✝ Nachruf
Zu sterben und zu leben,
Sobald er mir gebeut;
Es sei heut' oder morgen,
Dafür laß ich ihn sorgen,
Er weiß allein die rechte Zeit.
(Paul Fleming)
Zum Tod von Prof. Dr. Dietmar Schubert
(1947 – 2015)Mit großer Bestürzung haben wir vom plötzlichen Tod unseres Kollegen, Herrn Prof. Dr. Dietmar Schubert erfahren. Mit ihm verlieren wir nicht nur einen großartigen Kenner der Literatur der Frühen Neuzeit und des Barock, sondern darüber hinaus einen zutiefst geschätzten, engagierten, zuverlässigen und liebenswerten Mitarbeiter.
Herr Prof. Dr. Schubert, Jahrgang 1947, studierte Deutsch und Musik am Pädagogischen Institut Zwickau, wo er 1978 im Fach ‚Germanistische Literaturwissenschaft‘ promovierte. 1985 folgt die Habilitation in Potsdam mit Erteilung der Facultas docendi für das Fachgebiet ‚Deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700‘. 1997 verleiht ihm die Philosophische Fakultät der TU Chemnitz die Venia legendi für ‚Neuere deutsche Literaturgeschichte‘, 2008 wird er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Seit 1994 wirkte er als Lehrbeauftragter an der Professur Neuere Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der TU Chemnitz; ferner war er langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik an der Universität Leipzig. Zu seinen wichtigsten Forschungsfeldern zählten die deutsche Literatur des 17. Jahrhunderts, insbesondere Paul Fleming und andere sächsische Lyriker des Barockzeitalters sowie die Literatur des Renaissancehumanismus in erzgebirgischen Bergstädten. Hierzu hat Herr Prof. Schubert zahlreiche und weithin rezipierte Veröffentlichungen vorgelegt, unter anderem „Lessing, Goethe, Schiller über Menschenbildung“, „‚Man wird mich nennen hören…’. Zum poetischen Vermächtnis Paul Flemings“ sowie „Paul Fleming in Russland“.
Zutiefst überzeugt vom aufklärerischen Bildungsideal galt Herrn Prof. Schubert die Lehre als Kernbereich der Wissenschaft. Hierbei sah er sich nicht vorrangig auf die bloße Vermittlung faktischen Wissens verpflichtet, sondern – ganz im Geist Lessings, eines seiner großen Vorbilder –, auf das fragende, forschende Streben nach Wahrheit und Erkenntnis. Diesen Geist belebte er mit einer Herzenswärme, die uns allen ein unnachahmliches Vorbild war. So umfassend vertraut er mit seinen Gegenständen war, stets war es ihm, wie er selbst einmal schrieb, eine „große Freude, auch in altvertrauten Texten immer wieder Neues und Überraschendes zu entdecken“. Bildung und Erziehung, insbesondere ästhetische Bildung und Erziehung, waren ihm nicht schmückendes Beiwerk, sondern Bedingung für die Bildung des Menschen selbst.
Seine große Liebe galt neben der Literatur auch der Musik. Selbst ein ausgezeichneter Pianist, bewunderte er insbesondere die Werke Robert Schumanns. Wer ihn je über Poesie oder Musik reden hörte, durfte erfahren, dass Liebe und Respekt die Grundvoraussetzungen für ein erkenntnisreiches Beforschen eben dieser Gegenstände sind.
Wir sind sehr traurig über seinen Tod, er wird uns sehr fehlen.