Spielerisch den erfolgreichen Schulstart vorbereiten
Start-up mit Wurzeln an der TU Chemnitz veröffentlicht mit „Pias Lernreise“ eine innovative Lern-App für Vorschulkinder
Kinder spielerisch auf den Schulstart vorzubereiten und dabei die Möglichkeiten des Digitalen sinnvoll zu nutzen – das ist die Idee von „Pias Lernreise“. Die App ist für iOS und Android verfügbar. Sie soll Kinder spielerisch zum Lernen anregen und dabei nachhaltig sein, indem sie Wissen dauerhaft vermittelt und so den Übergang zur Schule erleichtert. Außerdem orientiert sie sich an dem Leistungsstand des Kindes. Dabei helfen auch kindgerechte Illustrationen.
Mit „Pias Lernreise Reime“ ist nun die erste Lern-App zur sprachlichen Förderung im Vorschulbereich seit Februar 2021 verfügbar. Zwei weitere Lern-Apps sind in der finalen Entwicklungsphase. Zukünftig sollen auch für Kindertagesstätten und Schulen Lern-Apps für unter anderem Mathematik entstehen. Die Grundlagen für diesen Erfolg legte das Team hinter dem Start-up an der Technischen Universität Chemnitz.
Grundlagen für innovative Lern-App an der TU Chemnitz gelegt
Hinter diesen digitalen Lernformaten stehen das Start-up „PiAS Education“ aus Markkleeberg bei Leipzig sowie das Gründungsteam um Dr. Sabine Völkel und Maximilian Wende. Völkel ist Alumna der TU Chemnitz, Wende ist kurz davor – aktuell schreibt an seiner Masterarbeit. Dabei ist Markleeberg nicht zufällig der Standort des jungen Start-ups: „Unter anderem aufgrund kurzer Wege zu unserem Kreativteam aus Illustratorin und Grafiker fiel die Wahl auf Markkleeberg“, erklärt Gründerin Sabine Völkel.
Dabei seien gerade Grafik und Illustrationen für die App nicht nur wichtig, sondern essentiell: „Die App ist wie eine Geschichte aufgebaut, fast ein bisschen wie ein Kinderbuch“, sagt Völkel. So führe die Figur Pia als Freundin durch ihre Welt und die Kinder entdecken mit ihr Neues in ihrem Zimmer, draußen im Garten oder an anderen Orten. „Dabei sind Lernspiele eingebunden, die das Kind mit Pia zusammen spielt. Die Grafiken sind von einer Kinderbuchillustratorin gezeichnet und visualisieren die Geschichte und die Lernspiele“, erklärt Völkel.
Die Inhalte ihrer App für Vorschulkinder und deren didaktische Aufbereitung basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie enthalten zudem adaptive Lernkomponenten, passen sich also an, und bieten so Aufgaben gemäß des individuellen Wissensstandes. „Der Schwierigkeitsgrad orientiert sich am Kind. Das Alter ist anfangs entscheidend, anschließend zählen die richtige Lösung und die Schnelligkeit als Indikator, welche Schwierigkeitsgrade angeboten werden“, erklärt Völkel das Prinzip.
Attraktives Umfeld für Gründungen
Das Gründungsteam um Völkel und Wende blickt auf ein unterstützendes Gründungsumfeld an der TU Chemnitz zurück. Hier beginnt die Gründungsgeschichte von PiAS Education mit Dr. Sabine Völkel. Während ihres Bachelor- und Master-Studiums der Medienkommunikation an der TU Chemnitz interessierte sie sich für die entwicklungspsychologische Medienforschung. Dieses Interesse vertiefte sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Medienpsychologie (Prof. Dr. Peter Ohler). „Durch meine Forschung und die Lektüre nationaler und internationaler Untersuchungen erkannte ich, wie wichtig der Bereich der vorschulischen Bildung ist, besonders im sprachlichen und mathematischen Bereich“, sagt Völkel.
Diese Erkenntnis untermauerte sich noch durch Gespräche mit Kindertagesstätten und Eltern. Ihr wurde klar: „Es gibt einen Bedarf an wissenschaftlich begründeten Anwendungen für das vorschulische Lernen.“ Nun begann Völkel, bildungsrelevante Inhalte für die Vorschule zu entwickeln. So haben damals die Ergebnisse internationaler Studien den Rahmen für die Lerngeschichten vorgegeben. Die zu fördernden Bereiche ergaben sich ebenfalls aus der Ergebnislage. Denn die Kompetenzen, die im Vorschulalter mit Hilfe der App gefördert werden, zum Beispiel Reime, Anlaute, Buchstaben, sind für das Erlernen von Lesen und Schreiben in der Schule wichtig und haben einen positiven Effekt für den Übergang in die Schule. Daraus wurden schließlich Ideen für Lernspiele. Dabei lag der Fokus darauf zu überlegen, wie sich jede Kompetenz fördern lässt. Aus diesen einzelnen Lernspielen wurde schließlich eine zusammenhängende Geschichte auf der Basis eines Storyboards. Soweit die Ideen, aus der noch viel mehr werden sollte.
