Pressemitteilung vom 17.10.2022
Zeitreise in die Geschichte des Gebäudes der Universitätsbibliothek
Ausstellung „Geschichte der Alten Aktienspinnerei und ihrer Nutzer“ ist bis zum Ende des Wintersemesters 2022/2023 in der Universitätsbibliothek zu sehen – Universitätsarchiv sucht Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
Im Wintersemester 2022/2023 kann man in der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Chemnitz, Straße der Nationen 33, im Rahmen der Ausstellung „Geschichte der Alten Aktienspinnerei und ihrer Nutzer“ eine Zeitreise in die Historie des sanierten Bibliotheksgebäudes unternehmen. In mehreren Vitrinen und Schautafeln im 1. Obergeschoss können Interessierte aus der breiten Öffentlichkeit zahlreiche Exponate zur Baugeschichte und zur vielfältigen Nutzung des Gebäudes sehen, darunter Gegenstände, die bei den Bau- und Sanierungsarbeiten gefunden wurden, sowie Handpuppen aus dem Stück „Kasper baut ein Haus“ der Puppenbühne Karl-Marx-Stadt. Die Ausstellung im Bereich der Ausleihe/Auskunft der Universitätsbibliothek ist montags bis samstags, jeweils 9 bis 22 Uhr, zu sehen. Sie ist zudem Bestandteil von Bibliotheksführungen.
Die kleine Ausstellung wurde vom Universitätsarchiv der TU Chemnitz konzipiert. „Wir möchten die wechselhafte Geschichte des Gebäudes künftig noch weiter aufarbeiten und planen dafür auch eine noch umfangreichere Ausstellung im Internet“, sagt Stephan Luther, Leiter des Universitätsarchivs. Er hofft dabei auch auf die Unterstützung der Chemnitzerinnen und Chemnitzer, die dazu etwas beitragen können. Wer interessante Dokumente, Zeitungsmaterial, symbolträchtige Gegenstände, Fotos und Erinnerungen im Zusammenhang mit der reichhaltigen Geschichte der Alten Aktienspinnerei – insbesondere zur Puppenbühne und zum Wismut-Kaufhaus „Glück auf“ – beisteuern möchte, kann sich an das Universitätsarchiv der TU Chemnitz, Telefon 0371 531-13170, E-Mail uni-archiv@..., wenden. Mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr 2025 plant das Universitätsarchiv gemeinsam mit der Fakultät für Maschinenbau der TU Chemnitz außerdem ein „Zauberbuch“, in dem geschichtsbezogene Inhalte mittels virtueller Realität in ein physisches, aber leeres Buch projiziert werden sollen.
Hintergrund: Geschichte der „Alten Aktienspinnerei“
Die im Baustil des historischen Eklektizismus errichtete Aktienspinnerei entstand um 1858 infolge der Gründung einer Aktiengesellschaft als damals größte Spinnerei Sachsens mit 60.000 Spindeln. Abweichend von früheren Spinnereien hatte der Architekt Friedrich Theodor Roschig das Gebäude vor allem wegen der Brandgefahr ganz aus Eisen und Stein projektiert, also weitgehend auf Holz als Baumaterial verzichtet. Damit galt das Gebäude als eines der brandsichersten in der Stadt und zudem als eines der modernsten und innovativsten Industriebauten. Der Betrieb verfügte von Beginn an über einen eigenen Bahnanschluss, über den die Spinnerei mit den notwendigen Rohstoffen, wie Baumwolle und den Brennstoffen für Heizung und Dampfantrieb, versorgt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts, Chemnitz war mittlerweile zur Großstadt geworden und hatte sich über den Schillerplatz hinaus räumlich ausgedehnt, verlagerte die Geschäftsführung der Aktienspinnerei den Betrieb aus Platzgründen nach Altchemnitz und verkaufte das Gebäude 1899 an die Stadt Chemnitz. Bis 1904 blieb man noch als Mieter im Gebäude am Schillerplatz, um schließlich den vollständigen Betrieb an der Schulstraße in Altchemnitz, dem heutigen Europark, aufzunehmen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude der „Alten Aktienspinnerei“ schwer beschädigt und verlor sein Dach und das oberste Geschoss. In der Folge wurde das Gebäude auch als Essenausgabe, Provisorium für das zerstörte Opernhaus, Wismut-Kaufhaus, Stadtbibliothek, Bürohaus und Puppentheater und zuletzt als Galerie genutzt. Seit 2011 ist das Gebäude Eigentum des Freistaates Sachsen. Mitte 2015 begann der Umbau zur Universitätsbibliothek der TU Chemnitz, ab Juni 2020 konnten die bisherigen drei Bibliotheksstandorte und deren Magazine im Gebäude der „Alten Aktienspinnerei“ zusammengelegt werden.
Kontakt: Stephan Luther, Telefon 0371 531-13170, E-Mail uni-archiv@...