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Schnelligkeit ist ihr Steckenpferd

TU-Studentin und Motorsportlerin Sarah Göpfert meistert den Spagat zwischen Rennstrecke und Universität

Sandkasten, Fußballtraining, Verkleiden-Spielen oder vielleicht doch die musikalische Früherziehung: Hobbys, die viele Kinderaugen aufleuchten lassen würden, die bei der einst achtjährigen Sarah Göpfert keine Begeisterungssprünge auslösten. Sie hatte eine ganz andere Freizeitbeschäftigung im Visier, denn spätestens als sie 2006 mit ihrem Opa im TV die MotoGP verfolgte, war klar, dass sie ihr Weg auf die Rennstrecke führen soll. „Alles begann mit einem Schnuppertraining, danach startete ich recht schnell mit ein bis zwei regelmäßigen Trainingseinheiten pro Woche. Dafür bekam ich ein Pocketbike, das ist quasi ein Motorrad in Miniaturformat. 50 Zentimeter hoch und höchstens 100 km/h schnell“, erinnert sich Göpfert. Ihre Eltern haben die ungewöhnliche Hobbywahl ihrer Tochter trotz anfänglicher Sorgen immer unterstützt.

Männerwelt Rennstrecke – Frauen sind dort immer noch selten aktiv

Aus dem Pocketbike ist mittlerweile ein Motorrad mit 320 Kubikzentimeter Hubraum, 42 PS und einer Maximalgeschwindigkeit von 200 km/h geworden. Damit fährt die heute 23-jährige  Sarah Göpfert mit 19 Mitstreitern und einer Mitstreiterin im Yamaha R3 Cup. „Das kann man in etwa mit der Liga beim Fußball vergleichen”, erklärt die Motorsportlerin. „Wir fahren alle das gleiche Fahrzeug, um für Chancengleichheit zu sorgen.” Aktuell läuft es für Sarah mehr als gut. Bei ihrem letzten Wettkampf im thüringischen Schleiz am 24. und 25. Juli 2021 belegte sie bei zwei Wettkämpfen den 1. und 4. Platz. Damit kommt sie ihrem selbstgesteckten Ziel, es diese Saison in die Top 5 zu schaffen, zum Greifen nah. „Ich muss schon sagen: Es war ein fantastisches Gefühl, vor allem da erstmals wieder Zuschauer anwesend sein konnten. Es kamen 30.000 Menschen.”

Um auf der Rennstrecke zwischen den meist männlichen Mitstreitern überzeugen zu können, trainiert Sarah hart – nicht nur auf der Piste, sondern auch im Fitnessstudio. „Auf dem Motorrad zählt jedes Gramm, deswegen konzentriere ich mich aktuell sehr auf Ausdauersport. Aber man braucht auch viel Kraft, um sich samt Motorrad in die Kurven zu legen und immer die Kontrolle über die Rennmaschine zu behalten.“ Ein weiterer Pluspunkt: „Je besser meine körperliche Fitness ist, desto klarer ist mein Verstand.“ Denn bei den Rennen geht es nicht nur um Schnelligkeit. „Man muss sich 100-prozentig konzentrieren und vorausdenken können. Ich beobachte immer genau, welche Strategie meine Mitstreiter verfolgen und plane demnach, wie ich sie wo überholen kann“, so Sarah Göpfert.

Ihr Fleiß zahlt sich aus. Von ihren männlichen Kollegen wird Sarah Göpfert selbstverständlich angenommen, auch wenn sie als junge Frau immer noch eine Seltenheit im Motorsport ist:  „Ich versuche mir den Respekt durch Training und Können zu ergattern und die Jungs ordentlich einzuheizen.”

Wirtschaft und Sport? Zwei Karrieren, die sich nicht ausschließen müssen

Trotz Leidenschaft und Talent war es bis vor rund einem Jahr gar nicht sicher, dass Sarah Göpferts Weg sie wieder auf die Rennstrecke führen wird. “2017 fuhr ich mein vorerst letztes Rennen, 2018 und 2019 war ich quasi gar nicht auf dem Motorrad”, so die Studentin. “Ich wollte mich im Bachelorstudium ‘Wirtschaftswissenschaften’ voll und ganz auf eine Sache konzentrieren. Im Master habe ich aber wieder mit dem Motorsport begonnen. Der hat mir schon gefehlt.”

In den bisher zwei Semestern ihres Masterstudiums “Value Chain Management” reifte in Sarah Göpfert  ein Karriereplan heran, wie sie ihre Motor-Leidenschaft mit ihren akademischen Fertigkeiten verbinden kann – denn von denen hat sie immer schon profitiert. “Wirtschaft und Sport passen sehr, sehr gut zusammen”, ist die Studentin überzeugt. “Ich habe schon immer von meinem Studium profitiert. Zum Beispiel kamen mir die ganzen Kenntnisse im Bereich ‘Marketing’ sehr bei meiner Sponsoren-Akquise gelegen.”

Aktuell schreibt die junge Frau neben dem Studium beim Motorrad-Magazin “Speedweek”. “Das Schreiben gefällt mir sehr gut. Vielleicht kann ich das in Zukunft weiterverfolgen.” Bis dahin konzentriert sich Sarah auf die letzten zwei Semester und auf die anstehenden Rennen. Ihr sportliches Ziel: “Nächstes Jahr möchte ich bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft mitfahren. Die größte Herausforderung bei diesem Vorhaben ist derzeit noch die Finanzierung.“ Und ihr Studium möchte sie natürlich auch mit einem guten Ergebnis abschließen.

(Autorin: Isabel Möller)

Mario Steinebach
28.07.2021

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