Unterstützung durch Gründernetzwerk SAXEED
Um mehr aus ihrer Idee zu machen, nahmen Forscherin Völkel sowie zwei Kolleginnen als Gründungsteam Kontakt zum Gründernetzwerk SAXEED auf. „Wir sind also zusammen in die Beratung von SAXEED gegangen und stellten die Idee dort vor. So wurde aus der anfänglichen Idee ein Gründungsteam aus zwei Wissenschaftlerinnen, einem Wissenschaftler und zwei Mentoren der Professur Medienpsychologie“, erinnert sich Völkel. Nach Beantragung und Bewilligung erhielt das Team ein EXIST-Gründerstipendium, eine Förderung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. In dieser Zeit entstanden ein Businessplan und der Prototyp der App. Die eigentliche Unternehmensgründung fand allerdings erst später im Rahmen des Technologiegründerstipendiums durch die Sächsische Aufbaubank (SAB) statt.
Intensive Testphase
Der Prototyp mit einfacheren Illustrationen und einer ersten App-Engine wurde gemeinsam mit 40 Eltern und Kindern getestet. Warum sowohl mit Eltern als auch Kindern? „Die Kinder sollen unsere Lern-App nutzen. Die Eltern sind jedoch die Zielgruppe, weil diese die App erwerben. Deswegen müssen wir auch die Eltern überzeugen“, erläutert Völkel. Hier spielen Fragen nach den Funktionen der App für Eltern und Kinder eine wichtige Rolle. „Deshalb befragen wir in jeder Testphase immer die Eltern mit. Die Kinder nutzen die App und wir erfahren durch die Nutzung, was sie mögen und vor allem was leichter und was schwerer zu lösen ist. Das ist wichtig für die Entwicklung“, so die Kommunikationsexpertin.
Bewegung im Team
Während dieser Zeit lernte auch der Mitgründer Maximilian Wende, Student im Master-Studiengang Energie- und Automatisierungssysteme an der TU Chemnitz, das PiAS-Team kennen. Denn während der einjährigen Förderung durch EXIST war, bedingt durch persönliche Veränderungen im Team, eine Stelle zu besetzen. „So kam es, dass Maximilian Wende seinen Weg zu uns fand“, sagt Gründerin Völkel. Er übernahm nach Abschluss des EXIST-Gründerstipendiums die technische Leitung und trägt seitdem Verantwortung für die Weiterentwicklung der App und der adaptiven Lernkomponente. Gemeinsam wollen sie künftig einen Beitrag zur digitalen Bildung von Kindern im Vorschulalter leisten.
Hintergrund: SAXEED – Vier Hochschulen, ein Netzwerk
Das Gründernetzwerk SAXEED als Projekt am Zentrum für Wissens- und Technologietransfer der TU Chemnitz ist wesentlicher Akteur der Gründungsunterstützung. SAXEED sensibilisiert und motiviert Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Absolventinnen und Absolventen für die Idee der eigenen Unternehmensgründung. Durch das breite Angebot an Netzwerk- bzw. Lehrveranstaltungen werden Gründerinnen und Gründer qualifiziert und von erfahrenen Gründerbetreuern und -betreuerinnen von der Bewertung der Geschäftsidee über die Entwicklung des Geschäftsmodells bis zur Gründung des eigenen Startups begleitet.
Das Verbundprojekt SAXEED existiert seit 2006 an der TU Chemnitz, der TU Bergakademie Freiberg, der Hochschule Mittweida und der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Die Bilanz von SAXEED weiset mehr als 1.400 Gründungsprojekte auf, aus denen rund 460 Unternehmen entstanden sind. Zur Basisförderung durch den Freistaat Sachsen kam 2020 die EXIST-Bundesförderung zur Verbesserung der regionalen Vernetzung.
Informationen zu SAXEED erteilt Dr. Susanne Schübel, SAXEED-Projektgeschäftsführerin, Telefon +49 (0)371 531-37689, E-Mail susanne.schuebel@saxeed.net
Weiteren Informationen zu PiAS erteilt Dr. Sabine Völkel, E-Mail info@pias-education.com
Matthias Fejes
03.05.2021