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Pressemitteilung vom 03.03.2004

Werden Jugendliche zum schlechten Geschmack erzogen?

Werden Jugendliche zum schlechten
Geschmack erzogen? Chemnitzer "SonntagsUni" beleuchtet den Einfluss von Rundfunk und Fernsehen

Am 14. März 2004 wird die Chemnitzer "SonntagsUni", in der Themen von und für Menschen aller Altersgruppen leicht verständlich angesprochen werden, fortgesetzt. Ab 10.30 Uhr referiert Dr. Dagmar Hoffmann von der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg über “Informationen, Sensationen und Entertainment in Rundfunk und Fernsehen. Werden Jugendliche zum schlechten Geschmack erzogen?” Ihr Vortrag findet im Raum N012 im Hörsaal- und Seminargebäude, Reichenhainer Straße 90, statt. Der Unkostenbeitrag pro Teilnehmer beträgt 2,50 Euro (ermäßigt: 2 Euro, Schüler 1 Euro).

Dr. Dagmar Hoffmann zum Hintergrund des Vortrages: "Boulevardjournalistisch aufbereitete Informationen in Rundfunk und Fernsehen erfreuen sich bei Jugendlichen großer Beliebtheit. Nach den Ergebnissen der aktuellen Media-Analysen bevorzugen junge Rezipienten zur politischen Wissensaneignung weniger die öffentlich-rechtlichen Sender, sondern private. Sendungen wie beispielsweise “Explosiv” und auch “taff” sind bevorzugte Quellen der Nachrichtenrezeption, wobei der Begriff der Nachrichten sehr weit gefasst wird. Diese Sendungen favorisieren einen Journalismus aus und für den Bauch. Die primären Themenstellungen lassen sich in der Regel in zwei Kategorien fassen: die harten Themen sind Kriminalität, Unglücke und Katastrophen, Darstellungen von Opfern und privaten Einzelschicksalen; die weichen Themen beschäftigen sich hingegen mit der Darstellung von Prominenz, Human Interest, Lifestyle und Showbusiness. Boulevardnachrichten haben in der Regel einen unterhaltenden, affektiven und mitunter flüchtigen Charakter. Sie sind und werden oft personalisiert.

Auch beim Hörfunk lassen sich zunehmend Tendenzen der Boulevardisierung finden. Allerdings gibt es bei diesem Medium kaum eine Risikodiskussion, wie wir sie etwa vom Fernsehen und Internet kennen. Folglich sehen sich viele Radio-Macher und auch Moderatoren nicht in der Verantwortung und meinen, so ziemlich alles über den Äther ausstrahlen zu können. Da in den vergangenen Jahren Spiele und Programmaktionen wie “Stoppen oder Poppen”, Call-Ins wie die “Fuck You Hotline” und auch anzügliche Moderationen in die medienpädagogische Kritik geraten sind, wurden die sächsischen Morningshows im Auftrag der Sächsischen Landesmedienanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) von Chemnitzer Soziologen auf ihre Wirkung und Akzeptanz hin untersucht. Auf dem Prüfstand gehoben wurden die Sender Jump (MDR), Radio Energy, Radio PSR, Antenne Sachsen und die Lokalsender Radio Chemnitz und Radio Leipzig.

In dem Vortrag wird besonders auf die Motive der Jugendlichen eingegangen werden, die der Nutzung von Boulevardnachrichtensendungen und Morningshows zu Grunde liegen. Des Weiteren werden die Wirkungen und Funktionen verschiedener Programminhalte diskutiert. Geht man davon aus, dass die Rezeption der beispielhaft genannten Rundfunk- und Fernsehsendungen zu einem nicht unwesentlichen Teil zur politischen und sozial-integrativen Sozialisation beitragen, dann scheinen hier doch Aufklärung und Appelle zur Förderung von Medienkompetenz angebracht."

Weitere Informationen zum Thema erteilt Dr. Dagmar Hoffmann, Telefon (03 31) 62 02 - 1 33. Infos zur "SonntagsUni" gibt Katja Wagner, Telefon (03 71) 5 31 – 33 48, E-Mail katja.wagner@phil.tu-chemnitz.de