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Wachstum trotz Krise

TU-Absolvent Dr. Uwe Knorr betreut den Vertrieb des Unternehmens Transim und pendelt zwischen den USA, Japan und Deutschland, wo die Firma ihre europäischen Kunden vom Büro in Chemnitz aus betreut

"Unser Unternehmen wird im Jahr 2012 von 55 auf rund 75 Mitarbeiter wachsen", berichtet Dr. Uwe Knorr, der bei der US-amerikanischen Firma Transim für den Vertrieb verantwortlich ist. Wie passt das mit der in vielen Branchen herrschenden und von den Medien immer wieder beschriebenen "Krise" zusammen? "Krise bedeutet, dass Unternehmen Umsatzprobleme haben. Wie in vielen anderen Branchen fragen sich auch Halbleiterhersteller, wie trotz Marktschwäche Umsatzsteigerungen erzielt werden können. Und da bieten wir eine Lösung, die weltweit einzigartig ist", erklärt Knorr und ergänzt: "Die Krise ist eine Herausforderung aber auch Stoßzeit für uns." Transim entwickelt webbasierte Design-Lösungen, mit denen es Halbleiterhersteller ihren Kunden ermöglichen, komplexe integrierte Schaltkreise schnell in ein neues Produkt zu integrieren. Mit web-basierter Simulation können sie die Lösung ausprobieren, ohne einen Versuchsstand im Labor aufbauen zu müssen. Das ganze passiert im Web-Browser, ohne Software-Installation und funktioniert auch auf mobilen Geräten. "Damit entsprechen wir dem Trend der Informationsgewinnung über das Internet. Die jungen Ingenieure sind damit groß geworden und haben ein starkes Bedürfnis, Informationen aus dem Internet zu gewinnen. Schnell, anonym und jederzeit verfügbar", so der TU-Absolvent.

Knorr begann 1983 an der damaligen TH Karl-Marx-Stadt ein Studium der Technischen Kybernetik und der Automatisierungstechnik. 1991 schloss er an der TU Chemnitz die Promotion im Fachbereich Leistungselektronik ab. Im selben Jahr gründete Knorr gemeinsam mit zwei weiteren TU-Absolventen - Birgit Knorr, heute President & CEO bei Transim, und Lutz Zacharias, der inzwischen Professor an der Hochschule in Zwickau ist - das Unternehmen SIMEC. SIMEC übernahm gleich nach dem Mauerfall ein Simulationssystem, heute bekannt unter dem Namen SIMPLORER, das an der TU entwickelt wurde. Nach erfolgreicher Markteinführung in Europa expandierte die Firma 1999 mit einer Niederlassung in den USA, was im Jahre 2001 zu einer Akquisition durch ein börsennotiertes US-Unternehmen in Pittsburgh, Pennsylvania, führte. Nach erfolgreicher Integration der Unternehmen und weltweiter Markteinführung von SIMPLORER übersiedelten Uwe und Birgit Knorr im Jahre 2005 an die Westküste der USA, nach Portland, Oregon. Dort übernahmen sie führende Rollen bei Transim Technology corporation als Vice President Marketing & Sales und Vice President Engineering. Transims Design-in-the-Cloud-Lösungen entwickelten sich unter ihrer Führung zu einem wichtigen Marketing- und Vertriebsinstrument für weltweit führende Halbleiterhersteller. Nach zwei Jahren bot sich die Gelegenheit, im Rahmen eines sogenannten Management-Buy-out die Firma in eigene Regie zu übernehmen.

Gleichzeitig entwickelte sich die Kundenbasis des Unternehmens rapide, insbesondere in Europa, was eine direkte Betreuung der Kunden erforderte. Basierend auf den guten Erfahrungen der Vergangenheit kontaktierte Birgit Knorr das Technologie Centrum Chemnitz (TCC), in dem bereits SIMEC seinen Sitz hatte. Kurze Zeit später war die Transim-Zweigstelle eröffnet und der erste ehemalige SIMEC-Mitarbeiter in Chemnitz wieder eingestellt. "Dass wir auf Fachleute aus unserer ersten Firma zurückgreifen konnten, war ein weiterer Grund, Chemnitz als Standort auszuwählen", sagt Knorr und ergänzt mit einem Schmunzeln: "Hinzu kam natürlich die alte Anhänglichkeit an die Stadt mit dem Karl-Marx-Monument." Von Chemnitz aus soll das Geschäft in Europa weiter ausgebaut werden. Auch in München hat Transim mittlerweile eine Außenstelle. In den USA ist das Unternehmen an drei Standorten ansässig, im Mai 2012 kommt ein Vertriebsbüro in der japanischen Hauptstadt Tokio dazu.

