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Universitätsbibliothek der TU Chemnitz öffnet am 1. Oktober 2020 nach fast fünfjähriger Bauzeit

Neuer „Palast des Wissens“ im Zentrum von Chemnitz

Gemeinsame Pressemitteilung der Technischen Universität Chemnitz, des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement und des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen.

Am 1. Oktober 2020 öffnet die neue Universitätsbibliothek der Technischen Universität Chemnitz ihre Türen – natürlich mit Einschränkungen für den laufenden Betrieb und Publikumsverkehr aufgrund der Corona-Pandemie. Damit kommen in Chemnitz die umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten auf dem Gelände der „Alten Aktienspinnerei“ an der Straße der Nationen zum Schluss.

Der Freistaat Sachsen investierte rund 53 Millionen Euro. Etwa 13,6 Millionen Euro davon stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). „Nach großen Anstrengungen hat eines der bedeutendsten industriegeschichtlichen Bauwerke der Stadt Chemnitz eine neue moderne Nutzung erfahren“, so Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann. Durch den Umbau der Alten Aktienspinnerei zur Universitätsbibliothek rücke die TU Chemnitz näher an die Innenstadt heran. „Lehre und Forschung, aber auch das studentische Leben werden so künftig das Stadtbild von Chemnitz noch stärker prägen und dem nahegelegenen Brühl weitere Entwicklungsimpulse geben“, fügt der Finanzminister hinzu.

„Die Universitätsbibliothek ist an der TU Chemnitz ein wichtiges Fundament für Forschung und Lehre auf höchstem Niveau“, sagt Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow. Die Zusammenlegung der bisherigen dezentralen Bestände gestatte künftig ein noch intensiveres interdisziplinäres Arbeiten – und das bei längeren Öffnungszeiten ab kommenden Jahr. „Mit der umfassenden Modernisierung der Universitätsbibliothek ist zudem der Zugang zu unzähligen digitalen Medien rund um die Uhr gewährleistet“, so der Wissenschaftsminister.

„Wir freuen uns riesig über die Fertigstellung und Öffnung unserer neuen ‚Alten Aktienspinnerei‘, die unseren bisherigen Bibliotheksstandorten sowie dem Universitätsarchiv ein neues gemeinsames Zuhause gibt und diesem einen ganz besonderen Charme verleiht. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere neue Universitätsbibliothek nicht nur unsere Universität, sondern die ganze Stadt maßgeblich bereichern wird, und danke allen ganz herzlich, die dies möglich gemacht haben – insbesondere dem Freistaat Sachsen, dem Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement und unzähligen Beschäftigten unserer Universität, die mit größtem Engagement die Planungen, die Fertigstellung sowie den Umzug begleitet bzw. ermöglicht haben“, sagt Prof. Dr. Gerd Strohmeier, Rektor der TU Chemnitz.

„Unsere neue Universitätsbibliothek ist ein mit viel Liebe zum Detail gestalteter Palast des Wissens im Zentrum der Stadt, sie ist zugleich ein wichtiger Ort der Begegnung – nicht nur für Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität, sondern auch für alle an wissenschaftlichen Informatio­nen interessierten Bürgerinnen und Bürger der Region und der Stadt“, sagt Angela Malz, Direktorin der Universitätsbibliothek. Nutzerinnen und Nutzer könnten ab 1. Oktober von Montag bis Freitag, jeweils von 10 bis 17 Uhr vorbestellte Bücher ausleihen und ausgeliehene Bücher zurückgeben.

Details der Nutzung der Bibliothek – auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie – finden sich auf der Website der Universitätsbibliothek. Ab April 2021 soll das Haus als 24/7-Bibliothek betrieben werden. „Dies ist dann ein Alleinstellungsmerkmal für die TU Chemnitz, da keine andere Bibliothek in Sachsen ihr gesamtes Angebot an jedem Wochentag rund um die Uhr ihren Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung stellt“, so Malz.

Die bisher drei dezentralen Bibliotheksstandorte, deren Magazine und das Universitätsarchiv der TU Chemnitz wurden an einem Ort in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes der Universität konzentriert. Somit besteht eine hervorragende ver­kehrstechnische Anbindung an das „Chemnitzer Modell“, das die umliegende Region enger mit der Stadt und dem Hauptbahnhof verbindet. Insgesamt 38 Kilometer Bibliotheks- und Archivgut zogen in die neue Unibibliothek – das sind mehr als 1,2 Millionen Bücher und Zeitschriften. Die Universität verfügt damit über ein Lern- und Kommunikationszentrum mit mehr als 700 Arbeitsplätzen für diverse Arten des Lernens und Arbeitens: von stillen Einzelarbeitsplätzen und Lesekabinen über die gemeinschaftlich genutzten Arbeitsplätze im zentralen Lesesaal bis zu Plätzen im Lern- und Kommunikationsbereich für Gruppenarbeit. Im Erdgeschoss entstand ein attraktiver Ort für Veranstaltungen. Zudem ermöglicht ein Lesegarten hinter dem Gebäude Lernen im Freien.

