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„Rummelplatz“ – Besondere Seminarlektüre zum Kulturhauptstadtjahr

Lehramtsstudierende lesen im Rahmen eines Projektes der TU Chemnitz mit der Oper Chemnitz aus Werner Bräunigs Wismut-Roman „Rummelplatz“ und üben sinngestaltendes Vorlesen.

Im Seminar „Vorlesen sprechkünstlerisches Gestalten literarischer Texte“ setzen sich Chemnitzer Lehramtsstudierende  mit Aspekten des professionellen Vorlesens auseinander. Nach dem Motto „Wer Kindern das Lesen beibringen will, sollte selbst gut Vorlesen können“ lernen sie, sprechkünstlerische Stilmittel wie Pausen und Sprechmelodie bewusst einzusetzen und Dialoge authentisch zu gestalten. Die Form des Sprechens und Ausdruck ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Kunst, die Übung, Empathie, Textkenntnis und Methodenkompetenz erfordert.

Im Wintersemester 2024/25 wurde im Hinblick auf das Chemnitzer Kulturhauptstadtjahr ein besonderer Übungstext ausgewählt. „In den vergangenen Jahren haben wir uns im Seminar mit Literatur beschäftigt, die für angehende  Grundschulllehrerinnen und -lehrer näher liegt“, sagt Ronald Herzog, Leiter des Fachbereichs Sprecherziehung am Zentrum für Lehrer*innenbildung und Bildungsforschung der TU Chemnitz. So wurden neben einem Projekt zu Hans Christian Andersen unter anderem auch klassische Balladen vorgelesen und für Kinder nacherzählt. „Als ich erfuhr, dass das Theater Chemnitz eine Operninszenierung von Werner Bräunigs Roman „Rummelplatz“ plant und im Rahmen einer begleitenden Konferenz Kooperationspartner an der TU Chemnitz gesucht wurden, war ich sofort begeistert“, so Herzog.

So beschäftigten sich die Studierenden wochenlang mit dem Text, der eindrucksvoll die Anfangsjahre der Wismut und die Verhältnisse der Nachkriegsgesellschaft in der DDR beschreibt. „Einerseits eine nahe liegende Lektüre, da Chemnitz und das Erzgebirge gleichermaßen Schauplatz des Romans und Lebensmittelpunkt der meisten Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer ist. Andererseits ein sperriger Stoff, vor über 50 Jahren geschrieben und auf den ersten Blick inhaltlich weit von der heutigen Lebenswirklichkeit entfernt“, sagt Herzog. 

Mit anfangs wenig Begeisterung entdeckten die Studierenden nach und nach die Figuren des Romans, deren Konflikte und Themen hochaktuell sind. Besonders die junge Fabrikarbeiterin Ruth Fischer, deren Kampf um Anerkennung und Selbstbestimmung der Autor Werner Bräunig aus einer geradezu feministischen Perspektive schildert, kam bei den Studierenden gut an. „Gleichberechtigung, Machtstrukturen und der mangelnde Wille zur Veränderung – Ruth steht symbolisch für alle, die sich gegen bestehende Ungerechtigkeiten auflehnen. Ihr Mut ist bewundernswert. Sie weiß, dass sie auf Widerstand stoßen wird, aber sie stellt sich dieser Herausforderung. Deshalb habe ich Ruths Rede in der Papierfabrik und die Reaktionen darauf als Stelle zum Vorlesen ausgewählt“, sagt Anna-Lena Mauersberger, Lehramtsstudentin im 6. Fachsemester.

Der Prozess des Verstehens- und Erarbeits der gelesenen Texte wurde zusätzlich von Johannes Frohnsdorf, Dramaturg des Theaters Chemnitz, unterstützt. Er gab eine Einführung in die Figurenkonstellation des Romans und einen Ausblick auf  die geplante Inszenierung von „Rummelplatz“ am Opernhaus Chemnitz. „Am Ende des Semesters haben die Studierenden selbst ausgewählte Textpassagen eingesprochen. Das Ergebnis ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Lesen an sich und auch mit den Themen des Romans. Als Zuhörer und Seminarleiter freue ich mich über die positive Entwicklung der Studierenden und  die individuellen stimmlich-sprecherischen Umsetzungen, die den historischen Text in die Gegenwart transferieren und in denen sich Identität und Identifikation spiegeln“, so Herzog.

Mauersberger beschreibt das Gelernte so: „Für meine zukünftige Tätigkeit als Grundschullehrerin nehme ich mit, dass es unerlässlich ist, sich vorher mit dem Text auseinanderzusetzen und ihn vollständig zu verstehen. Nur so kann ich ihn den Kindern authentisch und verständlich übermitteln. Als Lehrkraft nehme ich eine Vorbildfunktion beim Vorlesen ein, was für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig ist.

Weitere Informationen erteilt Ronald Herzog, Telefon 0371 531-38447, E-Mail ronald.herzog@zlb.tu-chemnitz.de

(Autorinnen: Elisa Weißer, Anne Eichhorn)

Anne Eichhorn
21.03.2025

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