Zwischen diesen drei Ländern pendelt Knorr und betreut die Vertriebsteams und Kunden vor Ort. Etwa alle zwei Monate ist er so derzeit in seiner alten Chemnitzer Heimat zu Gast. Inzwischen sind hier zehn Mitarbeiter beschäftigt, darunter zwei Absolventen der TU Chemnitz. Nach anfänglicher Home-Office-Arbeit ist das Team in Chemnitz seit 2009 im TCC an der Annaberger Straße untergebracht. "Warum sollten wir das Rad neu erfinden? Durch die Erfahrung mit unserem ersten Unternehmen SIMEC wussten wir, dass wir im TCC eine optimale Infrastruktur und sehr gute Betreuung vorfinden", so Knorr. Auch eine Synergie hat sich hier bereits ergeben: Zwei ehemalige SIMEC-Mitarbeiter haben mit der Adapted Solutions GmbH eine eigene Firma gegründet, die ihren Sitz ebenfalls im TCC hat. "Mit diesem Unternehmen arbeiten wir eng zusammen. Wir nutzen zum Beispiel deren Simulationssystem Portunus für Online-Design in den Bereichen Antriebssysteme und alternative Energieanwendungen", so Knorr.

Neben der Krise gibt es einen zweiten Grund, weshalb Transim gerade im Aufschwung ist: 2010 wurde die Firma von Arrow Electronics übernommen, einem der beiden Weltmarktführer beim Vertrieb elektrischer Bauteile. "Wir profitieren vom großen Portfolio von Arrow Electronics und können dadurch viele neue Kunden erschließen", sagt Knorr. Und noch einen weiteren Vorteil sieht er an dem großen Mutterkonzern im Rücken: die Nachwuchsgewinnung wird einfacher, vor allem in Japan und den USA. "In Japan gibt es zwar viele sehr gut ausgebildete Fachkräfte, trotzdem ist es für kleine Firmen schwierig, gute Leute zu finden. Im Allgemeinen sind Absolventen bestrebt, einen Job bei einer der großen Marken zu bekommen - und dort dann ein Leben lang zu bleiben", so Knorr. In den USA hingegen gebe es einen Mangel an Fachkräften und gegenwärtig ebenfalls eine geringe Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln. "Durch den Zusammenschluss mit Arrow Electronics ist es einfacher für uns, da wir die soziale Sicherheit des großen Unternehmens mit der Agilität eines Start-ups verbinden können", erklärt Knorr und ergänzt: "Transim ist zwar mit über 50 Mitarbeitern auch kein klassisches Start-up-Unternehmen mehr, aber wir versuchen, uns diesen Spirit zu erhalten."

Wer sich bei Transim bewirbt, sollte aus der Informatik kommen, aber auch ein Grundwissen aus der Elektrotechnik mitbringen. "Einerseits geht es um Software-Entwicklung. Andererseits arbeiten wir für Halbleiterhersteller, da ist es gut, auch in diesem Gebiet etwas Ahnung zu haben", erklärt Knorr. Bei der Nachwuchsgewinnung für den Chemnitzer Standort arbeitet Transim heute vor allem mit der Berufsakademie Glauchau zusammen, wo das Studium mit einer Ausbildung bei Praxispartnern verknüpft wird. Doch auch über Kontakte zu Studierenden der TU Chemnitz würde Knorr sich freuen: "Ein Praktikum ist ein guter Einstieg, um sich gegenseitig kennenzulernen. Und wenn es gut läuft, übernehmen wir unsere Praktikanten. Denn auch das Chemnitzer Büro wird in Zukunft weiter wachsen."

Seine eigene "grundsolide Ausbildung" möchte er nicht missen. Das Studium an der TH/TU Karl-Marx-Stadt in den 1980er-Jahren sei tiefgründig, anspruchsvoll und konzentriert gewesen: "Gerade in der Elektrotechnik waren die Verlustzahlen in den ersten Semestern nicht ohne. Wer da durch gekommen ist und ordentliche Noten hatte, vergisst das sein Leben lang nicht." Überhaupt habe das Studium seinen Lebensweg maßgeblich geprägt: "Professor Manfred Kronberg, der die Leistungselektronik gelehrt hat, hat exzellente Talententwicklung betrieben. Er hat gute Leute frühzeitig an Projekten beteiligt - nur so konnten wir später das Unternehmen SIMEC ausgründen." Trotz dem hohen Anspruch im Studium sei auch der Spaß nicht zu kurz gekommen. "Um selber Wein zu brauen, mal ein Bier zu trinken oder in den Studentenclubs zu feiern, war immer noch genügend Zeit", erinnert sich der Absolvent gerne zurück.

Katharina Thehos
03.04.2012

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