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Pressemitteilung vom 05.11.1998

Was entspiegelte Brillen und Ölpfützen gemein haben

Was entspiegelte Brillen und Ölpfützen gemein haben
Dünne Schichten - fünfzigtausendmal dünner als ein Menschenhaar

Es soll ja immer noch Leute geben, für die Wissenschaft stinklangweilig ist. Für solche Zeitgenossen bieten die Chemnitzer Physiker in diesem Wintersemester eine Kurzkur an, die sie wohl für alle Zeiten von ihrem Vorurteil befreien wird. Alle 14 Tage freitags um 16.30 Uhr läuft im Unigebäude Reichenhainer Str. 70, in Hörsaal 3 die Vortragsreihe "Physik - wie Forschung Spaß macht". Die Vorträge sind für jedermann und -frau gedacht - Vorkenntnisse, die über die Schulkenntnisse in Physik oder Mathe hinausgehen, sind nicht nötig: eine gehörige Portion Neugier reicht völlig aus.

Als nächstes ist am 13. November 1998 das Thema "Darf's ein Nanometer mehr sein? - Durch dick und dünn mit optischen Schichten" dran. Der Chemnitzer Halbleiter-Physiker Dr. Olaf Stenzel wird dann über dünnen Schichten in der angewandten Optik sprechen.

Die meisten Brillenträger wissen nicht, daß ihr Aussehen auch von den ersten Millimeterbruchteilen der Gläser ihrer oft teuer bezahlten Sehhilfe abhängt. Dabei sind Entspiegelung oder auch Verspiegelung, die oft gewünscht werden, die landläufig bekanntesten Beispiele für dünne optische Schichten. Aber was ist da überhaupt genau? Warum funktionieren solche Schichten, und wie?

Man kann Licht als Welle oder als Teilchenstrom ansehen, je nachdem, mit welchen Methoden man es untersucht. Lichtwellen können sich, wenn sie sich in die Quere kommen, gegenseitig verstärken oder abschwächen, ja sich sogar völlig auslöschen. Fachleute nennen dies "Interferenz". Ein typisches Beispiel dafür sind die Farbenspiele auf einer dünnen Ölschicht, die auf Wasser schwimmt - wohl jeder hat sie schon einmal beobachtet. Solche Interferenzerscheinungen werden bei den dünnen Schichten planmäßig ausgenutzt. "Dünn" ist freilich ein dehnbarer Begriff: Die Schichten sind oft nur wenige Nanometer - Millionstel Millimeter - dick. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist fünfzigtausendmal (!) dicker. Natürlich werden solche Interferenzen im Vortrag von Dr. Stenzel auch hautnah vorgeführt. Erklärt wird auch, was Farberscheinungen an dünnen Schichten von den dicken farbigen Glasfenstern in alten Kirchen unterscheidet, warum man durch (s)eine rosa Brille nicht mehr ganz so rosa sieht, wenn sie schief auf der Nase sitzt und warum nicht nur Buntmetalle (das sind alle Metalle außer Eisen) bunt sind - jedenfalls, wenn sie in dünnen Schichten daherkommen. Silber zum Beispiel kann dann orange aussehen. Und als ganz besonderen Leckerbissen können sich die Zuhörer anschließend in den Labors der Chemnitzer Dünnschichtphysiker umsehen.

Der Termin am Freitag, dem 13., sollte übrigens niemanden abhalten, den Vortrag zu besuchen. Denn der ist ein Tag wie jeder andere, wie der Chemnitzer Mathe-Prof Eberhard Lanckau herausgefunden hat. Die Pressemitteilung dazu finden Sie unter http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/1998/03.11-18:52.html

(Autor: Hubert J. Gieß)