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TU-Studentinnen eröffnen Chemnitz' ersten Spätkauf

Wer nachts noch den einen oder anderen Punkt auf seiner Einkaufsliste abhaken möchte, muss nicht mehr an die nächste Tankstelle fahren – Dank zweier Studentinnen besitzt Chemnitz seit Oktober 2020 einen Spätkauf, Telefonservice inklusive

Anna Vogt und Karin Luz kamen vergangenes Jahr nach Stationen in Berlin, Bremen und Köln zum Master-Studium Interkulturelle Kommunikation/Interkulturelle Kompetenz an die Technische Universität Chemnitz. Was sie an den liebevoll „Spätis“ genannten und in vielen Großstädten populären Spätkaufs kennen- und lieben gelernt haben, nämlich zeitungebundenes Einkaufen, vermissten sie hier. Denn die dauer-geöffneten Geschäfte können vor allem im studentischen Leben hilfreich sein, zum Beispiel wenn einem während nächtlichen Lern-Sessions der große oder kleine Hunger packt. Beiden war sofort klar: Chemnitz braucht ebenfalls einen Spätkauf! Und während andere Studierende mit Nebenjobs ihren Geldbeutel füllen, eröffneten die beiden Freundinnen einfach ihr eigenes Geschäft. Seit Oktober 2020 befindet sich nun auf dem Sonnenberg Ecke Zietenstraße/Jakobstraße nach monatelanger Planung und Corona-bedingten Verzögerungen Chemnitz‘ erster offizieller „Späti“ und versorgt Nachtschärmerinnen und -schwärmer mit Speisen und Getränken für die Nacht und danach. Eine Besonderheit ist aber nicht nur der Spätkauf selbst, sondern der „Spätiphone“ genannte Telefonservice. Damit können Interessierte im Vorfeld Sortiment und Verfügbarkeit abfragen. Außerdem nehmen die beiden Studentinnen laufend Feedback in ihr Konzept auf.   

Spätkauf meets Kiez-Treff

Inspiriert durch ihren Studiengang soll ihr Projekt mehr sein, als eine nächtliche Shopping-Gelegenheit: Neben Snacks, Getränken und Hygieneartikeln finden Anwohnerinnen, Anwohner und Interessierte im Späti der beiden Studentinnen auch Gelegenheit zum Austausch: „Unser Späti soll ein Treffpunkt für Bürgerinnen und Bürger der Stadt werden, die sich im wahren Leben vielleicht nie über den Weg gelaufen wären“, so Karin Luz. „Wir sehen unseren Laden als gemeinnütziges Projekt, uns geht es nicht um Profit. Darüber hinaus planen wir Themenabende, kleine Konzerte, Lesungen und Diskussionsrunden.“ Von der Idee zeigte sich auch der Chemnitzer Kulturprojektentwickler „Klub Solitär“ überzeugt und griff den Master-Studentinnen unter die Arme – zum Beispiel bei der Suche nach der perfekten Location. Die war dann auch schneller gefunden, als gedacht; denn auf der Jakobstraße 42 eröffnete bereits im Mai 2018 für kurze Zeit ein Spätkauf. Der Laden war als kurzzeitiges Kunstprojekt namens „Kiosk“ an den Start gegangen und versorgte seine Kundinnen und Kunden eine Woche mit Snacks und Getränken. Anna und Karin hauchten der Kunst-Aktion nun neues und dauerhafteres Leben ein.

Offen für alle – Ort der Begegnung

Nach ersten Planungen im November 2019 eröffnete Chemnitz' aktuell einziger Späti am 3. Oktober 2020 erstmals seine Pforten. Um das Geschäft zu einer festen Adresse zu machen, baten die beiden Studentinnen ihre Kundinnen und Kunden um Hilfe. „Der Andrang zur Eröffnung war so groß, dass wir die Chance nutzten und die Anwohnerinnen und Anwohner dazu aufforderten, uns Tipps und Wünsche für den Laden zu hinterlassen, die über das Sortiment hinausgehen“, berichtet Anna Vogt. Auf Tapeten, Postern und Einwurf-Boxen sammeln die beiden Inhaberinnen auch künftig Verbesserungsvorschläge und wollen den Späti weiterentwickeln.

Spät, später, Späti – Zwar nur an bestimmten Tagen, dafür aber mit Telefon-Service

Aktuell hat der Späti auf dem Sonnenberg jeden Sonntag ab 15 Uhr und Montag ab 18 Uhr für seine Kundinnen und Kunden geöffnet. Neben dem Späti-üblichen Sortiment aus Snacks und Getränken bieten Anna und Karin auch einen warmen Imbiss an, hauptsächlich vegane Speisen. Bis Mitternacht ist immer jemand vor Ort, danach sind die beiden Inhaberinnen über das eigens eingerichtete „Spätiphone“ zu erreichen und geben Auskunft, ob noch verkauft wird oder nicht.

Eins ist klar: Um zu bestehen, braucht das neue Geschäftsmodell vor allem eins: Unterstützung. Wer sich also mehr Großstadt-Feeling à la Berlin wünscht und dem Späti zu einer Kiez-Institution verhelfen möchte, schaut am besten mal persönlich auf dem Sonnenberg vorbei. Getränke stehen auf jeden Fall kalt und Gesprächsstoff gibt es zwischen Bier, Cola und Co. sicher eine Menge.

(Autorin: Isabel Möller)

Matthias Fejes
19.10.2020

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