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Schüler wollen mehr Abwechslung im Sport

Wissenschaftler der TU Chemnitz erforschten Anforderungen und Erwartungen sächsischer Jugendliche an ihren Sportunterricht

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Zwischen den Erwartungen sächsischer Schüler und dem tatsächlichen Unterrichtsgeschehen liegen Welten: Traditionell wird an Ballsportarten, Leichtathletik und Geräteturnen festgehalten, die Schüler hingegen wollen lieber skaten, schwimmen und Hockey spielen. Foto: Elke Eberlein

Die Qualität des Sportunterrichts ist nicht nur ein zentrales Thema in der Sportpädagogik, sondern zudem hochaktuell. In Hinblick auf den zunehmenden Bewegungsmangel bei Jugendlichen erscheint neben der vordergründig theoretischen Debatte um Lehrplaninhalte insbesondere eine kontinuierliche empirische Untersuchung zur Qualität von Schulsport notwendig. Kann der Sportunterricht an deutschen Mittelschulen und Gymnasien unter den aktuellen Bedingungen den veränderten Anforderungen überhaupt gerecht werden?

In Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus ging eine Forschergruppe des Instituts für Sportwissenschaft der Technischen Universität Chemnitz unter der Leitung von Prof. Dr. Albrecht Hummel dieser Frage auf den Grund. Im Rahmen einer repräsentativen Studie zum Schulsport in Sachsen wurden im Zeitraum Juli/August 2003 alle Lehrer der Sekundarstufe I schriftlich zu ihrem Sportunterricht befragt. Gleichzeitig untersuchte man im Rahmen einer Fragebogenstudie das Denken, Handeln und Leisten der Schüler sowie deren Erwartungen an den Sportunterricht. Befragt wurden 1370 Schüler der 5., 7. und 9. Klassen des Regierungsbezirkes Chemnitz.

Wie die Chemnitzer Forschergruppe feststellte, zeigen sich mehr als zwei Drittel der Schüler zufrieden mit ihrem Sportunterricht. Insbesondere wird die Sportstunde als überwiegend bewegungsreich und anstrengend bewertet. Die Schüler bemängelten jedoch ein Defizit an Dauer, Häufigkeit und Art und Weise des Sportunterrichts. Immerhin zwei Drittel der befragten Jugendlichen gaben an, zu wenig Sportstunden zu haben. Mit dem Sportlehrer zeigen sich die Befragten überwiegend zufrieden. Hin und wieder bemängeln Schüler und Lehrer jedoch baufällige Sportanlagen, Hallenbelegungsprobleme sowie unzureichende sanitäre Anlagen und Umkleideräume. Die Forschergruppe kam dennoch zu dem Schluss, dass die zur Verfügung stehenden materiell-räumlichen Bedingungen eine angemessene Umsetzung der im Lehrplan vorgegebenen Aufgaben und Ziele ermöglicht. Demnach seien die Bedingungen für guten Sportunterricht an sächsischen Mittelschulen und Gymnasien sowie dessen systematische Qualitätssteigerung durchaus gegeben.

Ein besonderes Anliegen der Untersuchung bestand weiterhin darin, den Sportunterricht aus Perspektive der Schüler zu analysieren. Aus deren Sicht lässt sich feststellen, dass vor allem inhaltliche Änderungen gewünscht werden. So gehören vor allem Schwimmen, Fußball und Hockey zu den häufig nachgefragten, im Unterricht aber selten angeboten Sportarten. Eine zu enge Orientierung an den traditionellen Kernsportarten wie Leichtathletik und Ballsportarten entspricht nicht dem Anforderungsprofil heutiger Schüler, kennzeichnet aber offensichtlich noch immer das Unterrichtsgeschehen an sächsischen Schulen, wie die Wissenschaftler herausfanden. Deutliche Reserven zeigen die Ergebnisse der Studie zudem für den Bereich des außerunterrichtlichen Sports. Das Angebot an Sportförderunterricht, Projekten und Arbeitsgemeinschaften ist sowohl quantitativ als auch inhaltlich ausbaufähig. Dass der Schulsport aktuell eine entscheidende Größe für das Bewegungsverhalten von Schülern ist, zeigen die Angaben zur sportlichen Betätigung in der Freizeit. Denn nahezu ein Drittel der befragten Schüler geben an, sich über den Schulsport hinaus gar nicht oder nur unregelmäßig zu betätigen.

Mit ihrer Studie wollen die Chemnitzer Forscher die Lehrer dazu anregen, Kinder und Jugendliche für ein aktives und bewegungsintensives Leben zu begeistern. Zudem wollen die Wissenschaftler dazu beitragen, dass vorhandene empirische Defizit im Bereich des Schulsports zu verringern und auf diese Weise die Erkenntnisse über die aktuelle Lage des Schulsports zu belegen und transparent zu machen. Die Resultate der Studie des Sportinstituts sollen den Grundstein zur Ableitung von Strategien und Maßnahmen zur Entwicklung und Optimierung des Schulsports legen.

Weitere Informationen gibt Prof. Dr. Albrecht Hummel per Telefon unter 0371/ 531 - 29 38, -29 39 sowie per E-Mail unter albrecht.hummel@phil.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
14.05.2004

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