Pressemitteilung vom 15.04.2021
Gemeinsam für mehr Barrierefreiheit im Öffentlichen Personenverkehr
Forscherinnen und Forscher der TU Chemnitz leisten Beitrag zur Barrierefreiheit im Öffentlichen Personenverkehr durch die standardisierte Erfassung und Bereitstellung von Barriere-Daten in BMVI-gefördertem Projekt
Zur Realisierung eines inklusiveren Mobilitätsangebots für alle Menschen, unabhängig ihrer körperlichen Einschränkung, verfolgt die Bundesrepublik Deutschland das Ziel, den Öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) bis zum Jahr 2022 barrierefrei zu gestalten. Teil dieses Vorhabens ist das am 1. April 2021 gestartete Verbundprojekt „OPENER next“. Die Federführung liegt bei der Technischen Universität Chemnitz. Das Projekt wird im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit über 1,7 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert.
Gemeinsam mit weiteren acht direkt beteiligten sowie sechs assoziierten Partnern arbeitet die Professur Schaltkreis- und Systementwurf (Prof. Dr. Ulrich Heinkel) an der Umsetzung.
Über einen Zeitraum von drei Jahren ergründet das Projekt „OPENER next“ Lösungen zu einer deutschlandweit übertragbaren, standardisierten Erfassung, Pflege, Bereitstellung und Anwendung von Daten über Barrieren an Haltestellen im ÖPV. Die erfassten Daten werden im weiteren Projektverlauf genutzt, um barrierefreie Reiseketten zu ermöglichen und dadurch die Routenplanung und -führung für Reisende mit körperlichen Einschränkungen zu verbessern. Darüber hinaus sollen die gesammelten Daten dazu dienen, den Ausbau von Haltestellen inklusiv und bedarfsgerechter zu planen.
Citizen-Science-Ansatz für effektivere Datenerhebung
Die flächendeckende und lückenlose Erfassung von Haltestelleninformationen stellt die Verkehrsbetriebe vor allem im ländlichen Raum vor große finanzielle und personelle Herausforderungen. Allein für einen Haltestellensteig sind dies über 48 zu erfassende Attribute nach den Richtlinien von DELFI+ (Durchgängige Elektronische Fahrgastinformation für die Verbindungsauskunft im öffentlichen Verkehr). Dazu zählen unter anderem das Vorhandensein von Anzeigetafeln und Bodenindikatoren, die Steighöhe und Untergrundbeschaffenheit. Aus diesem Grund wird im Projekt am Beispiel einer repräsentativen Pilot-Umsetzung das Potenzial von Citizen Science untersucht.
Das bedeutet, dass Bürgerinnen und Bürger durch eine im Projekt zu entwickelnde App mithelfen können, Barriere-Daten von Haltestellen zu erfassen. Des Weiteren dient die Pilot-Umsetzung dazu, praxisnahe Werkzeuge wie Routingverfahren für vollständig barrierefreie Reiseketten in unter anderem Bahnhöfen sowie Haltestellen zu entwickeln. Zudem sollen Algorithmen entwickelt und eine Integration in bestehende Auskunft-Systeme wie Mobilitäts-Apps der beteiligten Partner untersucht und evaluiert werden. Abschließend wird durch die Umsetzung einer eigenen Navigations-App der Mehrwert der erfassten Barrieredaten am Beispiel einer barrierefreien Reiseauskunft mit Indoor-Routenführung an Bahnhöfen demonstriert. Es wird somit der komplette Prozess von der Datenerfassung bis hin zur Anwendung abgebildet.
Eine offene Standardisierung der Datenerfassung sowie die Entwicklung und Bereitstellung einer Open-Data-Plattform soll die deutschlandweite Übertragbarkeit und Nutzung sicherstellen. Eine freie Verfügbarkeit der Daten wird zum Projektende durch die Anbindung an die mCLOUD, das offene Datenportal des BMVI, und durch die Veröffentlichung der Software unter einer Open-Source-Lizenz ermöglicht.
Hintergrund: „OPENER next“-Konsortium
Zu den Projektpartnern der TU Chemnitz gehören acht direkt beteiligte sowie sechs assoziierte Partner. Unter den direkt beteiligten Partnern sind: die datagon GmbH, die Disy Informationssysteme GmbH, die HaCon Ingenieurgesellschaft mbH, die IVU Traffic Technologies AG, die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, die Smartris Solution GmbH, die hd Management Consulting GmbH sowie die TU Darmstadt.
Zu den assoziierten Partnern gehören: der DELFI e.V., die Deutsche Bahn Station&Service AG, das Eisenbahn-Bundesamt, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, die Stadt Chemnitz, der Mitteldeutscher Verkehrsverbund GmbH, die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH, der Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH, der Verkehrsverbund Oberelbe GmbH sowie der Sozialhelden e.V.
Über das Förderprogramm mFUND des BMVI
Im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND fördert das BMVI seit 2016 Forschungs- und Entwicklungsprojekte rund um datenbasierte digitale Anwendungen für die Mobilität 4.0.
Neben der finanziellen Förderung unterstützt der mFUND mit verschiedenen Veranstaltungsformaten die Vernetzung zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Forschung sowie den Zugang zum Datenportal mCLOUD.
Weitere Informationen sind unter www.mfund.de abrufbar.