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Eine Kreislaufwirtschaft für Elektronik im Blick

Öffentlicher Vortrag und Seminar widmen sich am 18. November 2024 dem Thema zirkulärer Wirtschaftskreisläufe für Produkte der Mikroelektronik

Ein öffentlicher Vortrag am Forschungszentrum für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen (MAIN) der TU Chemnitz und ein Seminar der Professur Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit (Prof. Dr. Marlen G. Arnold) der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften am Montag, dem 18.11.2024 stehen ganz im Zeichen einer Kreislaufwirtschaft für Produkte und Anwendungen der modernen Elektronik. Dr. Christian Hagelüken, Sachverständiger Kreislaufwirtschaft und ehemaliger Direktor für EU-Angelegenheiten der Umicore AG, Hanau, wird in einem öffentlichen Vortrag das Thema „Kreislaufwirtschaft: Perspektiven für eine Zirkuläre Elektronik und darüber hinaus“ aus seiner über 35jährigen Erfahrung in Forschung und Industrie berichten. Circular Economy (CE) hat sich zu einem wichtigen Thema der Umwelt- und Klimapolitik entwickelt und ist wichtig für Industriepolitik und Wirtschaftsstrategien, um die Sicherheit der Rohstoffversorgung und die Nachhaltigkeit insgesamt zu stärken. Das Recycling von Produkten am Ende ihrer Lebensdauer, um recycelte Materialien effektiv in der Wirtschaft wiederzuverwenden, ist neben anderen CE-Strategien wie Langlebigkeit, Nutzungsintensität und einer Sharing Economy einer der Hebelpunkte.

Der öffentliche Vortrag beginnt um 16:30 Uhr im Konferenzraum C50.001 des Forschungszentrums MAIN, Rosenbergstr. 6, 09126 Chemnitz. Besuchende sind herzlich eingeladen, bereits um 15:45 Uhr zu einem wissenschaftlichen Austausch mit dem Referenten im Foyer des Forschungszentrums MAIN vor dem Veranstaltungssaal zu erscheinen. Ein besonderer Schwerpunkt des Vortrags liegt auf dem Recycling von Metallen, die für die Energiewende und den Klimaschutz eine Schlüsselrolle spielen. Am Beispiel elektronischer Produkte wird gezeigt, dass die Produktkomplexität durch eine zunehmende Miniaturisierung und die Verwendung vieler unterschiedlicher Materialien in einem Produkt besondere Herausforderungen an das Recycling stellt. Im Gegensatz zum klassischen Recycling oder zur Abfallwirtschaft geht es bei CE um mehr als nur die Minimierung des Abfallaufkommens. Damit durch Recycling ein echter Beitrag zur Rohstoffversorgung geleistet werden kann, müssen verschiedenste Materialien am Ende ihrer Lebensdauer tatsächlich mit hoher Qualität recycelt werden und ihren Weg in neue Produkte finden, d. h. das Recycling muss physisch in der Nähe sein die Stoffkreisläufe. Dies erfordert einen optimierten Aufbau von Recyclingketten und ein verbessertes Schnittstellenmanagement zwischen Rücknahmelogistik, manuell-mechanischer Vorbehandlung und chemisch-metallurgischer Metallrückgewinnung. Darüber hinaus spielen Produktdesign und angewandte Geschäftsmodelle eine wichtige Rolle. Um den Beitrag des Recyclings zur nachhaltigen Ressourcennutzung und zum Klimaschutz bewerten zu können, ist es notwendig, das untersuchte System einschließlich der Systemgrenzen klar zu definieren und zielkonforme Definitionen, Berechnungsansätze und Indikatoren zur Überprüfung des Beitrags des Recyclings abzuleiten zu solch übergeordneten Zielen. Darüber hinaus ist ein Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen von Recycling und CE zur Erreichung ökologischer, wirtschaftlicher und sozioökonomischer Ziele erforderlich. Der Vortrag endet mit einem Ausblick auf das Batterierecycling von Elektrofahrzeugen, das zu einem Pilottestfall für die Einrichtung zirkulärer Systeme für neue Produkte mit hoher Relevanz für kritische Rohstoffe werden könnte.

Speziell für Studierende ist zudem am Abend um 19:00 Uhr ein interaktives Seminar mit Dr. Christian Hagelüken im Rahmen der Lehrveranstaltung “Nachhaltigkeitsmanagement und Innovationen“ von Frau Professorin Marlen G. Arnold, Fakultät Wirtschaftswissenschaften, im Zentralen Hörsaal- und Seminargebäude (ZHSG), der TU Chemnitz (Reichenhainer Str. 90, 09126 Chemnitz, Raum C10.013) angesetzt. Das Seminar steht unter dem Titel „Metallkreisläufe nachhaltig schließen – Chancen und Herausforderungen für eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft“. Externe Interessierte an einer Teilnahme an diesem Seminar melden sich bitte vorab unter der E-Mail-Adresse service@main.tu-chemnitz.de bzw. per Telefon unter der Nummer 0371/531-20100 an.

