Abgeschlossene Forschungsprojekte
8) 02/2016-01/2018: Solidarität mit Hindernissen. Die schwierige Verständigung von Solidarność-Mitgliedern in Westdeutschland zu Beginn der 1980er Jahre
Projektziel:
Die Ausrufung des Kriegsrechts im Dezember 1981 in Polen ging mit einem Verbot der Solidarność einher. Viele Mitglieder emigrierten ins Ausland unter anderem nach Westdeutschland. Dort begann ein intensiver Diskurs mit westdeutschen Gewerkschaften und Intellektuellen über die grundsätzliche (Un-)Reformierbarkeit des Sozialismus, die gewerkschaftliche Arbeit, die nationale Frage in Polen und in Deutschland, Deutschland und Polen in der europäischen Außenpolitik sowie die Vision eines Europas nach dem Ende von Staatssozialismus und Kaltem Krieg. Im westdeutschen gewerkschaftlichen Milieu wurde vertieft über gewerkschaftliches Selbstverständnis und Handlungsmöglichkeiten diskutiert, auf polnischer Seite führten die Kontakte zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Praxis der Gewerkschaftsarbeit im Westen. Die hier in Gang gesetzten Debatten beeinflussten nicht nur das Denken beider Seiten, sondern ermöglichten auch wesentlich die deutsch-polnische Verständigung nach 1989.
Projektbeschreibung:
1. Kontext
Die Neuordnung Europas nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und die Wahrnehmung einer von den kommunistischen Machthabern sich unabhängig machenden Gesellschaft wurde auch in den Kontakten zwischen deutschen und polnischen Gewerkschaftlern vorbereitet. Die Verortung der Diskurspartner auf beiden Seiten in einem gewerkschaftlichen Milieu schuf eine Nähe, die die Aufnahme von Beziehungen ermöglichte. Beim Nahkontakt stellten sich jedoch unerwartete Differenzen heraus, an denen sich eine intensive diskursive Arbeit entzündete. Diskutiert wurden damals Themenkomplexe wie das Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Kirche, Fragen der deutsch-polnischen Versöhnung und der grundsätzlichen (Un-)Reformierbarkeit des Sozialismus.
2. Fragestellung
Analysiert werden die Diskurse von Vertretern der Solidarność in Westdeutschland sowie polnischer Emigranten mit westdeutschen Gewerkschaften und Linksintellektuellen nach der Verhängung des Kriegsrechts in Polen im Dezember 1981 bis zum Ende des Sozialismus im Frühjahr 1989. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt dabei auf dem Zeitraum direkt nach der Verhängung des Kriegsrechts. Erkenntnisleitend ist dabei die These, dass am Diskurs der Gewerkschaftsvertreter und Intellektuellen eine thematische Verflechtung und wechselseitige Beeinflussung beider Gesellschaften in bestimmten Milieus eruiert werden kann, die über eine einseitige karitative Haltung Westdeutschlands gegenüber Polen weit hinausgeht. Gefragt wird nach dem Stellenwert der westdeutsch-polnischen Kontakte für die weitere Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses, nach den Grundlagen dieser Gespräche, nach eventuellen Erfolgen und Missverständnissen in diesem Verhältnis sowie nach den Nachwirkungen nach 1989.
3. Untersuchungsmethoden
Analysiert werden Zeitungen und Periodika der beteiligten Akteure, außerdem werden Zeitzeugeninterviews geführt. Untersucht wird das Verhalten der Akteure anlässlich einer Reihe ausgewählter Schlüsselereignisse sowie im Wandel der Zeit. Als lokales Fallbeispiel werden Möglichkeiten und Grenzen des konkreten Zusammenwirkens zwischen Solidarność-Anhängern und westdeutschen Intellektuellen in Bremen erforscht, wo die Aktivitäten der westdeutschen Exilgruppe der Solidarnosc; zeitweilig koordiniert wurden. Das Projekt geht über die bereits vorliegenden Untersuchungen zu den westdeutsch-polnischen Kontakten in diesem Zeitraum hinaus, da es die Annäherungsprozesse lokal fokussiert analysiert.
Pogląd Polskie lato
Przekazy Wiadomości Kolońskie
Projektdauer: 02/2016-01/2018
Projektleitung und Bearbeiter/in:
Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Garsztecki
TU Chemnitz Institut für Europäische Studien
E-Mail:
Bearbeiter: Dr. Rüdiger Ritter
TU Chemnitz Institut für Europäische Studien
E-Mail:
Das Projekt wird gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung mit einer Summe von rund 80.000 Euro.
