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Wie hoch sind eigentlich faire Löhne?

Chemnitzer Universitätsprofessor Dr. Fritz Helmedag entwickelte eine Methode zur Ermittlung gerechter Arbeitsentgelte

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Prof. Dr. Fritz Helmedag erklärt den "Goldenen Schnitt". Dieser stimmt nicht nur mit dem von Helmedag ermittelten Gerechtigkeitsverhältnis überein, sondern auch sehr stark mit der realen Verteilung von Löhnen und Gewinnen. Foto: Christine Kornack

Die richtige Entlohnung ist ein wirtschaftspolitischer Dauerbrenner und steht seit längerem im Mittelpunkt der sozialpolitischen Auseinandersetzung. Prof. Dr. Fritz Helmedag, der an der TU Chemnitz seit 1993 die Professur für Volkswirtschaftslehre inne hat, widmet sich diesem Thema seit etlichen Jahren und hat ein Verfahren zur Ermittlung gerechter Löhne entwickelt.

„Was den einen als zu geringer Lohn erscheint, wird von anderen als überzogen bezeichnet. Die Frage nach einem angemessenem Vergütungsniveau ist daher außerordentlich spannend“, so Helmedag, der mit seinem Verteilungsvorschlag neue Anstöße im Gerechtigkeitsdiskurs geben möchte. Dabei versucht Helmedag, Löhne exakt zu beziffern. Ferner berechnet er auf Grundlage seines Modells Unterstützungsleistungen, wie die Sozialhilfe oder den Prozentsatz für das Arbeitslosengeld. Ausgangspunkt ist die Forderung nach akzeptablen Proportionen zwischen ökonomischen Größen, so dass kompromissfähige Relationen zwischen Löhnen und Gewinnen abgeleitet werden können.

Interessanterweise stimmt das von Helmedag vorgelegte Gerechtigkeitsverhältnis seit geraumer Zeit mit der realen Verteilung von Löhnen und Gewinnen ziemlich gut überein. So liegt der faire Durchschnittslohn in Deutschland bei knapp 62 Prozent des Nettoertrags pro Beschäftigten und entspricht überdies dem Goldenen Schnitt. Die restlichen 38 Prozent stellen die Unternehmensgewinne dar. „Dieses Ergebnis hatte ich ursprünglich nicht erwartet“, so der Professor. Mit seinem Ansatz zur Berechnung gerechter Arbeitsentgelte hat Helmedag auch den deutschen Mindestlohn errechnet, der bei abgabefreien 1075 Euro im Monat liegen müsste und im europäischen Vergleich als angemessen erscheint: In Frankreich werden monatlich 1173 Euro gezahlt, in Großbritannien 1083 Euro (Helmedags Berechnungsmethode online: http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/vwl2 .

Helmedag meint, dass sein Konzept geeignet ist, den Verteilungskonflikt zu entschärfen, weil es damit gelingt, den viel strapazierten Gerechtigkeitsbegriff zu operationalisieren. „Wenn meine Überlegungen den Tarifparteien als Richtschnur oder Orientierungshilfe dienen, dann erleichtert dies eine unparteiische Festlegung von branchen- oder betriebsspezifischen Durchschnitts- und Mindestlöhnen“, so der Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler. Zwar liefert Helmedags Entwurf keine Einstufung der jeweiligen Tätigkeit in die einzelnen Vergütungsgruppen, der Ökonom hat aber gezeigt, dass Fairness im Lohnfindungsprozess ein konkreter Wert sein kann.

Mehr Informationen erteilt Prof. Dr. Helmedag, Telefon (03 71) 5 31 – 41 82,
E-Mail:f.helmedag@wirtschaft.tu-chemnitz.de,.

(Autorin: Janine Mahler)

Mario Steinebach
15.09.2005

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