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Gesundes Aufwachsen in Chemnitz

Das Projekt KOMPASS feiert fünfjähriges Bestehen – Sportwissenschaftler der TU Chemnitz präsentieren erste Ergebnisse

  • Die Sportwissenschaftler der TU Chemnitz untersuchen regelmäßig die motorische Leistungsfähigkeit von Grundschülern - als nächstes stehen im März 2016 Tests in den vierten Klassen an. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Andreas Seidel

Seit 2010 führt die Technische Universität Chemnitz in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt der Stadt Chemnitz das Projekt „Komplexe Allgemeine Schuluntersuchung - KOMPASS“ an sämtlichen kommunalen Grundschulen durch. Inhaltlich erfasst diese Studie flächendeckend den gesundheitlichen Status, die Bewegungs- sowie Freizeitaktivität und die motorische Leistungsfähigkeit der Grundschüler an bis zu 40 Lehreinrichtungen in Chemnitz. Seitdem fand das Projekt in jedem Schuljahr Fortsetzung mit der Untersuchung der jeweiligen Schulanfänger. Bisher konnte so ein umfassender Querschnitt der Chemnitzer ABC-Schützen von über 5.000 Kindern erzeugt werden. Im Schuljahr 2013/2014 erfolgte zudem die Nachuntersuchung der Schulanfänger des Jahrganges 2010, so dass mittlerweile auch umfangreiche Daten zum Bewegungsverhalten und der Motorik der Kinder im Vergleich von der 1. zur 4. Klasse als Längsschnitt vorliegen.

Aufgrund dieser Längsschnitterhebungen kann ein Vergleich des Entwicklungsstandes der Mädchen und Jungen über die Grundschulzeit gezogen werden. „Damit leisten die Professur Sportmedizin/-biologie der TU Chemnitz und die Abteilung Gesundheitsförderung des Gesundheitsamtes einen effektiven Beitrag zum gesunden Aufwachsen der Chemnitzer Kinder“, sagt Prof. Dr. Henry Schulz, Inhaber der Professur Sportmedizin/-biologie.

Momentan werten die Erhebungen der Klassen 4 aus dem März des vorangegangen Schuljahrs aus und vergleichen die Ergebnisse mit den Erhebungen von 2011. Des Weiteren sind die Mitarbeiter der Professur Sportmedizin/-biologie aktuell an den Grundschulen unterwegs, um die Elternbefragung der 4. Klassen für das Schuljahr 2015/16 durchzuführen. Im März 2016 werden die entsprechenden motorischen Tests folgen.

Bisherige Ergebnisse des Längsschnittsvergleichs

Die bisher gewonnenen Informationen sollen einerseits Aufschluss über relevante Zusammenhänge zwischen Sport, Spiel sowie Bewegung in der Freizeit und der Motorik, der familiären und sozialen Situation und gesundheitlichen Beschwerden der Jungen und Mädchen zum Schuleinritt geben. Andererseits können über die Längsschnittuntersuchungen der Erst- und Viertklässler Veränderungen im Freizeitverhalten und der Motorik erfasst und eingeschätzt werden. Dies ermöglicht den relevanten Akteuren und Institutionen, wie Kindertageseinrichtungen, Schulen, Eltern und Sportvereinen, gezielter an dem gesunden Aufwachsen der Kinder zu arbeiten und neue Angebote umzusetzen.

Anhand der Elternbefragungen konnten die Wissenschaftler ermitteln, dass sich im Verlauf der Grundschulzeit das Sportverhalten der Kinder positiv verändert hat. Insbesondere der Anteil der Jungen, die in einem Verein Sport treiben, stieg von 29,4 Prozent in der 1. Klasse auf 53,2 Prozent in der 4. Klasse. Bei den Mädchen hingegen beläuft sich der Anstieg lediglich von 19,8 auf 32,4 Prozent. Allerdings ist auch der Anteil der Kinder, die keinen organisierten Sport treiben, von insgesamt 22,9 auf 27,6 Prozent gestiegen.

Parallel dazu steigerten die Kinder ihren Medienkonsum enorm. Während 79,6 Prozent der Erstklässler ihren täglichen Medienkonsum auf bis zu eine Stunde beschränkten, was Experten im Kindesalter bis zehn Jahre auch maximal empfehlen, sehen 54 Prozent der Kinder in der 4. Klasse mehr als eine Stunde fern oder spielen mit der Konsole.

Die motorische Leistungsfähigkeit der Chemnitzer Grundschüler stieg in den ersten vier Schuljahren deutlich, im Gegensatz zum Trend in Deutschland, um knapp 30 Prozent. Keine Veränderungen zeigten sich beim Vergleich des Gewichtstatus. Insgesamt betrachtet sind die Chemnitzer Viertklässler normalgewichtig. Gerademal 9,7 Prozent befinden sich im Übergewichts- bzw. Adipositas-Bereich. Untergewichtig sind hingegen ca. 15 Prozent der Schüler. „Anhand dieser Daten gilt es weiterhin, durch Interventionsprogramme das Bewegungsverhalten zu stärken, um dem wachsenden Medienkonsum entgegen zu wirken“, sagt Anke Otto, Mitarbeiterin der Professur Sportmedizin/-biologie.

„Aus diesem Grund ist es wichtig, die Leistungsfähigkeit während der motorischen Entwicklung in regelmäßigen Abständen zu ermitteln“, ergänzt Prof. Schulz. Die Sportwissenschaftler planen, KOMPASS erneut mit identischem methodischem Vorgehen ab dem Schuljahr 2018/2019 in der Klassenstufe 9 durchzuführen. „Die gesundheitliche Situation der Chemnitzer Kinder ist zwar momentan nicht besorgniserregend, aber für eine flächendeckende und ausreichende Gesundheitsförderung gilt es, Gefahren zu erkennen, Präventionsmaßnahmen einzuleiten und diese zu stärken“, erklärt Otto.

Weitere Informationen erteilt Anke Otto, Telefon 0371 531-34612, E-Mail anke.otto@hsw.tu-chemnitz.de.

(Autoren: Anke Otto und Prof. Dr. Henry Schulz)

Katharina Thehos
18.09.2015

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