7) 03/2014-02/2015: Die Professur Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas an der Technischen Universität Chemnitz ist Partner in dem Ziel3-Projekt "Grenzüberschreitende Bildungsforschung. Strategien der regionalen und interkulturellen Bildung in der sächsisch-niederschlesischen Grenzregion im Lichte von historischen und soziologischen Untersuchungen". Lead Partner ist das Koordinierungsbüro der Sächsischen Bildungsagentur in Görlitz, das seit 2003 auf Grundlage der Strategie der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Sachsen und Niederschlesien im Bildungsbereich erfolgreich Projekte durchführt. Weitere Projektpartner sind das Niederschlesische Kuratorium für Bildung, die Universität Zielona Góra sowie die Stadtverwaltungen Görlitz und Zgorzelec.
Um Schüler/-innen, Lehrer/-innen sowie Mitarbeiter/-innen der Schulverwaltung und -aufsicht beiderseits der Lausitzer Neiße auf die Herausforderungen der sächsisch-niederschlesischen Grenzregion vorzubereiten – einer Region, die insbesondere jungen Menschen kaum Zukunftsperspektiven zu bieten scheint –, fördert die Sächsische Bildungsagentur im Sinne von Annäherung durch Verflechtung den nachhaltigen Auf- und Ausbau der grenzüberschreitenden Bildungszusammenarbeit.
Weitere Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte dem Internetauftritt der Sächsischen Bildungsagentur.
6) 07/2014-03/2015: Bis März 2015 wird im Rahmen der Ziel3-Förderung Sachsen-Tschechien das Pilotprojekt "Kulturweg der Vögte - eine Zeitreise im Dreiländereck" die im Rahmen des abgeschlossenen Projekts "Grenzüberschreitungen - neue Wege von Land zu Land" entstandenen Arbeitskontakte und erfolgreich durchgeführten Veranstaltungen weiterführen und ausbauen. Einen Schwerpunkt stellt dabei die weitere verstärkte Einbeziehung der sich konstituierenden Tourismusregion "Vogtland – länderübergreifend in den Freistaaten Sachsen und Thüringen" dar.
In der relativ kurzen Arbeitsphase werden zwei Fachtagungen in Greiz und Cheb stattfinden, denen sich Studienfahrten in die Region anschließen. Außerdem wird eine Broschüre erstellt zur neuen grenzüberschreitenden Tourismusdestination "Kulturweg der Vögte" und eine Fotowanderausstellung wird zum gleichen Thema erarbeitet. Lead Partner dieses Projektes ist der Verein "Dialog mit Böhmen e.V." in Greiz, weitere Projektpartner neben der TU Chemnitz sind das Staatliche Gebietsarchiv in Cheb (Eger), das Vogtlandarchiv Schloß Voigtsberg in Oelsnitz/V. und die Euregio Egrensis AG Sachsen/Thüringen in Plauen.
Weitere Informationen zum Projekt entnehmen Sie bitte der Pressemitteilung der TU Chemnitz.
5) 09/2012-02/2015: Das Ziel3-Projekt "Grenzraum 2.0" verfolgt die Weiterqualifizierung deutscher und tschechischer Studierender der beteiligten Universitäten TU Chemnitz, TU Liberec und UJEP Ústí nad Labem, es leistet einen Beitrag zur innovativen Wiederbelebung des sächsisch-tschechischen Grenzraumes und es trägt zur weiteren Verflechtung der sächsisch-tschechischen Universitäten bei. Im Zeitraum von 26 Monaten sollen 30 Studierende der beteiligten Universitäten mit Hilfe von Projektsimulationen mit den Themenbereichen regionale Entwicklung, demographischer Wandel, Umweltschutz, Tourismus sowie Bürgergesellschaft im sächsisch-tschechischen Grenzraum vertraut gemacht werden. Hinzu kommen Informationen über Stiftungen, öffentliche Institutionen und Förderer im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet.
