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Herausforderung und Belohnung zugleich, denn kaum ein Arbeitstag gleicht dem anderen

TUC-Absolvent Sebastian Sachtleben studierte Wirtschaftsingenieurwesen und ist heute als Führungskraft beim global agierenden Technologiekonzern Linde tätig

Herr Sachtleben, können Sie kurz etwas zu Ihrer Person sagen?

Ich wurde 1981 in Karl-Marx-Stadt – dem heutigen Chemnitz – geboren, ging dort zur Schule und entschied mich nach dem Abitur in meiner Heimatstadt zu studieren. Da ich schon seit meiner Kindheit eine Faszination für Autos hatte und in der Automobilindustrie arbeiten wollte, führte mich mein Weg nach dem Studium zunächst über Bayern in die USA, anschließend nach Baden-Württemberg und später dann in die weite Welt. Ich entdeckte für mich das Thema Industriegase-Geschäft und bin seither bei der Firma Linde tätig. Aktuell lebe und arbeite ich in Südafrika.

Sie haben an der TU Chemnitz Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Was hat Sie zu diesem Studium bewogen? Was waren Erfolge und welche Hürden gab es während Ihres Studiums?

Zunächst dachte ich, dass Maschinenbau der passende Studiengang für mich wäre. Aufgrund der ausgezeichneten Reputation des Maschinenbaustudiengangs an der TU Chemnitz erschien mir diese Wahl als die naheliegendste. Kurz vor Beginn meines ersten Semesters habe ich mich jedoch spontan umentschieden und Wirtschaftsingenieurwesen studiert, da mir die interdisziplinären Inhalte zusagten und ich mich eher als Allrounder und weniger als Spezialist betrachte. Die ersten beiden Semester waren intensiv, mit viel Zeit in der Bibliothek und beim Lernen. Aber in dieser Zeit habe ich auch enge Freundschaften mit Kommilitonen geschlossen und wir haben gemeinsam unsere Erfolge und Misserfolge geteilt.

Wenn Sie heute noch einmal entscheiden könnten, würden Sie das gleiche Studium erneut wählen und wenn ja, warum?

Das Studium war zweifellos die richtige Wahl und hat mir den Weg für meine berufliche Laufbahn geebnet. In meinem heutigen Job muss ich oft finanzielle und technische Aspekte bewerten und das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens hat dafür die perfekte Grundlage gelegt.

Was ist Ihre schönste Erinnerung, wenn Sie an Ihre Studienzeit in Chemnitz zurückdenken? Was verbinden Sie heute mit Chemnitz?

Woran ich wirklich gern zurückdenke, ist das Zusammenleben mit Freunden in unserer damaligen Wohngemeinschaft und die vielen Partys am Campus. Und trotz meiner beruflichen Tätigkeit im Ausland sind meine Verbindungen nach Chemnitz nicht abgebrochen, denn ich habe noch Familie und Freunde hier. Außerdem freue mich sehr darüber, dass Chemnitz in diesem Jahr Europäische Kulturhauptstadt ist und ich bin schon jetzt gespannt auf meinen Besuch im Sommer.

Wie kam es zu Ihrem ersten Job nach dem Studium? Was war Ihnen bei der Jobsuche wichtig?

Da ich großes Interesse an der Automobilbranche hatte, absolvierte ich zunächst ein Praktikum und schrieb anschließend meine Diplomarbeit in derselben Abteilung. Dies bot die Grundlage für den Einstieg in meinen ersten Job bei der Porsche AG. Mir war es wichtig, einen Job zu finden, der es mir ermöglichte, schnell eigenverantwortlich zu arbeiten. Daher war es für mich von Bedeutung, nicht nur das richtige Unternehmen zu finden, sondern auch auf den richtigen Chef zu treffen.

Wie verlief Ihr Karriereweg weiter? Welche Entscheidungen haben Sie vorangebracht und gab es auch Rückschläge?

Ich war stets offen für Veränderungen und habe nicht allzu lange über Risiken oder mögliche Probleme nachgedacht. Nachdem ich meine Diplomarbeit abgeschlossen hatte, erhielt ich das Angebot, für einige Monate in den USA zu arbeiten. Diese Möglichkeit ergab sich sehr kurzfristig und so sagte ich spontan zu. Nach meiner Rückkehr zog ich erneut um und begann eine Anstellung in Stuttgart. Mit meinem Wechsel zu Linde, arbeitete ich zunächst in München, später dann für sieben Jahre in Schweden und aktuell lebe und arbeite ich in Johannesburg in Südafrika. Die Bereitschaft zur Veränderung, die mit häufigen Wohnortwechseln verbunden war, hat meinen beruflichen Fortschritt sicherlich gefördert.

