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Universitäre Lehre und schulische Bildung verknüpft

Neues Lehr-/Lernformat gab Grundschulklassen und Lehramtsstudierenden Raum für praktische Erfahrungen an der Chemnitzer Fakultät für Maschinenbau

Was ist Metall? Was sind seine Besonderheiten? Und was unterscheidet es von anderen Werkstoffen wie Keramik und Kunststoff? Diesen und ähnlichen Fragen gingen in der vergangenen Woche 31 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Beutha/Stollberg im Rahmen eines zweistündigen Schülerpraktikums an der Technischen Universität Chemnitz auf den Grund.

Es war ein neues Lehr-Lern-Konzept, um Schülerinnen und Schüler die Unterschiede und zugleich gegenseitigen Ergänzungsmöglichkeiten des schulischen und universitären Unterrichts nahe zu bringen. „Und das ist voll aufgegangen“ fasst Organisator Dr.-Ing. Thomas Grund zusammen. So haben die Schülerinnen und Schüler einerseits bereits im Grundschulalter die werkstoffkundliche Arbeit an einer Forschungseinrichtung kennengelernt und erwarben andererseits erstes Fachwissen. Zudem sammelten die betreuenden Studentinnen des Grundschullehramts an der TU frühzeitig erste Erfahrung in der Lehre und konnten ihr in der Lehrveranstaltung erworbenes Wissen weitergeben. Prof. Thomas Lampke, Dekan der Fakultät für Maschinenbau an der TU Chemnitz, lobt das vorbehaltlose Engagement aller Beteiligten: „Ohne die Freude am Neuen und das Weitergeben der eigenen Begeisterung an die Schülerinnen und Schüler hätte das Konzept nicht funktioniert. Ich danke allen beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auch professur-übergreifend unkompliziert zusammengearbeitet haben, aber insbesondere auch unseren diesjährigen Lehramtsstudentinnen für ihren tollen Einsatz. Bleiben Sie weiterhin so aufgeschlossen und engagiert.“

Innovative Veranstaltungsformate haben Tradition

So weit, so bekannt; denn die Fakultäten der TU Chemnitz bieten seit langem für sowohl einzelne Schülerinnen und Schüler als auch Schulklassen vielfältige Veranstaltungsformate und Praktika an, die mit ein paar einfachen Klicks über das Schülerportal der TU gefunden werden können. Doch das Praktikum der Beuthaer Grundschülerinnen und -schüler war etwas Neues. Im Rahmen einer ihrer Lehrveranstaltung sollten nämlich Studierende des Studiengangs „Lehramt an Grundschulen“ erstmalig ihr Fachwissen über Metalle einer Beuthaer Grundschülerinnen und -schüler Weitergeben: „Es war schon eine Art Experiment, aber eines, von dessen positivem Ausgang ich ziemlich überzeugt war“, sagt Dr. Thomas Grund, der die Lehrveranstaltung „Metallische Werkstoffe“ im ersten Semester der Lehramtsstudierenden in der Fachrichtung „Wirtschaft – Technik – Haushalt/Soziales“ betreut. „Die Lehrveranstaltung beinhaltet zu gleichen Teilen theoretische Vorlesungen und praktische Einheiten, in denen wir versuchen, den angehenden Lehrerinnen und Lehrern Ideen für den Unterricht zum Thema „Metalle“ an Grundschulen zu geben. Und was soll ich sagen? Wir Ingenieure sind mit unseren Versuchen und Experimenten dann manchmal doch etwas weit weg von der Anwendbarkeit im Schulalltag.“

Die Lösung habe dann überraschend nahe gelegen, denn mehrere günstige Faktoren seien zusammengekommen. Grund: „ Mit Kristin Uhlig kenne ich zufälligerweise eine Grundschullehrerin  mit Interesse an neuen Lehrformaten. Die Studentinnen der aktuellen Seminargruppe in der Fachrichtung Wirtschaft – Technik – Haushalt/Soziales sind hochmotiviert und wollen sich ausprobieren, und die Erzgebirgsbahn aus Stollberg hält direkt am Universitätsteil in Erfenschlag.“ Hier befindet sich Grunds Professur für Werkstoff- und Oberflächentechnik. „Letztendlich habe ich einfach Kristin Uhlig gefragt, ob sie mit ihrer Klasse für die Dauer einer Lehreinheit an die Uni kommen könne. Und die Studierenden habe ich gefragt, ob sie sich die Planung und Durchführung eines Praktikums für Grundschulklassen schon zutrauten. Alle haben sofort zugestimmt, und dann ist daraus etwas sehr Schönes entstanden“, sagt Grund erfreut.

Das neue Lehr-Lern-Konzept wird auch zukünftig in das Lehrportfolio der Professur Werkstoff- und Oberflächentechnik einbezogen: „Ich werde einen solch praktischen Selbstversuch den Studierenden im nächsten Wintersemester wieder anbieten. Ich bin sicher, dass diese Gelegenheit zur Lehrpraxis auch dann wieder funktionieren wird“, gibt sich Grund überzeugt.

Erfolg für Format – zwei Schulklassen folgten dem Ruf an die TU Chemnitz

Am Ende kamen sogar zwei Schulklassen. Die angehenden Lehrerinnen teilten diese in fünf Gruppen zu sechs beziehungsweise sieben Kindern auf und führten sie nacheinander an fünf Experimental-Stationen. Diese wurden jeweils von zwei Lehramts-Studentinnen betreut und von den universitären Beschäftigten lediglich unterstützt.

Zum Arbeiten im Labor gehört natürlich auch die entsprechende Ausstattung. Und so erhielten alle Schülerinnen und Schüler einen echten Laborkittel, bevor sie in die Labore aufbrachen, um ihr Wissen zu erweitern. Zum Beispiel lernten sie, dass Metalle flüssig wie Wasser sein können, wenn man sie nur heiß genug macht. Ihre Erkenntnisse nutzten sie gleich beim Gießen kleiner Zinnfiguren. Danach konnten sie am Licht-Mikroskop erforschen, wie Metalle aus vielen kleinen Kristallen, den so genannten Körnern, aufgebaut sind.

Anschauliche Experimente vertieften Wissen

An einem im Querschliff untersuchten Fünf-Cent-Stück sahen die Teilnehmenden zudem, dass hier ein Eisenkern mit einer Kupferschicht ummantelt ist. Sie erfuhren, dass damit das Rosten des Eisens verhindert wird, und Metalle im Allgemeinen oft durch Lacke oder andere Schichten vor Korrosion geschützt werden müssen.

Viele der Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt vom Zugversuch, in welchem sie mit vereinter Kraft Aluminium und Stahl zerreißen konnten. Die meisten hätten das nicht für möglich gehalten. Schließlich erfuhren sie noch einiges über die Beziehung zwischen Härte und Verschleißbeständigkeit

„Unsere Klassen waren wirklich begeistert. Auf der Rückfahrt im Zug und selbst noch am nächsten Tag in der Schule gab es kaum ein anderes Gesprächsthema als den Besuch in der Uni“, schildert Lehrerin Kristin Uhlig ihren Eindruck. „Die Kinder wissen noch heute, eine Woche später, dass ihre selbstgegossenen Teddybären aus Zinn bestehen und Alu eigentlich Aluminium heißt, auch wenn das Aussprechen noch Probleme bereitet.“ Aber das wird vielleicht sogar Gegenstand eines Folgekurses im nächsten Wintersemester sein.

Matthias Fejes
06.02.2019

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