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Feuchtfröhliches Gautschfest auf der Gutenbergwiese

Anno Domini 2015 im Juli am 6. Tage: Institut für Print- und Medientechnik pflegt uralten Brauch und nahm sechs Kornuten in die Druckerzunft auf

"Pakket an! Lasst seinen Corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen. Der durstgen Seel´ ein Sturzbad gebet obendrauff! Das ist dem Jünger Gutenbergs die allerbeste Tauff!" - so schallte es am 6. Juli 2015 wieder auf der "Gutenbergwiese" hinter dem Institut für Print- und Medientechnik der Technischen Universität Chemnitz an der Reichenhainer Straße 70. Gemäß dem bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Brauch der Buchdrucker werden auch auf dem Uni-Campus ausgewählte Auszubildende, Studierende und Mitarbeiter, mit einer feierlichen Wassertaufe in den Kreis der Jünger Gutenbergs aufgenommen, so auch an diesem Tag.

Sechs sogenannte Kornuten (Anwärter) wurden vom Gautschmeister Martin Mellendorf aufgerufen und anschließend von den Packern Tino Zillger, Daniel Höst und Alexander Bödicker in einen mit kaltem Wasser gefüllten Büttenfass mit Haut und Haar getaucht. In diesem Jahr unterzogen sich dem Ritual: Karin Förster, Akhil Morthi, Chinmay Bapat, Jan Joachim, Sophie Sauva und Daniel Pickarski - alles Studierende oder Mitarbeiter des Institutes für Print- und Medientechnik. Nach der Wassertaufe wurde den Gäutschlingen ein übler Trank, dessen Rezept weitestgehend geheim ist, eingeflößt. Den Abschluss des feuchtfröhlichen Rituals bildete die Übergabe des schmucken Gautschbriefes an die sechs von allen beruflichen Unarten befreiten Schwarzkünstler. Übrigens: Ein Kornute hat sich in diesem Jahr erfolgreich dem Zugriff der Packer entzogen, vermutlich wird er 2017 in Ketten zum Gautschfest geführt.

Das Wort "Gautschen" stammt übrigens aus der Papierherstellung. Wenn das Papier frisch geschöpft ist, wird der feuchte Papierbogen vom Sieb auf eine Filzunterlage abgelegt. In früheren Jahrhunderten hatten die Drucker einen sehr engen Kontakt mit der Geisteswelt der Akademiker und Studenten. So kam es, dass dadurch Bräuche entstanden, wie sie damals von den Studenten einmal im Jahr gefeiert wurden. So wie bei den Zimmerleuten ein Richtfest abgehalten wird, so erhalten die Schriftsetzer und Drucker nach Abschluss ihrer Ausbildung die Wassertaufe - also das Gautschen. Das Gautschfest wurde und wird auch an der TU Chemnitz als Zeremonie für die Aufnahme der Lehrlinge, Studierenden und Mitarbeiter des Instituts für Print- und Medientechnik in den Kollegenkreis abgehalten. Das erste Gautschfest fand übrigens am 25. Juni 1978 anlässlich eines Gartenfestes der Polygraphen statt. Und im nächsten Jahr wird es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit wieder auf der Gutenbergwiese heißen: ""Pakket an! ..."

Mario Steinebach
06.07.2015

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