Hintergrund: Ein Bauprojekt mit beachtlichen Dimensionen

Das historische Gebäude der Alten Aktienspinnerei bestand vor dem Zweiten Weltkrieg aus einem zentralen fünfgeschossigen Mittelbau mit Zierbekrönung sowie zwei langgestreckten viergeschossigen Seitenflügeln mit Satteldach und markanten Ecktürmen.

Aufgrund der Umnutzung des historischen Industriegebäudes zur Bibliothek und der heutigen komplexen Anforderungen an ein modernes Gebäude waren umfangreiche Anpassungen des Bestandes erforderlich. Die beiden Seitenflügel wurden weitgehend erhalten. Die Kubatur sowie die Fassadengestaltung der historischen Aktienspinnerei wurden in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt. Die Fenster erhielten ihre alten Formate mit Bögen, Sandsteingesimse und -gewände wurden wieder hergestellt und das Erdgeschoss erhielt seinen Bossenputz zurück. Der Mittelbau sowie die äußeren Giebelfelder der Seitenflügel wurden entkernt und mit einer geänderten inneren Struktur, die der neuen Nutzung durch die Bibliothek Rechnung trägt, aufgebaut. Ein Anbau nördlich des Mittelbaus schafft nun Raum für das Magazin. Im Gebäude entstand eine Nutzfläche von insgesamt 12.354 Quadratmeter. Dem Typus der bestehenden Gebäudestruktur folgend wurden in den seitlichen Gebäudeflügeln die Freihandbereiche der Bibliothek angeordnet. Der Mittelteil wurde mit zentralen Funktionen wie Eingangshalle, Haupterschließung und Lesesaal besetzt. Die Verwaltung wurde an den Giebelseiten im Osten und Westen und im Mittelbau untergebracht.

Die Baumaßnahme wurde gemäß dem Siegerentwurf der Architekten Siegmar Lungwitz, Lydia Heine, Thorsten Mildner (alle Dresden) und Thomas Rabe (Berlin) unter der Leitung der Niederlassung Chemnitz des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement durchgeführt. Die Bauarbeiten begannen im April 2014 mit dem Rückbau leerstehender Gebäude rund um das Hauptgebäude. Ab Oktober 2014 wurden die Seitenflügel beräumt, von allen Einbauten befreit und in den Rohbauzustand versetzt. Dabei wurden etwa 6.500 Tonnen Bauschutt zum großen Teil in Handarbeit aus dem Gebäude gebracht. Das wertvolle gusseiserne Tragwerk mit gemauerten Kappengewölben wurde wieder sichtbar gemacht. Im Juli 2015 begann die Komplettentkernung des Mittelbaus. Die Außenwände wurden parallel dazu statisch gesichert und im Anschluss die Baugrube für den Mittelbau und den Magazinanbau hergestellt. Insgesamt wurden etwa 21.500 Tonnen Abbruchmaterialien beseitigt.

Auch mit Überraschungen mussten die Bauleute umgehen. Der extrem schlechte Baugrund musste verstärkt und die Deckenkonstruktionen stellenweise umfangreich saniert sowie teilweise erneuert werden. Insgesamt wurden rund 330 Stahlfenster eingebaut, etwa 185 Kilometer Kabel verlegt und allein im Freihand-Bereich rund 22.000 Regalmeter aufgebaut.

Geschichte der „Alten Aktienspinnerei“

Die im Baustil des historischen Eklektizismus in Chemnitz errichtete Aktienspinne­rei entstand von 1857 bis 1859 infolge der Gründung einer Aktiengesellschaft als damals größte Spinnerei Sachsens mit 60.000 Spindeln. Abweichend von früheren Spinnereien hatte der Architekt Friedrich Theodor Roschig das Gebäude vor allem wegen der Brandgefahr ganz aus Eisen und Stein projektiert, also weitgehend auf Holz als Baumaterial verzichtet. Damit galt das Gebäude als eines der brandsichersten in der Stadt. Der Spinne­reibetrieb endete 1914. Bereits 1905 ging das Areal in das Eigentum der Stadt Chemnitz über.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt und verlor sein Dach und das oberste Geschoss. In der Folge wurde es unter anderem als Essenausgabe, Provisorium für das zerstörte Opernhaus, Kaufhaus, Stadtbibliothek, Bürohaus und Puppentheater und zuletzt als Galerie genutzt. Seit 2011 ist das Gebäude Eigentum des Freistaates Sachsen.

Mitte 2015 begann der Umbau zur Universitätsbibliothek der TU Chemnitz, ab Juni 2020 konnten die bisherigen drei Bibliotheksstandorte und deren Magazine im Gebäude der Alten Aktienspinnerei zusammengelegt werden.

(Autor: Mario Steinebach)

Matthias Fejes
30.09.2020

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