Vier Mikroprojekte mit Uni-Bezug beflügeln Kulturhauptstadt-Bewerbung
Von neuen Leseorten über autonome Fahrzeuge bis zu innovativen Dialogformaten und "MicroArts": Stadt Chemnitz fördert kreative Ideen aus der TU Chemnitz
Chemnitz will Kulturhauptstadt Europas 2025 werden. Der Bewerbungsprozess wird bereits seit 2017 durch ein Mikroprojekt-Förderprogramm unterstützt. In der mittlerweile sechsten Förderrunde stellten sich 50 kreative Ideen aus der Stadtgesellschaft der Jury, 14 Projekte werden nun jeweils mit bis zu 3.000 Euro unterstützt – darunter auch vier Projekte aus der Technischen Universität Chemnitz:
„Der fliegende Sessel“ für spontane Lesungen
„Der fliegende Sessel“ ist eine offene Lesebühne, die von der Fachgruppe Germanistik der TU Chemnitz bereits im Herbst 2014 zum ersten Mal beflügelt wurde. „Für die Landungen halten wir nach Orten Ausschau, die zeigen, dass Chemnitz eine Stadt ist, die offen ist für neue Kulturideen. Wir suchen nach Landeplätzen, die zu Chemnitz dazu gehören, die eine besondere Atmosphäre haben und die es sich lohnt kennenzulernen“, berichtet Coretta Storz vom Institut für Germanistik und Interkulturelle Kommunikation. Der Modus ist simpel: Wer gern einen Text vorlesen will, bringt diesen einfach mit, nimmt auf dem Sessel Platz und los geht es mit der Lektüre. Die Texte werden von den Spontan-Leserinnen und -Leser selbst gewählt, egal ob Lieblingsgedicht, Kurzgeschichte oder Liedtext. „Der fliegende Sessel“ landet am 16. Juni 2020 auch bei den Virtuellen TUCtagen. Im Rahmen des besonderen Veranstaltungsangebotes der Philosophischen Fakultät dreht sich ab 19 Uhr alles um das Thema „Zuhause“.
T.U.C. Racing-Team und das autonome Fahren
Das T.U.C. Racing Team, die mit 60 Mitgliedern größte studentische Initiative an der TU Chemnitz, arbeitet aktuell an einem neunen Fahrzeug – dem MKX III“. Dieser vollelektrische Rennbolide ist eine Weiterentwicklung des im letzten Jahr vorgestellten Rennwagens „MKX 2“, mit dem das Team beim internationalen Konstruktionswettbewerb „Formula Student Electric“ auf dem Hockenheim-Ring startete. Aktuell entwickelt das Team gemeinsam mit fünf Firmen der Chemnitz Automated Driving Alliance (CADA) auch einen autonom fahrenden Rennwagen, der durch das Mikroprojekt ebenso mehr Anschub erhalten soll wie die öffentliche Diskussion zum Thema autonomes Fahren – in Chemnitz und darüber hinaus. Übrigens: Ein Fahrzeug des T.U.C. Racing Teams ist auch im Welcome-Video der Virtuellen TUCtage auf www.studium-in-chemnitz.de zu sehen.
„Sehe ich anders – Das Festival der Meinungsverschiedenheit“
Am 5. September 2020 laden die Projektmacher, darunter die Professur Allgemeine und Biopsychologie der TU Chemnitz, die C³ Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH und die Stadt Chemnitz, zum Bürgerdialog in den Stadthallenpark ein. An etwa 40 Tischen werden jeweils vier Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, in einem moderierten, aber ungezwungenen und wertschätzenden Setting zu jenen Themen ins Gespräch zu kommen, die sie aktuell beschäftigen. Die Ergebnisse werden dokumentiert, an der TU wissenschaftlich ausgewertet und der Stadtentwicklung von Chemnitz zur Verfügung gestellt.
„MicroArts“ lädt ein zu künstlerischen Performances
„MicroArts“ ist ein Kunstprojekt von Johannes Moosbühler, der an der TU Chemnitz im Master Interkulturelle Kommunikation und Kompetenz studiert. Hinter dem Projekt verbergen sich fünf Räume, ein Thema und verschiedene Perspektiven. Künstlerinnen und Künstler können hier ihre Sichtweise zu einem Thema an mehreren Abenden präsentieren. In jedem der einzelnen fünf Räume findet eine künstlerische Performance statt, die die Perspektive auf ein gemeinsames Thema darstellt. Dabei spielen die Perspektiven von Minoritätsgruppen (z. B. Migrantinnen und Migranten oder Menschen mit Behinderung) eine wichtige Rolle, die in mehreren der fünf Räume präsentiert werden. "Durch das mehrmalige Aufführen der Performances an einem Abend, ist das Publikum bei kleinen Snacks und Getränken eingeladen, sich in den Pausen mit Zuschauerinnen und Zuschauern auszutauschen und andere Perspektiven einzunehmen", sagt Moosbühler. Wer zu einem bestimmten Thema seine Sichtweise künstlerisch darstellen möchte, könne ihn unter microartchemnitz@gmail.com anschreiben. "Die nächste Aufführung findet im November 2020 statt", fügt der Student hinzu.
Alle vier Vorhaben mit Bezug zur TU Chemnitz sowie die zehn weiteren Mikroprojekte werden gemeinsam finanziert von Chemnitz2025 und dem Klub 2025, einer Initiative der Wirtschaft zur Unterstützung der Kulturhauptstadt-Bewerbung.
(Hinweis der Redaktion: Der Beitrag wurde am 16. Juni aktualisiert, da auch das Projekt "MicroArts" einen Bezug zur TU Chemnitz aufweist).
Mario Steinebach
16.06.2020