Pressemitteilung vom 06.11.1997
MNU-Treffen: Nicht nur Honig für die kleinen Einsteins
Nicht nur Honig für die kleinen Einsteins
Sachsens Naturwissenschaftslehrer versammeln sich erstmals in Chemnitz
Der Landesverband der sächsischen Lehrer für Mathematik und
Naturwissenschaften hat sich dieses Jahr einen ganz besonderen Ort für
seine Tagung ausgesucht: Am 8. November 1997 treffen sich die
Pädagogen zum ersten Mal an Sachsens High-Tech-Uni in Chemnitz.
Rund 7000 Mitglieder hat der MNU-Verband, der offiziell "Deutscher
Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen
Unterrichts" heißt, in ganz Deutschland. Er hat sich die dringend
nötige Förderung der Fächer Mathe, Physik, Chemie, Biologie,
Informatik und Astronomie auf seine Fahnen geschrieben. Außerdem gibt
der Verband, der sich in über ein Dutzend Landesverbände gliedert, die
Zeitschrift "MNU" heraus, die viele Tips für die interessante und
verständliche Gestaltung des Unterrichts enthält. Auch die sächsische
Regionaltagung, die im Uni-Hauptgebäude an der Straße der Nationen 62
stattfindet (direkt gegenüber dem Hauptbahnhof), widmet sich diesen
Themen. So erfahren die Teilnehmer etwa, wie man Honig im
Chemieunterricht untersucht, wie man mit Computern Vorgänge steuert,
oder wie sich die Lebensgemeinschaft in einem Bach im Laufe der Zeit
ändert. Auch von Kristallen und Quarks als Bausteine unserer Welt, der
Symmetrie in der Natur und sogar von chemischen Untersuchungsmethoden
in der Überführung von Verbrechern wird die Rede sein.
Ganz besonders hat es den Lehrern dabei der fachübergreifende
Unterricht angetan, über den ausgiebig diskutiert wird - er wird wohl
die Unterrichtsform der Zukunft sein. Die Veranstalter rechnen mit
etwas über hundert Teilnehmern. Daneben werden rund ein Dutzend
namhafte Schulbuchverlage und Hersteller von Lehr- und Lernmitteln
ihre neuesten Entwicklungen vorstellen - für mehr reichte der Platz
nicht. Die Tagung wird übrigens vom Sächsischen Kultusminister, der
auch die Schirmherrschaft übernommen hat, als
Fortbildungsveranstaltung anerkannt.
Die Vielfalt der Vorträge macht es schon deutlich: Die
naturwissenschaftlichen Fächer sind nicht so schwierig, wie immer noch
mancher glaubt, und vor allem sind sie alles andere als langweilig.
Vor diesem Hintergrund ist kaum zu verstehen, daß immer mehr
Abiturienten sich an der Uni für vermeintlich leichtere und sichere
Fächer wie etwa Jura und Betriebswirtschaft entscheiden. "Wozu
brauchen wir Naturwissenschaftler - wir haben doch
Wirtschaftswissenschaftler und Philosophen", so drückt es etwa der
Hallenser Physikprofessor Gunnar Berg sarkastisch aus. Denn produktiv
und für einen wirtschaftlichen Aufschwung unverzichtbar sind allein
die Leistungen unserer Ingenieure und Naturwissenschaftler: Ohne sie
läuft nichts. Kein Wunder, daß alle großen Verbände und
Industriefirmen befürchten, daß uns ab dem Jahr 2000 ein
Ingenieurnotstand ins Haus steht. Die Folge wäre, daß weitere
Industrien ins Ausland abwandern würden, weil sie dort mehr
naturwissenschaftlich ausgebildete junge Leute finden.