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Pressemitteilung vom 04.12.1997

Deutscher Zukunftspreis sorgt für freudige Gesichter


Deutscher Zukunftspreis sorgt für freudige Gesichter

Mikrospiegel für Laser-TV stammt aus Chemnitzer Uni-Labors

Er soll mal so etwas wie ein deutscher Nobelpreis werden, der "Preis
des Bundespräsidenten für Technik und Innovation". Und weil so ein
Name viel zu sperrig ist, haben findige Journalisten ihn flugs
"Deutscher Zukunftspreis" genannt. Am vergangenen Freitag wurde der
mit 500.000 Mark dotierte Preis in Berlin erstmals verliehen: an
Christhard Deter, Chef der Geraer Firma Laser- Display-Technologie
(LDT) und Vordenker des  Laserfernsehens. Es kommt ohne Bildschirm
aus, die Bilder sind gestochen scharf und lassen sich in nahezu
beliebiger Größe an die Wand projizieren. Die LDT arbeitet dabei mit
mehr als 20 Hochschulen und Instituten zusammen, deren
Forschungsergebnisse in das Projekt einfließen. Und ein erklecklicher
Teil vom Ruhm des Preises fällt dabei auch für die Chemnitzer Uni ab:
Dort nämlich wird eine der beiden wichtigsten Komponenten des
Laser-TVs entwickelt, ein Mikrospiegel aus Silizium.

Vorgeschlagen werden die Preisträger von einer Reihe renommierter
Wissenschaftsorganisationen, darunter der Deutschen
Forschungsgemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Hermann
von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Aus allen
Vorschlägen wählt eine hochkarätige Jury - darunter Prof. Klaus von
Klitzing, Physik-Nobelpreisträger des Jahres 1985 - insgesamt fünf
Kandidaten für den Zukunftspreis aus.  Neben Deter zählte ein weiterer
"Ossie", Prof. Michael Strauss vom Berliner Max-Delbrück-Zentrum,
dazu. Am Freitagnachmittag einigte sich die Jury endgültig auf den
Preisträger. Bundespräsident Roman Herzog bekam erst während der
Verleihung, ganz wie beim Oscar in Hollywood, den Namen in einem
verschlossenen Umschlag überreicht. Das besondere an Deter: Als
einziger der fünf nominierten Preisträger führt er weder einen Doktor-
noch einen Professorentitel im Namen - Vollbluterfinder in der
Tradition eines Siemens, Bosch, Zeiss oder von Ardenne brauchen so
etwas nicht. Und wie funktioniert das Laserfernsehen nun genau? Es
besteht im wesentlichen aus einer Laser-Modulationseinheit und einer
Ablenkeinheit. Das Bild selbst setzt sich, wie auch bei normalen
Fernsehgeräten und Papierfotos,  aus den Farben rot, grün und blau
zusammen. Durch Mischung dieser Grundfarben lassen sich alle Farben
des Regenbogens darstellen. Die Modulationseinheit wandelt zunächst
das ankommende Bildsignal in ein Farbsignal um und steuert außerdem
die Intensität der einzelnen Farben. Daneben enthält sie auch noch
einen Bildspeicher. Sodann werden die Farben über Lichtwellenleiter
zur Ablenkeinheit weitergeleitet. Sie besteht aus zwei Spiegeln und
der zugehörigen Steuerelektronik. Die Spiegel werfen das zugeführte
Licht dann wie bei einem Kinofilm, nur in besserer Qualität, an die
Wand.

Diese Spiegel haben Wissenschaftler um Prof. Thomas Geßner und Prof.
Wolfram Dötzel vom Chemnitzer Sonderforschungsbereich
"Mikromechanische Sensor- und Aktorarrays" entwickelt. Die Bild- und
Zeilenspiegel bestehen aus Silizium und sind mit Metall bedampft.
Diese Mikrospiegel sind an zwei Stellen beweglich gelagert und können
durch das Anlegen einer Spannung ausgelenkt werden. Dabei ist jeder
Spiegel einzeln ansteuerbar. Mit dem Array haben die Chemnitzer
Wissenschaftler weltweit die Nase vorn. Marktreif ist das
Laserfernsehen freilich erst, wenn es gelingt, die Spiegel noch weiter
zu verkleinern. Hieran arbeiten die Chemnitzer Forscher zur Zeit mit
Hochdruck.

Das Scannerarray läßt sich aber auch noch anders einsetzen, etwa als
Hohlspiegel mit verstellbarer Brennweite. Auf diese Weise ließe sich
ein optisches Radargerät verwirklichen. Auch an eine
Materialbearbeitung mit Laserlicht ist gedacht. Da sich das Laserlicht
in verschiedenen Ebenen bündeln läßt, wäre dies sogar dreidimensional
möglich.

Übrigens, wenn Sie sich für den Zukunftspreis interessieren: Das ZDF
strahlt die Preisverleihung morgen, am 4. Dezember um 20.15 Uhr in
seinem Programm aus - als Wissenschaftsshow der Superlative, mit
Forschern, Künstlern, Akrobaten und effektvollen chemischen
Experimenten. Moderiert wird die Sendung von Joachim Bublath und
Babette Einstmann (Knoff-Hoff-Show, Abenteuer Forschung).

(Autor: Hubert J. Gieß)

Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Fakultät für
Elektrotechnik und Informationstechnik, Reichenhainer Str. 70, 09126
Chemnitz, Prof. Thomas Geßner, Tel. (03 71) 5 31-31 30, Fax (03 71)
 5 31-31 31, e-mail: gessner@infotech.tu-chemnitz.de