Aktuell sind Sie als Managing Director Region Africa bei Afrox Ldt. tätig. Können Sie einen kleinen Einblick in Ihren Arbeitsalltag geben?

Afrox ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Linde plc, eines global agierenden Technologiekonzerns, der insbesondere auf die Herstellung von Gasen für industrielle Anwendungen spezialisiert ist. Mit unseren Produkten bedienen wir eine Vielzahl von Endmärkten wie Energie, Lebensmittel, Elektronik, Gesundheitswesen, Fertigung, Bergbau und viele mehr. Ein wichtiger Schwerpunkt in Afrika ist die Bereitstellung von medizinischem Sauerstoff für Krankenhäuser. Als Managing Director trage ich die volle operative und strategische Verantwortung für unsere Geschäfte im südlichen Afrika, welche derzeit elf Länder umfasst. Afrika ist ein Schmelztiegel von Herausforderungen: hohe Arbeitslosigkeit, Bildungsdefizite, Infrastrukturschwächen bis hin zu politischen Unsicherheiten. Dennoch sehe ich die Zukunft positiv, insbesondere durch die junge Bevölkerung, Digitalisierung sowie das Potential der erneuerbaren Energien. Es gibt kaum einen Arbeitstag, der dem anderen gleicht und dies ist Herausforderung und Belohnung zu gleich.  

Sie sind seit einigen Jahren beruflich international tätig, haben bereits in den USA, später mehrere Jahre in Schweden gearbeitet und nun leben Sie in Südafrika. Vom hohen Norden in den absoluten Süden. Wie gelingt es Ihnen, sich auf unterschiedliche Kulturen und Lebensräume einzustellen?

Meine ständigen Begleiter waren stets Neugierde, Unvoreingenommenheit und Toleranz. Ich bin der Überzeugung, dass diese drei Eigenschaften in vielen Lebenslagen von Nutzen sein können.

Sie haben eine Familie, die ihre beruflichen Wege immer unterstützt. Wie gelingt es Ihnen, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen? Was raten Sie als Familienvater anderen karriereorientierten Vätern?

Familie ist Teamarbeit. Ohne meine Frau, die im Übrigen auch TUC-Alumna ist, hätte ich viele Herausforderungen nicht gemeistert. Es ist wichtig, klare Erwartungen zu kommunizieren und sich auf Augenhöhe zu begegnen. In stressigen Zeiten kann Privates zu kurz kommen. Umso wichtiger ist es, nie aus den Augen zu verlieren, was wirklich zählt – für mich sind das meine Familie und meine Freunde.

Wofür begeistern Sie sich im Privaten am meisten? Was war Ihr letztes großes Vorhaben?

Wir lieben das Reisen sehr und Afrika hat unseren Horizont auf bemerkenswerte Weise erweitert. Über die Weihnachtszeit hatten wir das unvergessliche Vergnügen, einen Roadtrip durch Namibia zu machen. Die Weite der Landschaft, die beeindruckenden Sanddünen und die unglaubliche Stille der Wüste hinterließen einen nachhaltigen Eindruck. Mit einem robusten 4x4-Fahrzeug waren wir gut ausgestattet, um die Schotterstraßen zu meistern und abgelegene Orte zu erkunden. Zu den Höhepunkten zählten die Abgeschiedenheit in der Namib-Wüste, die Tierbeobachtungen im Etosha-Nationalpark und das Beobachten des klaren Sternenhimmels in völliger Dunkelheit. Namibia vermittelt eine Ruhe und Gelassenheit, die inspirierend wirkt – ein ideales Reiseziel für Abenteurer und Naturliebhaber.

Und zum Schluss: Welche Tipps haben Sie für frische Absolventinnen und Absolventen für den Berufseinstieg?

Für Berufsanfänger ist es wichtig, offen, lernbereit und motiviert zu sein. Es ist ratsam, Engagement zu zeigen, Kontakte zu knüpfen und geduldig zu bleiben, während man sich in die neue Rolle einarbeitet. Keine Scheu vor Fragen: Es ist vollkommen akzeptabel, Fragen zu stellen, solange diese gut durchdacht sind. Im Zweifel verfügen die Kollegen möglicherweise ebenfalls nicht über alle Antworten. Last but not least: Spaß haben. An meinem ersten Arbeitstag gab mir mein damaliger Chef folgenden Rat mit auf den Weg: „Du wirst so lange erfolgreich sein, wie du Spaß an den Dingen hast, die du machst.“ Dies ist seitdem mein Mantra und hat mich bisher sehr gut begleitet.

(Die Fragen stellte Stephanie Höber, Alumni-Koordinatorin der TU Chemnitz.)

Mario Steinebach
09.04.2025

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