Region und Identität in Ostmitteleuropa
Grenzüberschreitende Fachtagung führt Wissenschaftler aus Deutschland, Polen und Tschechien zusammen
Die Regionalpolitik gehört zu den wichtigsten Politikfeldern der Europäischen Union und bildet aktuell den zweitgrößten Posten des EU-Haushalts. Besonders in Grenzräumen ist seit der politischen Wende von 1989/90 und dem EU-Beitritt der ostmitteleuropäischen Staaten 2004 ein starker Einfluss auf das gesellschaftliche Zusammenleben und grenzüberschreitende Kooperation zu verzeichnen. Auf einer Fachtagung vom 11. bis 13. Oktober 2013 im tschechischen Ústí nad Labem mit dem Titel "Regionale Identitäten und regionale Akteure in Sachsen und Tschechien im ostmitteleuropäischen Vergleich" spüren deutsche, polnische und tschechische Sozial- und Kulturwissenschaftler diesen Entwicklungen nach.
"Im Zuge des europäischen Integrationsprozesses sind in den vergangenen Jahren transregionale Vernetzungsräume entstanden, die für eine neue Qualität von Regionalisierungsprozessen stehen" sagt Prof. Dr. Stefan Garsztecki, Inhaber der Professur Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas, der die Tagung organisiert hat. "Ihre wissenschaftliche Analyse gehört in den vergangenen Jahren zu den Forschungsschwerpunkten meiner Professur", führt er weiter aus. Erst kürzlich ist in diesem Zusammenhang der Sammelband "Regionale Identitäten und transnationale Räume in Ostmitteleuropa" erschienen, den Garsztecki zusammen mit seiner Mitarbeiterin Ilona Scherm und dem Jenaer Geographen PD Dr. Christoph Waack (der in den Jahren 2010 bis 2012 die Professur für Sozial- und Wirtschaftsgeographie in Chemnitz vertreten hatte) herausgegeben hat. Waack ist auf der Konferenz mit einem Vortrag zum Thema "Umstrittene Grenzziehungen an den Grenzen der EU-Mitgliedsstaaten" vertreten. Neben Garsztecki sind noch weitere Chemnitzer Wissenschaftler an der Tagung beteiligt: Prof. Dr. Miloš Řezník, Inhaber der Professur Europäische Regionalgeschichte, referiert über "Historische Grundlagen für regionale Identitäten". Dr. des Piotr Kocyba, Mitarbeiter an Garszteckis Professur Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas, befasst sich mit der Schlesischen Regionalbewegung. Und Dr. des Radosław Buraczyński (inzwischen an der TU Dresden) stellt Teilergebnisse eines DFG-Projektes vor, das unter dem Titel "Migrationspolitik und Versicherheitlichung in den Grenzregionen Ostpolens" in den vergangenen Jahren an der TU Chemnitz angesiedelt war.
Die Konferenz wird in Zusammenarbeit mit der Jan Evangelista Purkyně-Universität Ústí nad Labem durchgeführt. Sie ist zugleich die Jahrestagung der Fachkommission "Wirtschafts- und Sozialwissenschaften" im Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrat, einer der wichtigsten deutschsprachigen Wissenschaftsorganisationen zur Erforschung des östlichen Europa in europäischen Bezügen unter historischen, sozialwissenschaftlichen und kulturellen Fragestellungen, in der auch Garsztecki Mitglied ist. Die Veranstaltung wird von der EU im Rahmen des Kleinprojektefonds im Programm "Ziel 3/Cíl 3" über die Euroregion Elbe/Labe kofinanziert.
Das Programm der Tagung: http://www.tu-chemnitz.de/phil/europastudien/eskultur/dokumente/ProgrammFachkommissionUsti2013-final.pdf
Weitere Informationen erteilt Ilona Scherm, Telefon 0371 531-34503, E-Mail ilona.scherm@phil.tu-chemnitz.de.
(Autor: Martin Munke)
Katharina Thehos
02.10.2013