Der Veranstaltungstag wird gemeinsam vom Forschungszentrum MAIN und der Professur Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband "Circular Saxony" sowie dem von der „TUCculture2025“-Initiative geförderten Projektes „Wellenspiele“ (Fakultät für Naturwissenschaften, Institut für Physik) organisiert.

Weitere Informationen erteilen Dr. Thomas Blaudeck (Forschungszentrum MAIN, Tel. 0371/531-35610, E-Mail thomas.blaudeck@main.tu-chemnitz.de), Dr. Thomas Hipke (Circular Saxony, Tel. 0160/90602744, E-Mail thomas.hipke@circular-saxony.de) und Prof. Marlen G. Arnold (Professur BWL - Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit, Tel. 0371/531-31120, E-Mail nachhaltigkeit@wirtschaft. tu-chemnitz.de).

Zur Person: Dr. Christian Hagelüken arbeitete 35 Jahre in der Metallindustrie mit Schwerpunkt auf Metallrecycling, nachhaltigem Metallmanagement und Kreislaufwirtschaft. Bis zu seinem Ruhestand im August 2023 war er Direktor für EU-Regierungsangelegenheiten der Umicore AG. Von 2003 bis 2011 leitete er die Geschäftsentwicklung in der Edelmetallraffinerie-Einheit von Umicore. Zuvor hatte er verschiedene Managementpositionen in der Edelmetallabteilung von Degussa AG inne, wo er 1989 seine berufliche Laufbahn begann. Christian Hagelüken vertrat Umicore in politischen Initiativen, Verbänden, Expertengruppen und Forschungskooperationen, darunter die EU-Rohstoffinitiative, das BDI-Rohstoffkomitee, die Initiative Kreislaufwirtschaft Deutschland und das BatteryPass-Projekt. 2021 wurde er in die Ressourcenkommission des Umweltbundesamtes, berufen. Er hält weiterhin Vorträge und berät verschiedene Institutionen, unter anderem an der Leuphana-Universität Lüneburg, als Mitglied des Batterie-Forschungsausschusses des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und als Vorsitzender des Kuratoriums des Fraunhofer-Instituts für Materialrecycling und Ressourcenstrategien (Fraunhofer IWKS). Christian Hagelüken hat Studienabschlüsse in Bergbauingenieurwesen und Wirtschaftsingenieurwesen von der RWTH Aachen, wo er auch promovierte.

Hintergrund zur Lehrveranstaltung: Rohstoffe sind die Grundlage unserer materiellen Welt, allerdings hat ihr übermäßiger Verbrauch in den letzten Jahrzehnten auch erheblich zum Klimawandel beigetragen. Insbesondere metallische Rohstoffe spielen eine entscheidende Rolle für Klimaschutztechnologien wie Elektromobilität, Wasserstoffwirtschaft, Solar- und Windkraftanlagen, aber auch für die Digitalisierung. Dementsprechend ist es notwendig, sie deutlich ressourceneffizienter als bisher einzusetzen und zu gebrauchen, statt sie zu verbrauchen. Moderne Kreislaufwirtschaftssysteme und Recyclingtechnologien bilden das Rückgrat für die Entwicklung einer ressourceneffizienten und nachhaltigen Gesellschaft. Geschlossene Metallkreisläufe tragen dabei sowohl zur Sicherung der Rohstoffversorgung für Hightech-Produkte bei und reduzieren gleichzeitig die CO2-Emissionen bei deren Herstellung. Die effektive Schließung von Metallkreisläufen erfordert allerdings ein optimiertes Zusammenspiel von Erfassungs-Logistiken am Lebensende der Produkte mit mehrstufigen mechanischen, metallurgischen und chemischen Recyclingprozessen. Entscheidend für den Erfolg einer echten Kreislaufwirtschaft sind dabei neben innovativen technischen Verfahrensschritten auch Produktdesign, Geschäftsmodelle und gesetzliche Rahmenbedingungen. Der Seminarinhalt basiert auf der langjährigen praktischen Erfahrung des Referenten in Forschung und Industrie und zeigt Chancen, aber auch Grenzen einer Kreislaufwirtschaft für Metalle auf. Deren Kenntnis ist auch für die Erstellung und Bewertung aussagekräftiger Analysen des Lebenszyklus der Produkte und seiner Ausgangsstoffe (LCAs) wichtig.

Autor: Dr. Thomas Blaudeck

Anika Giese
14.11.2024

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