Initiative ArbeiterKind.de unterstützt Studierende aus Nicht-Akademikerfamilien
Kinder aus Akademikerfamilien haben nach wie vor bessere Bildungschancen – Um dieses Ungleichgewicht zu beheben, unterstützt die ehrenamtliche Initiative ArbeiterKind.de insbesondere Nicht-Akademikerkinder und begleitet sie auf ihrem Weg ins Studium, die Ortsgruppe Chemnitz ist dabei
Deutschland steht laut einer Studie des Kinderhilfswerkes UNICEF bei der Bildungsgerechtigkeit im Vergleich zu anderen Industrieländern im unteren Mittelfeld. Laut Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks (DSW) von 2018 nehmen in Deutschland von 100 Akademiker-Kindern 83 ein Hochschulstudium auf. Von 100 Kindern nichtakademischer Herkunft studieren hingegen nur 23, obwohl doppelt so viele die Hochschulreife erreichen. „Viele gehen nicht an die Uni, weil sie es sich nicht zutrauen“, erklärt Rebecca Katzenberger. Die Masterstudentin der Technischen Universität Chemnitz engagiert sich seit Februar 2020 in der Ortsgruppe Chemnitz, zuvor in Bamberg. „Ihnen fehlt es an Vorbildern aus der eigenen Familie. Wir wollen niemanden bekehren, oder zum Studium zwingen. Aber wir wünschen uns, dass wir Schülerinnen, Schülern und Studierenden aus Nicht-Akademikerfamilien Mut geben und Wege aufzeigen können, die ein Studium für sie möglich und machbar gestalten.“
Vom Arbeiterkind zum Akademiker
Seit der Gründung im Jahr 2008 hat ArbeiterKind.de ein deutschlandweites Netzwerk mit mehr als 6.000 Mentorinnen und Mentoren an 80 Standorten aufgebaut. Ziel der gemeinnützigen Initiative ist es, den Anteil der Nicht-Akademikerkinder an Hochschulen zu erhöhen. Außerdem will die Initiative junge Menschen auf ihrem Weg zum erfolgreichen Studienabschluss begleiten und unterstützen. Die Ortsgruppe Chemnitz gibt es seit Oktober 2013. Aktuell kümmert sich ein Kernteam aus acht bis zehn Studierenden und Berufstätigen um die Hilfesuchenden. Die meist-gestellten Fragen: Warum studieren? Was studieren? Wie das Studium finanzieren? „Interessierte können jeden zweiten Mittwoch im Monat um 18 Uhr an unserem Online-Stammtisch via BigBlueButton teilnehmen. Sie können uns mit Fragen löchern, oder einfach nur zuhören“, so Rebecca Katzenberger. „Wir klären gern über Themen wie BAföG, Studienorganisation oder Stipendien auf. Wir nehmen uns aber auch gern persönlich für die Studierenden Zeit. Per Mail, Instagram oder Facebook kann man uns ganz unkompliziert nach einzelnen Sprechstundenterminen fragen.“ Denn nicht selten empfinden die Hilfesuchenden so etwas wie Scham und trauen sich nicht, um Hilfe zu bitten. „Oft sind die Betroffenen in ihrer Familie die ersten, die studieren. Ihnen fehlt es an Ansprechpartnern im privaten Umfeld. Das sorgt für Verunsicherung. Bei uns gibt es aber keine dummen Fragen.“
Hilfe auf Augenhöhe
Genau solche Hemmschwellen wollen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ArbeiterKind.de überwinden: „Wir Mentoren begegnen den Fragenden auf Augenhöhe. Da öffnet man sich schon mal mehr.“ Im Idealfall begleiten die Mentorinnen und Mentoren ihre Schützlinge über einen langen Zeitraum, stehen ihnen immer wieder mit Rat und Tat zur Seite. Das erfordert Fingerspitzengefühl. Auch internationale Studierende suchen regelmäßig die Hilfe von ArbeiterKind.de. „Der Austausch mit Betroffenen hilft sehr, man macht sich gegenseitig Mut und fühlt sich weniger allein. Über die Jahre hat sich ein tolles deutschlandweites Netzwerk von Gleichgesinnten aufgebaut.“
Engagierte Teammitglieder gesucht
Um allen Studentinnen und Studenten weiterhin eine Stütze sein zu können, freuen sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter immer über Unterstützung. „Wir haben in unserer Gruppe die Kernaufgaben zwar genau verteilt, jedoch kann sich jeder ausprobieren und seine Nische finden“, so Rebecca Katzenberger. „Vielleicht liegt einem der Bereich 'Öffentlichkeitsarbeit', jemand anderes kümmert sich hingegen lieber um anstehende Events. Die Hierarchien sind flach und jeder zeigt so viel an Einsatz, wie er oder sie selbst es für richtig hält.“
Wer sich für die Arbeit der Ortsgruppe von ArbeiterKind.de interessiert, kann sich über Instagram, Facebook oder per Mail unter chemnitz@arbeiterkind.de bei den Helfern des Standorts Chemnitz melden. Interessierte sind zudem herzlich zum nächsten Stammtischtreffen am 10. Februar 2021 um 18 Uhr via BigBlueButton eingeladen.
(Autorin: Isabel Möller)
Matthias Fejes
02.02.2021