Pressemitteilung vom 02.03.1999
Damit das Handwerk wieder goldenen Boden unter die Füße bekommt
Damit das Handwerk wieder goldenen Boden unter die Füße bekommt
Chemnitzer Softwaresystem steuert Fertigung in Kleinst- und Kleinunternehmen
Auf dem Schreibtisch des Meisters stapeln sich Berge von Arbeitspapieren. Ein Werker beschwert sich, daß keine Teile an seinem Arbeitsplatz liegen. Am Telefon fragt ein Kunde, ob er das bestellte Produkt zwei Tage eher bekommen kann. Doch der Meister kann ihm keine Auskunft geben, denn er hat den Überblick verloren. Soweit muß es nicht kommen. Dipl.-Ing. Bettina Keil von der Professur für Arbeitswissenschaft der TU Chemnitz hat eine Software entwickelt, mit der sich die Prozesse in der Werkstatt transparent gestalten und zielsicher planen lassen. Alle Aufträge können so von der Erfassung über die Fertigung bis hin zur Lieferung mit nur einem System gesteuert werden.
Bei der Entwicklung von "WEDIS" ging Bettina Keil davon aus, daß Werkzeuge aus der Informationsverarbeitung von vielen Facharbeitern und Meistern - insbesondere im Werkzeug- und Formenbau sowie im Sondermaschinenbau - noch zu wenig genutzt werden, obwohl gerade dort eine sinnvolle Nutzung vieles erleichtern und vereinfachen würde. Deshalb legte die Wissenschaftlerin das Hauptaugenmerk auf Bedienbarkeit unter Wahrung der vollen Funktionalität und Realitätsnähe.
Das System, schon vor zwei Jahren mit großem Erfolg auf der EuroMold '97 gezeigt, der Weltmesse für Werkzeug- und Formenbau in Frankfurt am Main, ist jetzt noch einmal verbessert und insbesondere an die Bedürfnisse des Handwerks angepaßt worden. Die neue Version stellen die Arbeitswissenschaftler vom 3. bis 6. März auf der Industriemesse INTEC '99, Halle 1, Stand 1.25, in Chemnitz vor. Die Chemnitzer Messehallen befinden sich am Schloßteich / Arndtplatz.
Die Chemnitzer Wissenschaftler werden das System auch in Zukunft weiter verbessern. Viele Anwender wünschen sich zusätzlich eine einfache integrierte Kostenrechnung, damit noch genauere Nachkalkulationen ohne zusätzlichen Aufwand möglich sind. Eine gute Gelegenheit für alle interessierten Betriebe, auf die Weiterentwicklung Einfluß zu nehmen. Wer als Projektpartner an einem implementierten Kostenrechnungsmodul mitarbeiten möchte, sollte deshalb auf der Messe oder unter der unten angegebenen Adresse Kontakt mit dem Lehrstuhl aufnehmen.
Pilotanwender ist die KRAUSS Maschinenbau GmbH in Schönbach. Geschäftsführer Harald Krauß ist sehr zufrieden: "Mein Personal arbeitet völlig problemlos mit dem neuen Programm. Unsere Aufträge lassen sich jetzt genau verfolgen. Erstmals arbeiten wir auch nach Sollzeiten, erstellen Tagespläne und können jederzeit zu möglichen Lieferterminen Aussagen treffen. Bereits in der Einführungsphase konnten wir zehn Prozent Fertigungszeit einsparen, überflüssige Transportzeiten fielen weg." Von Vorteil ist auch, daß im täglichen Umgang mit "WEDIS" das Erfahrungswissen des Meisters bzw. Facharbeiters abgebildet wird: Bewährte Arbeitspläne werden ins System übernommen, Sollzeiten aktualisiert und Kalkulationen korrekt durchgeführt.
Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Professur Arbeitswissenschaft, Erfenschlager Straße 73, 09125 Chemnitz, Dipl.-Ing. Bettina Keil, Tel. (03 71)5 31-53 15, http://www.tu-chemnitz.de/~bke/wedis.htm oder vom 3. bis 6. März 1999 auf der Intec '99 in Chemnitz, Halle 1, Stand 1.25