In sechs Coaching-Seminaren werden neben den angeführten thematischen Aspekten auch Kenntnisse über die Grenzregion, ihre Besonderheiten, die institutionelle Infrastruktur, die Regionalpolitiken beiderseits der Grenze und die praktischen Aspekte von Projektarbeit, d.h. Beantragung, Abwicklung, Monitoring etc. vermittelt. Begleitende Maßnahmen decken Aspekte interkulturellen Trainings, rechtliche und sozioökonomische Grundlagen der sächsischen bzw. tschechischen Gesellschaft, Präsentationstechniken und weiteres mehr ab und werden im Rahmen von 2 Blockseminaren unterrichtet.Mithilfe dieser Maßnahmen sollen die Studierenden notwendige Fertigkeiten und Kenntnisse für Berufsperspektiven im sächsisch-tschechischen Grenzraum erwerben. Das Projekt möchte so einen kleinen Beitrag gegen den "brain drain" in der Region leisten.
Der Wirkungsbereich des Projektes erstreckt sich auf den Grenzstreifen beiderseits der Grenze und umfasst alle grenznahen, sächsisch-tschechischen Kreise in den Euroregionen Neisse – Nisa – Nysa, Elbe/Labe, Erzgebirge/Krušnohoří und EUREGIO EGRENSIS. Die beteiligten Studierenden werden über einen Zeitraum von drei Semestern für die Entwicklung und Beantragung der eigenen Projektideen in einer Reihe von aufeinander aufbauenden Veranstaltungen geschult.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
4) 09/2013-09/2014: Seit 2004 ist Polen Mitglied der Europäischen Union. Die östliche Außengrenze der EU verläuft seitdem nicht mehr zwischen Deutschland und Polen, sondern zwischen Polen und der Ukraine. Wie sich der Zusammenhalt der Bevölkerung diesseits und jenseits dieser beiden Grenzen entwickelt, untersuchen vier Nachwuchsforscher der Technischen Universität Chemnitz und der Jagiellonen Universität in Krakau. In dem Projekt "Soziale Kohäsion: eine vergleichende Studie zur Lage in der polnisch-deutschen und polnisch-ukrainischen Grenzregion" untersuchen sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Kontext des europäischen Integrationsprozesses. "Soziale Kohäsion" wird dabei als ein Faktor betrachtet, der zur Stärkung gutnachbarschaftlicher Kontakte in der polnisch-deutschen sowie der polnisch-ukrainischen Grenzregion beitragen kann. Dieser These gehen die Wissenschaftler mit leitfadengestützten Experteninterviews nach, die sie mit Vertretern lokaler (meinungsbildender) Eliten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft durchführen.
Das Projekt wurde ab 1. September 2013 von der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung (DPWS) mit rund 15.000 Euro für ein Jahr gefördert. Es soll zudem die Zusammenarbeit der Nachwuchsforscher sowie der Studierenden der beiden Partneruniversitäten in Chemnitz und Krakau fördern. Dies wird unter anderem durch die Präsentation der Ergebnisse der Studie auf einer Konferenz und in einem Workshop im September 2014 sowie durch die im Projekt vorgesehenen Publikationen erfolgen. Die Kooperation wird fortgeführt durch zwei an der Jagiellonen Universität in Krakau sowie an der TU Chemnitz organisierte Sommerschulen mit dem Ziel der Stärkung interkultureller Kompetenzen des akademischen Nachwuchses. Darüber hinaus soll in einem Folgeprojekt zur grenzüberschreitenden Kooperation die Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitäten vertieft werden.
3) 04/2011-03/2013: Unter dem Titel "Polonia restituta? Aktuelle polnische Migration in Norddeutschland: soziale Netzwerke, Gruppenidentität und Traditionsbildung" untersuchte die Professur für Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas im Rahmen eines durch die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung mit 100.000 Euro geförderten Forschungsprojekts unter Leitung von Professor Dr. Stefan Garsztecki die aktuelle polnische Migration in Norddeutschland (Bremen, Hannover, Hamburg) einschließlich ihrer Traditionslinien. Projektpartner war das Zentrum für Studien und Forschung zur Polonia (Ośrodek Studiów i Badań Polonijnych) der Universität Szczecin.
