht und auch im PEB Studentenkeller war er öfters anzutreffen. Im Laufe seines Studiums spezialisierte sich Jahn auf den Schwerpunkt „Marketing“. Seine Faszination an seinem Schwerpunkt sei, dass man sich mit Theorien beschäftigt, die einem etwas über menschliches Verhalten beibringen. „Und,“ ergänzt der gebürtige Schwedter, „dass man einen Beitrag leisten kann, um das Leben von Konsumenten ein kleines bisschen zu verbessern“.

Nächster Schritt: Promotion

2006 begann Steffen Jahn seine Promotion an der TU bei Prof. Dr. Zanger, die Entscheidung fiel ihm leicht: „Am Ende meines Studiums war ich mir sicher, dass eine wissenschaftliche Karriere das Richtige für mich ist. Man lernt täglich spannende Dinge, arbeitet eigenständig und genießt viele Freiheiten. Da lohnen sich auch der Schweiß und Stress.“ Das Thema seiner Dissertation: „Konsumentenwert: Konzeptualisierung und Analyse der Wirkungen auf Zufriedenheit und Loyalität am Beispiel eines Festivals.“ Mit seinem Thema verband Jahn Beruf und persönliches Interesse: „An der Professur für Marketing wurden seit Längerem Festivals evaluiert, angefangen mit dem splash!-Festival. Als Hip Hop Fan war ich seit meinem Studienbeginn auf dem splash!, damals noch am Stausee Oberrabenstein. Neben der Musik hat mich immer das ganz besondere Zusammengehörigkeitsgefühl auf solchen Festivals begeistert - das wurde schließlich zum Hauptthema meiner Dissertation.“ Ziel der Doktorarbeit war es, Typologien zu entwickeln, an der systematisch gemessen werden konnte, wie Menschen ihre Konsumerlebnisse wertschätzen. Jahn: „Grade dort entsteht ein Verbundenheitsgefühl zwischen den Besuchern, welches manchmal wertvoller ist als irgendeinen Künstler zu sehen.“

Promotion und Studium hatten einen großen Einfluss auf Jahns persönliche und berufliche Entwicklung. Jahn erinnert sich: „Ich habe viele Freunde gefunden, die mich bis heute begleiten. Auch den direkten Kontakt mit Professoren habe ich in sehr guter Erinnerung. Mit Prof. Dr. Götze (Unternehmensrechnung und Controlling) und Prof. Dr. Gluchowski (Wirtschaftsinformatik II) habe ich auch Schlachten auf dem Fußballplatz geschlagen - als Gegner und Mitstreiter. An der TU habe ich mich immer gut betreut gefühlt und wurde dazu ermutigt, über den Tellerrand zu schauen.“

Raus aus der Komfortzone

Und das tat er auch: Sein Weg führte ihn von Chemnitz nach Göttingen. Dort forscht er aktuell zum besseren Verständnis von Kaufsituationen. „In Göttingen ist die Forschung zur Wirksamkeit von Nährwertinformationen hinzugekommen, um gesündere Ernährungsentscheidungen zu treffen“, erklärt Jahn. Seine Forschung, wie beispielsweise die Untersuchung von Portionsangaben von Herstellern, werden auch von den Medien aufgegriffen. Dann rät er Konsumentinnen und Konsumenten, hin und wieder bewusster einzukaufen und das eigene Verhalten zu hinterfragen. Jahn erklärt: „Herstellen nutzen leider immer wieder Schlupflöcher in der Gesetzgebung, die es uns erschweren, so zu konsumieren, wie wir es eigentlich wollen. Aber man kann von Konsumenten auch nicht erwarten, sich ausführlich mit allem zu beschäftigen, was sie umgibt. Daher versuche ich mit meiner Forschung insbesondere der Politik Empfehlungen zu geben, wie Verbraucher noch wirksamer geschützt werden können, ohne sie zu bevormunden.“

Doch auch wenn Steffen Jahn fast 300 Kilometer von Chemnitz trennen, eine Leidenschaft wird der Wissenschaftler immer mit Chemnitz verbinden: das Fotografieren. Jahn: „Ich habe schon immer gern geknipst, aber während meiner Promotion wurde es zum perfekten Ausgleich. Interessanterweise sind sich Forschung und Fotografie in vielen Dingen gar nicht so unähnlich: Man braucht Neugierde und Offenheit, einen Blick fürs Detail und einen wachen Verstand.“ Sein Lieblingsmotiv? Das sei tatsächlich der „Nischel“, wie das Marx-Monument von den Chemnitzerinnen und Chemnitzern liebevoll genannt wird. „Man kann ihn wie eine Person portraitieren, Licht und Schatten ändern seine Stimmungslage. Jedes Mal, wenn ich in Chemnitz bin, mache ich ein Foto.“

(Autorin: Nina Schreyer)

Matthias Fejes
24.04.2018

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