Spitzenforschung anwendungsnah vorgestellt
TU Chemnitz präsentierte bei gemeinsamem Wirtschaftsforum mit dem Industrieverein Sachsen ausgewählte Leuchtturmprojekte gegenüber Branchenvertretern
Der Transfer von Forschungsergebnissen in die regionale Wirtschaft sei ein zentrales Anliegen der Technischen Universität Chemnitz, machte der Rektor der TU, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, zu Beginn des Themenabends mit dem Industrieverein Sachsen 1828 e. V. deutlich. Der Themenabend fand am 24. Januar 2019 im neuen Forschungszentrum MAIN der TU Chemnitz statt, moderiert wurde er von Prof. Dr. Uwe Götze, Prorektor für Transfer und Weiterbildung der TU.
Der Rektor hob in seiner Begrüßung auch die über 150 Ausgründungen der Universität im Zeitraum von 2006 bis 2018 hervor, die mehr als 450 Arbeitsplätze hervorgebracht haben. Auch der Präsident des Industrievereins Sachsen, Prof. Dr. Udo Bechtloff, betonte die Anwendungsstärke der Chemnitzer Forschung und lobte die enge Zusammenarbeit zwischen dem Industrieverein und der TU.
Insgesamt sieben Referenten präsentierten einen Querschnitt herausragender Forschungsprojekte aus den drei Kernkompetenzen der TU: „Materialien und Intelligente Systeme“, „Ressourceneffiziente Produktion und Leichtbau“ und „Mensch und Technik“.
Neues Zentrum für Spitzenforschung im Bereich „Nanotechnologie“
Zu Beginn des Abends stellte Prof. Dr. Thomas Otto, Inhaber der Professur Mikrotechnologie, das Forschungszentrum MAIN vor, in dem Nanoforschung auf exzellentem Niveau betrieben wird. So führte Otto aus, dass es in MAIN auch um die Verknüpfung von anwendungsnaher und grundlagenorientierter Forschung gehe. Drei Felder führte er dafür an, die hier schwerpunktmäßig erforscht werden sollen: die „Integration von bio-basierten Nanomembranen“, „Reizsensitive Nanomembranen“ und die „Funktionalisierung im Nanometer-Bereich“.
Wasserstoffbrennstoffzelle – Zukunft der Elektromobilität
Prof. Dr. Thomas von Unwerth, Inhaber der Professur Alternative Fahrzeugantriebe an der TU Chemnitz, stellte den von ihm geleiteten Innovationscluster „HZwo - Antrieb für Sachsen“ vor. In dem vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) geförderten Cluster werden die Grundlagen für eine nachhaltige Elektromobilität auf der Basis der Wasserstoffbrennstoffzellen-Technologie in Sachsen gelegt. Eine Technologie, die der Elektromobilität auf Basis von Batterien unter anderem in Bezug auf Fahrreichweite und Auflade- beziehungsweise Betankungsgeschwindigkeit überlegen ist. Eine der Aufgaben von HZwo sei, so von Unwerth, Konzepte für eine Wertstoffschöpfungskette für Brennstoffzellen-Fahrzeuge in Sachsen zu erarbeiten.
Thomas Melczer, Leiter der Fuel Cell Powertrain GmbH (FCP), schloss daran an, indem er den Standort Chemnitz und insbesondere das innovative Umfeld der TU mit Blick auf die Entwicklung der Wasserstoffbrennstoffzelle hervorhob. Die durch den Freistaat Sachsen und die TU Chemnitz erfahrene Unterstützung lobte Melczer ausdrücklich. FCP entwickelt, testet und produziert Komplettlösungen für den Einsatz der Wasserstoffbrennstoffzelle in der Elektromobilität.
