Blick hinter die Kulissen des Wachstumskerns "printronics"
Öffentliche Informationsveranstaltung des Chemnitzer Forschungsclusters fand mit internationaler Beteiligung statt
Auch am Ausstellungsstand des Instituts für Print- und Medientechnik der TU Chemnitz konnten sich die Besucher über die Potenziale von gedruckter Elektronik informieren. Foto: PRpetuum |
Am 22. September 2008 hatten Interessenten die Möglichkeit, den Wachstumskern "printronics" und seine Mitstreiter näher kennen zu lernen. In einer öffentlichen Informationsveranstaltung mit begleitender Ausstellung zeigten die beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen, was inzwischen mit gedruckter Elektronik alles möglich ist, und hatten dabei mehr als 40 Zuhörer. Neben dem aktuellen Forschungsstand wurden Trends und Potenziale dieser innovativen Technologie aufgezeigt.
Wolfgang Mildner, Vorstand der Organic Electronics Association, betonte in seinem Vortrag, dass "ein Unternehmen allein den Anforderungen der gedruckten Elektronik nicht gerecht werden kann. Für einen Marktdurchbruch ist eine Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen wichtig." Er begrüßte den Clusteransatz der Chemnitzer und stellte eine Marktprognose für Polymerelektronikanwendungen in Milliardenhöhe vor. Die Geschäftsführer der Partnerunternehmen des Wachstumskerns, Dr. Udo Bechtloff (KSG Leiterplatten GmbH) und Dr. Claus Dittrich (GEMAC mbH) zeigten sich ebenfalls optimistisch. "Auch wenn sich die Technologie für einen Serieneinsatz in unserer Branche noch nicht eignet, sind wir doch froh, den Fuß in der Tür zu haben und die Entwicklung voranzutreiben", so Dittrich.
Mit der Chemnitzer printed systems GmbH hat der Wachstumskern einen Partner, der mit massengedruckter Elektronik bereits sein Geld verdient. Das von dem Unternehmen entwickelte CROSSLINK-System, das eine direkte Verbindung zwischen Papier und Internet schafft, hat nun den ersten großen Anwender gefunden: "In naher Zukunft wird die Deutsche Post AG unser Produkt für eine groß angelegte Kampagne nutzen", verspricht CEO Andreas Ehrle.
Die Fraunhofer-Einrichtung für Elektronische Nanosysteme (ENAS) sowie das Institut für Print- und Medientechnik der TU Chemnitz (pmTUC) unterstützen die kleinen und mittleren Unternehmen bei ihren Forschungsaktivitäten. Prof. Dr. Arved C. Hübler, Leiter des pmTUC, lobte die bisher erreichten Ergebnisse. "Es ist beachtlich, was die Mitarbeiter in den einzelnen printronics-Teilprojekten leisten und welche Fortschritte in den letzten zweieinhalb Jahren erzielt wurden", resümierte er. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer Führung durch die 3D-Micromac AG, ebenfalls aktiver printronics-Partner. Geschäftsführer Jens Hänel war am Ende des Tages sichtlich zufrieden: "Das große Interesse und die regen Diskussionen bei der heutigen Veranstaltung sowie eine Beteiligung über die Landesgrenzen hinaus zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unbedingt weiter machen sollten."
Stichwort: Wachstumskern "printronics"
Der Wachstumskern printronics ist Teil von "Unternehmen Region", der Innovationsinitiative des BMBF für die Neuen Länder und wird seit 2006 mit mehr als 5,3 Millionen Euro bezuschusst. Langfristig soll sich printronics als internationales Kompetenz- und Produktionszentrum für massengedruckte Polymerelektronik etablieren. Am Wachstumskern sind neben der printed systems GmbH die Unternehmen 3D Micromac AG, Chemnitz, GEMAC mbH, Chemnitz, GETT Gerätetechnik GmbH, Treuen (Vogtland), sowie KSG Leiterplatten GmbH, Gornsdorf, beteiligt. Die Fraunhofer-Einrichtung für Elektronische Nanosysteme sowie das Institut für Print- und Medientechnik der TU Chemnitz unterstützen den technologischen Anspruch des Wachstumskerns forschungsseitig.
Stichwort: Polymerelektronik
Vor knapp 30 Jahren entdeckten die Amerikaner Alan Heeger und Alan MacDiarmid sowie der Japaner Hideki Shirakawa, dass bestimmte Kunststoffe aus mehreren aneinander geketteten Molekülen - so genannte Polymere - elektrischen Strom leiten können. In der Polymerelektronik werden diese metallischen Eigenschaften durch Kombination leitender, halbleitender und nichtleitender Kunststoffe zur Produktion elektronischer Bauteile genutzt. Organische Leuchtdioden (OLEDs) für Bildschirme oder Leuchtanzeigen sind gegenwärtig die bekanntesten Bauteile dieser Art, in Zukunft sollen auch Solarzellen, RFID-Chips oder Sensoren auf Polymer-Basis produziert werden. Vor allem die Produktion mit Mitteln des Massendrucks verspricht Vorteile gegenüber der klassischen Elektronikproduktion: Die Produktivität ist um den Faktor 10.000 bis 100.000 höher als bei bekannten Produktions- und Strukturierungsverfahren im Bereich der Siliziumelektronik. Die Entdecker der elektrisch leitenden Polymere erhielten im Jahr 2000 den Nobel-Preis für Chemie.
Weitere Informationen erteilt Andreas Ehrle, Sprecher des Wachstumskerns printronics, E-Mail andreas.ehrle@printed-systems.de, Telefon 0371 530 460-120 sowie über http://www.printronics.de
(Autorin: Conny Schuhmann)
Katharina Thehos
23.09.2008