Pressemitteilung vom 27.09.2000
Pressekonferenz über den Automobilbau gestern und heute
PressekonferenzWie sieht das Auto von morgen aus?
Tagung über die Vergangenheit und Zukunft des Automobilbaus
In den dreißiger Jahren war er nach Opel der zweitgrößte Autohersteller Deutschlands: Die Auto-Union AG. In ihr waren die Firmen Wanderer, Horch, DKW und Audi zusammengeschlossen. Etwa jedes vierte deutsche Auto trug damals das Logo der Firma: vier ineinander verschlungene Ringe. Wagen der Auto-Union brachen damals reihenweise Weltrekorde, und unter Kenner galt etwa der Luxuswagen Horch einem Mercedes technisch weit überlegen. Sitz der Firma war Chemnitz, dort sowie in Zwickau und in einigen Orten Südwestsachsens gab es damals sieben Fabrikationsstätten.
Die vier ineinander verschlungenen Ringe schmücken heute Autos der Marke Audi - sie ist als einzige übrig geblieben. Die Audis werden freilich nicht mehr in Chemnitz und Zwickau gebaut, sondern im bayerischen Ingolstadt - dorthin war das Management der Firma kurz vor Kriegsende geflohen. Die Auto-Union selbst existiert nicht mehr, sie wurde in den siebziger Jahren in Audi AG umbenannt und ist schon seit langem eine Tochterfirma von Volkswagen.
Was Chemnitz von der untergegangenen Firma geblieben ist, sind die Archive der Auto-Union: Rund 270 Regalmeter an Werbeprospekten, Plakaten, technischen Zeichnungen, Fotos, Werksleiter- und Fabrikationsprotokolle aus der Zeit vor 1945, darunter auch Material über den Einsatz von Zwangsarbeitern, befinden sich in der Außenstelle des Sächsischen Staatsarchivs. Dieses Material haben jetzt die Wirtschafts- und Sozialhistoriker Prof. Dr. Rudolf Boch und Dr. Martin Kukowski von der Chemnitzer Universität ausgewertet und die Ergebnisse in mehreren so genannten "Findbüchern" zusammengefasst. Finanziert wurde das Projekt von der Audi AG, das Sächsische Innenministerium saß ebenfalls mit im Boot.
Diese Findbücher wird Prof. Boch am 6. Oktober 2000 um 18.00 Uhr im Veranstaltungssaal der Sparkasse Moritzhof, Bahnhofstraße 51, in Chemnitz in einer
Pressekonferenz
vorstellen. Im Anschluss daran findet um 19.00 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion über die "Gegenwarttendenzen und Zukunft der Automobilindustrie" statt, an der neben dem Sächsischen Innenminister Klaus Hardraht auch der in Chemnitz aufgewachsene Ex-VW-Chef Carl H. Hahn (sein Vater war Direktor bei der Auto Union), der ehemalige Daimler-Benz-Boss Edzard Reuter, der Chef von VW Sachsen, Dr. Jochem Heizmann, der Nestor der deutschen Industriesoziologie, Prof. Michel Schumann, und der Kulturwissenschaftler Dr. Hardwig Heine teilnehmen. Dazu sind alle Bürger herzlich eingeladen, der Eintritt ist selbstverständlich frei.
Die Podiumsdiskussion ist Auftakt zu einer wissenschaftlichen Tagung, die am Samstag, dem 7. Oktober, von 9.00 bis 18.30 Uhr im Renaissance Chemnitz Hotel statt findet. Die Tagung ist Teil des Kulturfestivals "Chemnitzer Begegnungen", das in diesem Jahr unter dem Motto "mobile" steht. Dort werden rund ein Dutzend Forscher über die Geschichte, aber auch die Zukunft des Autos sprechen. War das Auto vor dem ersten Weltkrieg nur ein Spielzeug für Reiche, oder begann damals die Massenmotorisierung? Wie sah der Wettbewerb zwischen der Auto Union und Daimler Benz zwischen den beiden Weltkriegen aus? Lag die deutsche Autoindustrie damals gegenüber ihren europäischen und amerikanischen Konkurrenten technisch zurück? Wie haben sich die Ansprüche der Deutschen an ihr Auto in den vergangenen Jahrzehnten geändert und wie hat die Industrie darauf reagiert? Wie wird das Auto der Zukunft aussehen? Das sind nur einige der Fragen, die die Referenten in ihren Vorträgen behandeln werden. Die einzelnen Beiträge werden später auch in einem Buch veröffentlicht.
Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Reichenhainer Straße 39, 09107 Chemnitz, Prof. Dr. Rudolf Boch, Tel. (03 71)5 31-39 21, Fax (03 71)5 31-40 65, E-Mail: rudolf.boch@phil.tu-chemnitz.de