Auf einer Labordruckmaschine des Institutes für Print- und Medientechnik an der TU Chemnitz werden die Strukturen von Transistoren auf Kunststofffolien gedruckt. Foto: TU Chemnitz/Evelyn Oertel |
Die intelligente Milchtüte
Europäisches Forschungsprojekt zu Polymerelektronik im Alltagsleben
Denkende Dinge, die unseren Alltag erleichtern sollen, sind das visionäre Ziel des "PolyApply"-Projektes der Europäischen Union, an dem das Institut für Print- und Medientechnik der Technischen Universität Chemnitz unter Leitung von Prof. Dr. Arved Hübler in den nächsten vier Jahren beteiligt ist. Die Vision des Projektes ist eine neue Generation kleiner, intelligenter Anwendungen und Geräte, die eine Vielzahl elektronischer Fähigkeiten, wie Berechnungen, Sensorik und Informationsspeicherung in eine große Auswahl an Materialien (z.B. in Verpackungen) integrieren.
Das Projekt wird von der Europäischen Union bis Ende 2007 mit 17,5 Millionen Euro gefördert. Unter der inhaltlichen Leitung von STMicroelectronics Italia arbeiten 20 Partner aus zehn Ländern zusammen. Darunter befinden sich führende europäische Unternehmen wie Avecia Manchester, Philips Eindhoven, Motorola Taunusstein, Interuniversitair Micro- Elektronica Centrum Leuven, Plastic Logic Cambridge und andere. Das Chemnitzer Institut für Print- und Medientechnik arbeitet bei "PolyApply" an der Entwicklung neuer Fertigungstechnologien, die eine kostengünstige Herstellung so genannter Polymeranwendungen ermöglichen sollen. Dieses Vorhaben wird an der TU Chemnitz mit 300.000 Euro gefördert.
Der Schwerpunkt des internationalen Forschungsprojektes liegt auf preiswerten Anwendungen. Zudem soll die Grundlage gelegt werden für eine skalierbare und allgegenwärtig einsetzbare Kommunikationstechnologie basierend auf Polymeren, die kosteneffizient eine Radiofrequenzkommunikation mit sensorischen Funktionen verbindet. Vorstellbar werden so Produkte wie organische Displays, integrierte Schaltkreise, Solarzellen, Speicher, Sensoren und Bedienelemente, die leicht, flexibel, preiswert und somit überall einsetzbar sind. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten ”RFID-Tags” – also mit Hochfrequenz lesbare Identifikations-Etiketten, für deren Herstellung ein Preisziel von unter 1 Cent pro Stück besteht. Diese Etiketten könnten beispielsweise auf Verpackungen aufgedruckt und von intelligenten Kassensystemen ausgewertet werden.
Das Ziel, welches sich die Forscher von "PolyApply" gesteckt haben, sind Produktanwendungen mit Kunststoffschaltkreisen innerhalb der nächsten zehn Jahre verfügbar zu machen. "Schon in den nächsten drei Jahren könnte die Polymerelektronik in flexiblen Displays zur Anwendung kommen", blickt Prof. Dr. Arved Hübler optimistisch in die Zukunft. Die Markteinführung kommerzieller Anwendungen, wie preisgünstige Speicher, Solarzellen und Sensoren, werde wahrscheinlich länger benötigen, obwohl die Meinungen der Industrieexperten zu solchen Schätzungen weit auseinander gehen. "Seit der Entdeckung von organischen Kristallen und Polymeren vor circa 20 Jahren, haben sich Plastikchips sehr weit entwickelt, auch wenn ihre physikalischen Eigenschaften noch immer nicht an das kristalline Silizium heranreichen", so der Chemnitzer Printtechnik-Experte.
Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Institut für Print- und Medientechnik, Prof. Dr. Arved Hübler, Telefon (03 71) 5 31 –23 64, E-Mail pmhuebler@mb.tu- chemnitz.de
Mario Steinebach
11.03.2004