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Hilfe für die Fahrt im Dunkeln

Chemnitzer und Berliner Psychologen bewerteten verschiedene Nachtsichtsysteme - Fahrer sollten nur in kritischen Situationen gewarnt werden

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Moderne Nachtsichtsysteme, die mit speziellen Infrarotkameras ausgestattet sind, machen die Nacht zwar nicht zum Tag, liefern aber ein recht gutes Bild der Situation vor dem Fahrzeug ins Cockpit – oben eine Szene, die mit einer Ferninfrarot-Kamera aufgenommen wurde, unten eine mit Nahinfrarot-Kamera festgehaltene Szene. Foto: TU Chemnitz

Mehr als 40 Prozent aller tödlichen Autounfälle in Deutschland ereignen sich nachts, obwohl in dieser Zeit nur ein Viertel des Verkehrsaufkommens entsteht. Schuld sind oft schlechte Sichtbedingungen. Hinzu kommt, dass 80 Prozent der nachts verunglückten Personen dunkel gekleidet waren. Auch wenn heute moderne Scheinwerfersysteme die Straße gut ausleuchten, lässt sich das Problem mit einfachen Mitteln nicht lösen: In einer Entfernung von etwa 60 Metern endet das Abblendlicht auf dem Fahrbahnbelag, damit der Gegenverkehr nicht geblendet wird. Hilfe versprechen moderne Nachtsichtsysteme, die mit speziellen Infrarotkameras ausgestattet sind und Autofahrern ein wirklichkeitsgetreues Bild der Situation vor dem Fahrzeug ins Cockpit liefern. Bislang war jedoch unklar, welche Sensortechnologie (Nah- oder Ferninfrarot), welche Form der Bildverarbeitung (analog oder Objekterkennung) und welche Anzeigeart (head-down oder head-up) den Fahrer am besten unterstützen.

Psychologen der Technischen Universität Chemnitz und der Technischen Universität Berlin haben im Auftrag eines Automobilherstellers die Gebrauchstauglichkeit von sechs unterschiedlichen prototypischen Nightvision-Systemen untersucht. Dazu führten sie nachts mit potenziellen Nutzern im Alter von 40 bis 65 Jahren Testfahrten durch. Auf unbeleuchteten Landstraßen und schlecht beleuchteten Straßen in Wohngebieten tauchten zufällig Fußgänger oder Radfahrer auf oder wurden von den Wissenschaftlern "kontrollierte Ereignisse" eingespielt. Im Rahmen ihrer Studien befragten die Forscher außerdem Experten aus den Bereichen Wahrnehmungspsychologie, Mensch-Maschine-Interaktion, Ergonomie und Verkehrssicherheit über mögliche Auswirkungen der Systemeigenschaften der Nachtsichtsysteme auf das Fahrverhalten. Verglichen wurden beispielsweise die Entdeckungsrate von Objekten, die Reaktionszeit des Fahrers sowie subjektive Urteile zur Verständlichkeit, Einfachheit und zur Position der Anzeigen. Dabei ging es auch um Fragen wie: Lenkt ein zusätzliches Display den Fahrer ab? Verleiten Nachtsichtsysteme zu einem risikofreudigen Fahrstil?

Insgesamt zeigten die Studien, dass Nachtsichtsysteme ein hohes Potential zugeschrieben wird, um Unfälle unter erschwerten Sichtbedingungen vermeiden zu helfen. Nahinfrarotsysteme arbeiten im Unterschied zu Ferninfrarotsystemen wirklichkeitsgetreuer und sind besser in der Lage, verkehrsrelevante Informationen wie z.B. Fahrbahnmarkierungen auszuwerten. Die Wissenschaftler empfehlen im Fahrzeug LED-basierte Anzeigen, da videobasierte Darstellungen den Fahrer zu sehr ablenken. Dafür allerdings sind komplexe Algorithmen notwendig, die Sensordaten auswerten und eigenständig relevante Objekte wie Fußgänger oder Fahrradfahrer erkennen können. Im Unterschied zu videobasierten Darstellungen, die permanent ein Abbild der äußeren Umgebung ins Fahrzeug liefern, geben diese Systeme nur in den kritischen Situationen einen Hinweis.

Weitere Informationen gibt Prof. Dr. Josef Krems, Professor für Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz, unter Telefon (03 71) 531 – 36 421 oder per E-Mail krems@phil.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
03.08.2006

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