Der Traum von der EM-Medaille vor der Haustür
TU-Sportlerin des Jahres Vivien Röder ist deutsche Meisterin im Kraftdreikampf – Jetzt nimmt sie mit Medaillenhoffnungen an den Europameisterschaften in Chemnitz teil
„Läuft bei Vivien Röder“, so würde man es wohl auf Neudeutsch ausdrücken. Die gebürtige Karl-Marx-Städterin hat seit Juli vergangenen Jahres nicht nur ihren Master der Psychologie in der Tasche, sondern errang vor zwei Monaten in Essen zudem den Titel der deutschen Meisterin im Kraftdreikampf. Dabei verbesserte sie ihren eigenen deutschen Rekord in der Teildisziplin Bankdrücken auf 145 Kilogramm. Nun hat die 26-Jährige ihr nächstes Ziel vor Augen: Die Kraftdreikampf-Europameisterschaften vom 6. bis 9. Mai 2015 in Chemnitz. Dabei kann sie sich Hoffnungen auf eine Medaille machen.
Zum Kraftsport fand Röder vor zehn Jahren in den USA während eines High School-Jahres. Auf der Suche nach einer Sportart für den Winter ging sie die örtlichen Angebote durch: „Fürs Cheerleading bin ich nicht der Typ, also entschied ich mich für Powerlifting. Dabei habe ich Blut geleckt.“ Bei der im Deutschen unter Kraftdreikampf bekannten Sportart müssen die Athleten nacheinander die Teildisziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben bewältigen. Die Übungen müssen technisch sauber ausgeführt werden, erst wenn zwei der drei Kampfrichter „weißes Licht“ geben, zählt der Versuch als gültig. Pro Teildisziplin haben die Sportler insgesamt nur drei Versuche, was ein gewisses Taktieren erforderlich macht.
Dass nun die Europameisterschaft ausgerechnet in ihrer Heimatstadt ausgetragen wird, freut die ehrgeizige Röder ganz besonders. Zwar wachse auch ihre Aufregung, wenn Familie, Freunde und heimisches Publikum vor Ort die Daumen drücken, doch sehe sie vor allem Vorteile für sich: „Ich bin ein Wettkampftyp. Bei der Sachsenmeisterschaft habe ich gemerkt, wie sehr es mir hilft, wenn die ganze Halle mitfiebert.“ Sie hofft daher, dass zahlreiche Unterstützer den Weg in die Halle 2 der Messe Chemnitz finden. Neben ihr wird mit Nicole Fydrich noch eine weitere Chemnitzerin in der Gewichtsklasse bis 72 Kilogramm an den Start gehen.
In der Gesamtwertung macht sich Röder zwar wenig Hoffnungen auf einen Platz auf dem Treppchen, doch schielt sie in ihrer Paradedisziplin Bankdrücken auf eine Medaille, zumal sie dort bei den Europameisterschaften 2013 bereits Bronze gewinnen konnte. Ihr Ziel für die Disziplinen Kniebeuge und Kreuzheben ist es, ihre persönlichen Bestleistungen von 157,5 Kilogramm beziehungsweise 160 Kilogramm zu steigern. Dafür trainiert die amtierende TU-Sportlerin des Jahres drei Mal die Woche bis zu drei Stunden mit ihrem Trainer Frank Bock. Am Wettkampftag selbst werden dann aber noch weitere Faktoren entscheidend sein, weiß die erfahrene Kraftsportlerin: „Da zählt dann noch, wie gut du geschlafen hast und wie sehr du deine Nervosität im Griff hast. Die letzten fünf bis zehn Kilo sind Tagesform.“
Vielleicht kann die frischgebackene Master-Absolventin dabei von ihrem Psychologiestudium an der TU profitieren. Ihren Bachelor schloss sie zuvor auch in dem Nebenfach Sport ab. Jetzt ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin an der Professur Forschungsmethodik und Evaluation bei Prof. Dr. Peter Sedlmeier. Auch wenn sie Chemnitz weiterhin treu bleibt, sammelte die selbstbewusste Frau schon viel Erfahrung im Ausland. Neben dem angesprochenen High School-Jahr arbeitete sie bereits als Au Pair in Frankreich und absolvierte ein Auslandssemester in Norwegen. Noch heute schwärmt sie von den idealen Trainingsbedingungen in dem skandinavischen Land, denn dort kennt den Kraftdreikampf jedes Kind.
Wer Vivien Röder bei den Europameisterschaften unterstützen möchte, hat dazu am Donnerstag, den 7. Mai, ab 12 Uhr in der Halle 2 der Messe Chemnitz die Gelegenheit. Der Eintritt ist frei. Für alle die nicht selbst anwesend sein können, gibt es einen Live-Stream im Internet.
(Autor: Sebastian Muckelbauer)
Katharina Thehos
24.04.2015