Mit viel Gefühl für Eisen und Stahl
Im Gespräch: Frank Walther, Geschäftsführender Gesellschafter der USK Karl Utz Sondermaschinen GmbH
Frank Walther studierte von 1969 bis 1973 Fertigungsmittelentwicklung an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. Danach blieb der gebürtige Chemnitzer der Region treu und entschied sich für eine berufliche Karriere im Maschinenbau. Heute gehört sein Unternehmen zur Elite in der Montagetechnik. Foto: Wolfgang Schmidt |
Wofür steht die Abkürzung USK und womit präsentiert sich Ihr Unternehmen am Markt?
Es ist die Abkürzung von Utz Sondermaschinen Kändler. 1990 wurde unser Unternehmen in Kändler - einem Ortsteil von Limbach-Oberfrohna - gegründet. Für mich ein Glücksfall, denn ich habe im richtigen Augenblick Karl Utz kennengelernt und das Unternehmen aufbauen können. Wir projektieren, konstruieren und fertigen Sondermaschinen und Industrieanlagen der Montage-, Handhabungs- und Prüftechnik. Dabei sind wir Komplettanbieter, unsere Leistungen erstrecken sich von der mechanischen und elektrischen Konstruktion sowie der Programmerstellung über die mechanische und elektrische Montage und Installation bis hin zur Inbetriebnahme. Die Leistungspalette unserer Maschinen und Einrichtungen reicht von einfachen Montagevorrichtungen bis zu vollautomatischen rechnergesteuerten Montagesystemen. Zu unserem Angebot gehören neben Neuanlagen auch Anlagenumbauten sowie Verlagerungen und Umsetzungen von Montagemaschinen und -anlagen.
Woher stammen Ihre Kunden?
Sie kommen aus der Automobilindustrie einschließlich deren Zulieferer, aus der Medizintechnik, aus der Hausgerätetechnik, aus der Elektrotechnik- und Elektronikbranche und aus der Photovoltaik. Unsere Maschinen und Anlagen sind weltweit im Einsatz: in den USA, in Brasilien, Mexiko, China, Japan, Indien, auf den Philippinen sowie in zahlreichen europäischen Ländern.
Ihre Mitarbeiter erwirtschafteten 2007 einen Jahresumsatz von 53 Millionen Euro. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Unser Erfolgsgarant und größtes Kapital sind unsere hoch motivierten und engagierten Mitarbeiter sowie ein marktgerechtes Preis-Leistungsverhältnis unserer Produkte.
Mit Ihnen studierten in Karl-Marx-Stadt in den 70-ern sehr viele junge Menschen Maschinenbau, heute sind es in Chemnitz pro Jahr nur etwa 175. Spürt auch Ihr Unternehmen den Fachkräftemangel?
Teilweise ist dieser Mangel durch die Lehrlingsausbildung kompensierbar. Wir bilden ständig 18 bis 20 Azubis aus. Bei Hochschulabsolventen bauen wir auf unser enges Netzwerk zu den Bildungseinrichtungen. Etwa die Hälfte unserer 248 Mitarbeiter sind Ingenieure. 35 kommen aus der TU Chemnitz. Auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern ist aber nicht nur das einzelne Unternehmen gefordert. Es ist auch eine regionale Aufgabe, denn das gesamte Umfeld muss stimmen - von der Kinderbetreuung über die Schulausbildung bis hin zu den Freizeitangeboten. Die Lebensqualität muss attraktiv sein, um Menschen in der Region zu halten und neue anzuziehen.
Ist die Maschinenbau-Ausbildung an unserer Hochschule noch immer so grundsolide wie vor 35 Jahren?
Die theoretische Ausbildung ist spitze. Was mir heute etwas zu kurz kommt, ist die praktische Ausbildung an der Uni. Bei der Einstellung von hochqualifizierten Absolventen spüre ich, dass ihnen viele Erfahrungen fehlen. Deshalb durchläuft jeder neueingestellte Konstrukteur in unserem Unternehmen mehrere Wochen die Produktionsbereiche, um ein Gefühl für Eisen und Stahl zu bekommen.
Was verbindet Sie heute noch mit Ihrer Hochschule?
Maschinen von USK stehen in der "Digitalen Fabrik" an der TU, die Studierende auch auf uns aufmerksam machen. Als Firma beteiligen wir uns an den Tagen der Industrie und Wissenschaft. Wir sponsern zum Beispiel den Universitätsball, den TU-Frühschoppen und die Immatrikulationsfeier. Zudem kooperieren wir auch in der Forschung, etwa bei der Entwicklung einer modularen Montagezelle. Wir sind oft mit Professoren der Fakultäten für Maschinenbau sowie Elektrotechnik und Informationstechnik im Gespräch. Außerdem bin ich Mitglied in der Freundesgesellschaft der TU und pflege hier den Kontakt zu Ehemaligen. Übrigens: Meine Seminargruppe trifft sich noch alle zwei Jahre.
Was würden Sie heute einem Maschinenbau-Studenten ans Herz legen?
Ich würde jedem raten, schon während des Studiums soviel wie möglich Praxisluft zu schnuppern und das nicht nur während des achtwöchigen Industriepraktikums oder im Rahmen der Studienabschlussarbeit, sondern auch in den Semesterferien. Absolventen möchte ich ermutigen, ihre berufliche Karriere bei einem Mittelständler zu beginnen. Wer beispielsweise bei uns anfängt, lernt sehr schnell die betrieblichen Abläufe und das Ineinandergreifen der Strukturen kennen. Zudem ist der Weg auf eine Führungsposition im Mittelstand oft kürzer als in einem Großkonzern.
(Das Gespräch führte Mario Steinebach.)
Mario Steinebach
22.05.2008