Mit Hilfe von Interviews, teilnehmender Beobachtung, Archivstudien und der Aufzeichnung der Organisationsstruktur in den genannten Städten hat eine eigens hierfür geschaffene Mitarbeiterstelle die sozialen Netzwerke von Menschen mit kulturell polnischem Hintergrund, ihre Identität auch in der Tradition der alten Polonia und ihre Formen der Vergesellschaftung herausgearbeitet. Eingeleitet wurde das Projekt durch einen Workshop in Stettin, auf dem nicht nur Inhalte des Projekts – Identität der Gruppe, Existenz transnationaler Räume, Sprachunterricht, kulturelle Aspekte des Lebens der Migranten, etc. – konkretisiert, sondern an dem auch Studierende beteiligt wurden, die zur Abfassung von Bachelor- bzw. Masterarbeiten angehalten waren. Auf Stettiner Seite bot ein dreimonatiger Forschungsaufenthalt in Deutschland einem Nachwuchswissenschaftler Gelegenheit, eigenen Forschungsvorhaben nachzugehen, wie etwa den Motiven polnischer Migranten aus dem Stettiner Gebiet in Mecklenburg-Vorpommern. Am Ende des Projektzeitraumes stand eine internationale Konferenz an der TU Chemnitz, die Ergebnisse des Projektes im Kontext der Migrationsforschung und anderer Migrationen diskutierte. Eine abschließende Publikation wird nicht nur Konferenzergebnisse, sondern auch Projektergebnisse wie zum Beispiel exemplarische Lebensläufe, einen Nachweis von Polonia-Organisationen, Hinweise auf z.T. noch nicht erforschte Archivalien und weitere Materialien umfassen.
Projektverantwortliche: Dr. Joanna Rzepa. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Pressemitteilung der TU Chemnitz.
2) 2012: Die Professur Kultur- und Länderstudien führte ein von der IHK Chemnitz beauftragtes Forschungsprojekt im sächsisch-tschechischem Grenzraum durch. Im Rahmen des Projekts wurde eine grenzüberschreitende Konsumentenbefragung in Tschechien zu den Themen Handel, Tourismus, Freizeit, Dienstleistungen und Verkehr durchgeführt. Ziel war es. auf wissenschaftlichen Kriterien beruhende, quantifizierbare und aussagekräftige Erkenntnisse zu folgenden Punkten zu erhalten: Besuchshäufigkeit des Nachbarlandes, Anlass, Budget, genutzte Verkehrsmittel und -wege, Verweildauer, sonstige „Nebennutzung und Kopplungseffekte“ der Konsumente, Stärker und Schwächen der besuchten Einrichtungen. Die Konsumentenbefragung beruhte methodisch auf einer Stichprobenauswahl von ca. 1000 Konsumenten, die die Grenze zum Nachbarland zum Zwecke des Aufsuchens eines Konsumortes überquert haben. Die Befragung wurde in Einkaufs- und Freizeitstätten durchgeführt. Studentische Projektmitarbeiter haben die deutschen Konsumenten auf der tschechischen Seite des Erhebungsraumes befragen. Die Untersuchung wurde entlang der West-Ost-Erstreckung des Kammergebiets der IHK südlich bis Karlovy Vary an etwa 10 Befragungsorten durchgeführt. Die Ergebnisse des Projektes wurden Juli 2012 dem interessierten Fachpublikum präsentiert. Für das Projekt verantwortlich war Herr PD Dr. Christoph Waack.
1) 05/2010: Der Lehrstuhl für Kultur- und Länderstudien Ostmitteleuropas an der TU Chemnitz organisierte in Kooperation mit dem Seminar für Ost- und Ostmitteleuropäische Studien an der Universität Bremen und dem Zentrum für Studien und Forschung zur Polonia (Ośrodek Studiów i Badań Polonijnych) an der Universität Stettin (Uniwersytet Szczeciński) eine Frühjahrsschule zum Thema „Spurensuche: Polnische Emigration in Nordwestdeutschland im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit“. Das aus Mitteln der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung geförderte Projekt nimmt das Thema historische polnische Migration von Polen nach Deutschland, besonders die mit dem Zweiten Weltkrieg verknüpften Abschnitte der polnischen Zwangsemigration, unter die Lupe. Die Feldforschung konzentriert sich auf die Geschichte der Polen, die infolge des Untergrundkampfes sowie einer aktiven Beteiligung am Warschauer Aufstand verhaftet und in die Arbeitslager verschleppt wurden.
Im Rahmen dieses Projektes entstand folgende Publikation: Joanna Rzepa (Hrsg.): Frühjahrsschule 2010: Spurensuche. Polnische Kriegsgefangene und Kriegsmigranten in Nordwestdeutschland. Chemnitz 2014.