Einzigartiges Modellprojekt für Innovation im Zugverkehr – Leichtbau-Forschung für ressourceneffiziente Produktion
Ebenfalls in den Bereich „Mobilität“ fällt das Projekt „Smart Rail Connectivity-Campus“ (SRCC), das der Technische Leiter Sören Claus vorstellte. Mit diesem einzigartigen Modellprojekt der TU Chemnitz und diverser namhafter Projektpartner wie der Deutschen Bahn, Thales Deutschland und Fraunhofer sollen in Annaberg-Buchholz hoch automatisiertes Fahren auf Bahngleisen und smarte Antriebstechnologien weiter erforscht sowie innovative Technologien bis zur Zulassungsreife entwickelt und erprobt werden. Erst kürzlich erhielt der SRCC einen neuerlichen Schub durch den Besuch des Sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, der sich vor Ort in Annaberg-Buchholz persönlich informierte und den Leuchtturm-Charakter für die Region und ganz Sachsen betonte.
Wie bedeutend effiziente und leichte Materialien für eine nachhaltige Mobilität sind – ob auf der Straße oder auf der Schiene – wurde in der anschließenden Präsentation von Prof. Dr. Lothar Kroll deutlich. Der Inhaber der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung stellte den Exzellenzcluster MERGE „Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen“ vor. Hier wird die effiziente Herstellung von Leichtbaustrukturen mit hoher Leistungs- und Funktionsdichte erforscht. Kroll betonte vor allem den großen wirtschaftlichen Gewinn und die Ressourceneffizienz bei der Einsparung von Gewicht für verschiedene Bauteile im Automobilsektor. Zur Veranschaulichung präsentierte er einen von MERGE hergestellten Seitenaufprallschutz für den e-Golf von Volkswagen, der die gleichen Materialeigenschaften wie ein konventionell hergestelltes Bauteil bei 30 Prozent Gewichtsminderung aufweist.
Wie die Gesellschaft mit technologischen Veränderungen umgeht
Wie eine Gesellschaft mit tiefgreifenden technologischen Veränderungen umgeht, das ist Thema des bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beantragten Sonderforschungsbereichs „Hybrid Societies“. Der Sprecher, Prof. Dr. Georg Jahn, Inhaber der Professur für Angewandte Gerontopsychologie und Kognition, gab einen Überblick über die Forschungsfelder. So werden etwa die gesellschaftlichen Einflüsse von autonom agierenden Technologien wie Roboter und hochautomatisierte Fahrzeuge, Agenten und Avatare in virtueller Realität sowie am Körper getragene digitale Technologien untersucht.
TU schafft mit „TUClab“ professionelle Gründer-Infrastruktur
Eine Möglichkeit, wie die im Laufe des Abends vorgestellten Projekte in die (regionale) Wirtschaft transferiert werden können, ist die Ausgründung. Dafür stellt die TU Chemnitz Infrastruktur bereit, unter anderem in Form des „TUClab“. Das TUClab wird im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) durch die Sächsische Aufbaubank - Förderbank (SAB) gefördert und unterstützt – in Ergänzung zum Gründernetzwerk SAXEED – Gründungsaktivitäten an der TU. Dies erfolgt unter anderem durch Beratung und Betreuung sowie Finanzierung von Start-ups. Dazu wird jährlich ein TUClab-Wettbewerb durchgeführt, in dem bis zu zwei Start-ups eine Startfinanzierung in Form eines Beteiligungskapitals der Sächsischen Beteiligungsgesellschaft mbh (SBG) in Höhe von jeweils maximal 450.000 Euro gewinnen können. Aus dem ersten Wettbewerb ging das Team „LiGenium“ mit ihrer Geschäftsidee zum Einsatz von Holz in fördertechnischen Anlagen als Sieger hervor. Das Unternehmen will vor allem eine Gewichtsreduzierung und damit höhere Wirtschaftlichkeit und Effizienz in der Automobilindustrie und anderen Wirtschaftszweigen erzielen. Einer der Gründer, Christoph Alt, stellte beim Wirtschaftsforum das erfolgreiche Start-up vor.
Im Anschluss an die Präsentationen gab es beim Get-Together noch reichlich Gelegenheit, die Eindrücke im regen Austausch aufzuarbeiten und mit Unternehmensvertretern über mögliche Anknüpfungspunkte und gemeinsame Projektideen zu sprechen.
Kontakt: Dr. Susann Oehme und Brita Stingl, Referentinnen im Büro des Rektors, Tel. 0371 531-34326 und -36036, E-Mail wissenstransfer@tu-chemnitz.de
Matthias Fejes
25.01.2019