Pressemitteilung vom 24.05.2011
"Bruderland ist abgebrannt"
Neun Studentinnen der TU Chemnitz holen eine Ausstellung zur Geschichte der Vertragsarbeiter in der DDR auf den Campus - Eröffnung am 30. Mai 2011
"Bis 1989 lebten mehr als 90.000 aus dem Ausland stammende Vertragsarbeiter in der DDR. Bei ihrer Ankunft hatten sie Hoffnungen auf eine bessere Zukunft, doch die Realität sah anders aus: Die wahren Lebensumstände der Gastarbeiter hatten nicht viel gemein mit der propagierten Wirklichkeit", sagt Michaela Kauert. Sie ist eine von neun Studentinnen der Europastudien an der TU Chemnitz, die die Ausstellung "Bruderland ist abgebrannt" sowie ein Begleitprogramm auf dem Uni-Campus organisieren. Die Ausstellung des Berliner Vereins Reistrommel ist vom 31. Mai bis zum 9. Juni 2011 im Foyer des Hörsaalgebäudes an der Reichenhainer Straße 90 zu sehen.Eröffnet wird die Ausstellung am 30. Mai um 17.30 Uhr im Hörsaalgebäude, Raum N113, durch zwei Fachvorträge zu den Ländern Vietnam, Mosambik und Angola. Zur Finissage laden die Studentinnen am 9. Juni in den Club der Kulturen (Thüringer Weg 3) zu landestypischer Musik und Speisen aus den Heimatländern der ehemaligen Gastarbeiter ein - im Vordergrund stehen wieder Mosambik und Angola. Der Eintritt zur Ausstellung und den beiden Veranstaltungen ist frei.
"Auf das Thema stießen wir im Seminar `Alteritätsphänomene in der DDR-Presse´. Vor dem Hintergrund der aktuellen Integrationsdebatte finden wir es interessant zu sehen, was mit den Gastarbeitern aus der ehemaligen DDR passiert ist. Die Handhabung war grundsätzlich unterschiedlich zu der in Westdeutschland. Ihnen wird jedoch nur selten Aufmerksamkeit gezollt", so Kauert. Die Ausstellung rückt die Geschichte und den Alltag der DDR-Vertragsarbeiter in den Mittelpunkt. Durch Fotos, Berichte und Dokumente gibt sie Hintergrundinformationen und Einblicke in die Lebensrealität der Vertragsarbeiter.
Die Gastarbeiter kamen aus Ungarn und Polen, aus noch jungen Nationalstaaten in Afrika oder aus den Volksrepubliken Vietnam und Kuba. Kriege, niedrige Löhne oder eine zerstörte Wirtschaft führten dazu, dass die jungen Menschen ihre Heimat verließen - mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf eine höhere beruflich Qualifikation und ein freieres Leben. "Eine Betrachtung des Lebens abseits der Propaganda zeigt jedoch, dass es der DDR weniger um die Förderung der jungen Arbeiter ging, als vielmehr um die Sanierung der eigenen maroden Wirtschaft. Sie waren für den SED-Staat billige Arbeitskräfte auf Zeit", berichtet die Studentin und ergänzt: "Doch die Vertragsarbeiter wollten mehr. Sie wollten ihr Leben selbst gestalten und eigene Pläne verwirklichen - Pläne, die an den strengen Vorgaben und Kontrollen der Heimatländer und der DDR scheiterten. Die viel beschworene Solidarität mit den sozialistischen Bruderländern versagte im Alltag."
Das Ausstellungsprojekt im Internet: http://bruderlandistabgebrannt.de.tl
Kontakt: E-Mail bruderland@...