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Psychologen gehen dem Streber-Phänomen auf den Grund

TU Chemnitz erforscht die Etikettierung von Schülern als Streber - für eine aktuelle Untersuchung werden 13- bis 15-jährige Teilnehmer gesucht

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Katrin Rentzsch vom Institut für Psychologie ist seit 2005 dem Streber-Phänomen auf der Spur. Hier verteilt sie Fragebögen an Chemnitzer Schüler einer achten Klasse. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Christine Kornack

Wer kennt es nicht - das Etikett "Streber" für besonders leistungsstarke Schüler? Trotz Bekanntheit des Phänomens lassen sich in der Forschung kaum wissenschaftliche Untersuchungen dazu finden. Diese Lücke haben die Diplompsychologin Katrin Rentzsch und Prof. Dr. Astrid Schütz von der Technischen Universität Chemnitz begonnen zu schließen. Bereits seit 2005 laufen in diesem Projekt Untersuchungen. Zunächst wurde deutlich, dass das Thema von enormer Relevanz ist. In mehreren Umfragen an Chemnitzer Schulen konnte gezeigt werden, dass 20 Prozent der Achtklässler berichten, manchmal bis häufig als Streber tituliert zu werden, 30 Prozent erfahren aufgrund ihrer Leistungen abfällige Bemerkungen von ihren Mitschülern und 25 Prozent fürchten sich zumindest bisweilen vor der Ausgrenzung als Streber.

Wie kommt es zur Abstempelung als Streber? Erwartungsgemäß sind es vor allem leistungsstarke Schüler, die Streber genannt werden, aber nur etwa die Hälfte der Schüler auf Einser- und Zweierniveau wird derart ausgegrenzt. Neben Leistung geht es bei einigen Schülern auch um andere Faktoren, wie zurückhaltender Kontakt zu anderen Mitschülern oder Vernachlässigung von außerschulischen Aktivitäten. Mädchen und Jungen erleben gleich häufig die Etikettierung als Streber. Ferner kommt das Phänomen in Mittelschulen ebenso wie in Gymnasien vor. Aber die Ausgrenzung von Schülern als Streber ist klassenspezifisch unterschiedlich stark ausgeprägt.

Eine neue Befragung von mehr als 350 Chemnitzer Achtklässlern war nun darauf ausgerichtet, die Bedeutung von Klassenklima und sozialen Beziehungen im Klassenkontext genauer zu berücksichtigen. Die Daten befinden sich noch in Auswertung. Zudem wurde untersucht, ob die Angst vor der Bezeichnung als Streber dazu führt, dass Jugendliche ihre schulischen Anstrengungen bewusst reduzieren. Die Studie zeigte, dass etwa 35 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass Schüler im Unterricht wenig mitarbeiten, um abfälligen Bemerkungen von ihren Mitschülern zu entgehen. Mehr als 50 Prozent berichten, dass Mitschüler aus Furcht vor Hänseleien Fragen der Lehrkraft nicht beantworten, selbst wenn sie die Antwort wissen.

In einer aktuellen Untersuchung wird der Frage nachgegangen, mit welchen Folgen die Stigmatisierung als Streber einhergeht. Für die Teilnahme werden 13- bis 15-jährige Schüler gesucht, die sich selbst mit dem Streber-Vorwurf zumindest manchmal konfrontiert sehen. Im Rahmen dieser Studie nehmen die Teilnehmer von zu Hause oder einem anderen Ort mit Internetanschluss aus an einer kurzen Online-Befragung teil. Anschließend erfolgt der zweite 30-minütige Teil am Institut für Psychologie der TU Chemnitz unter Aufsicht von Angehörigen des Instituts. Alle Daten werden anonym ausgewertet und dienen allein wissenschaftlichen Zwecken. Der zweite Teil umfasst die Bearbeitung von Fragen am PC und Leistungsaufgaben aus dem Bereich Konzentration oder Kreativität. Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren, die bereits die Stigmatisierung als Streber erfahren haben - aber auch alle anderen Interessierten - können sich bei Katrin Rentzsch, Telefon 0371 531-37113 oder bei Nadine Markstein, E-Mail nadine.markstein@s2006.tu-chemnitz.de, anmelden. Jeder vierte Teilnehmer an der Studie gewinnt einen Gutschein im Wert bis zu 20 Euro, der wahlweise in einer Buchhandlung oder im Computerfachmarkt einzulösen ist.

Weitere Informationen erteilen Katrin Rentzsch, Telefon 0371 531-37113, E-Mail katrin.rentzsch@phil.tu-chemnitz.de, und Prof. Dr. Astrid Schütz, Telefon 0371 531-36366, E-Mail astrid.schuetz@phil.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
26.01.2009

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