"Man kann sich einbringen und etwas bewegen"
Peter Mischkale studiert Sportgerätetechnik und engagiert sich bei der Lauf-KulTour, die auch durch seine Heimat in Mecklenburg-Vorpommern führt
Von der Lauf-KulTour war Peter Mischkale (l.) sofort begeistert. Bei ihrem Staffellauf rund um Deutschland sammeln die Studenten auch Spenden für die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke. Foto: Lauf-KulTour |
"Pack dein Studium. Am besten in Sachsen." lautet der Slogan der aktuellen Werbekampagne des sächsischen Wissenschaftsministeriums und der Hochschulen des Freistaates. Ziel: Mehr Abiturienten aus anderen Bundesländern sollen ihre Koffer und Kisten packen und zum Studium nach Sachsen kommen. Die TU Chemnitz zieht schon jetzt über die Bundeslandgrenze hinweg junge Menschen an. Was für ein Studium in der drittgrößten Stadt Sachsens spricht und wie man hier lebt, erzählen die Studierenden selbst - heute: Peter Mischkale aus Mecklenburg-Vorpommern
Eigentlich war Peter Mischkale noch nie ein begeisterter Läufer: "Ich habe viele Jahre recht ambitioniert Fußball trainiert, heute spiele ich vor allem Volleyball. Alleine durch den Wald zu rennen, war nicht so mein Ding", so der 26-Jährige. Dass er trotzdem mit am Start war, als im Sommer 2007 zum ersten Mal Chemnitzer Studenten unter dem Titel Lauf-KulTour aufgebrochen sind, um Deutschland per pedes zu umrunden, hat verschiedene Gründe. "Es ist die Teamsache", erklärt Mischkale. Das Laufen sei kein Einzelsport mehr, sondern bekäme Ähnlichkeiten mit dem Fußball - die Mannschaft steht im Vordergrund, alleine könnte niemand die 4.000 Kilometer bewältigen, aber gemeinsam ist es zu schaffen. Außerdem ist es "der sportliche Reiz", der den Studenten von Anfang an überzeugt hat: "Die Idee gefällt mir sehr gut." Über seinen Mitbewohner lernte er Dirk Lange kennen, den Initiator der Lauf-KulTour, als dieser gerade Leute suchte, die von dem Projekt genauso überzeugt waren wie er selbst und es mit aus der Taufe heben wollten.
Inzwischen wohnen die beiden gemeinsam in einer Sechser-WG, hier laufen viele Fäden der Lauf-KulTour zusammen. "Einen Monat vor dem Start mache ich eigentlich nichts anderes mehr und auch sonst bin ich fast jeden Tag mit dem Projekt beschäftigt", erzählt Mischkale. Das Studium leide darunter schon, aber eventuell könne man sich ja nach dem Abschluss voll auf die Lauf-KulTour konzentrieren, schaut er in die Zukunft. Nachdem der gebürtige Greifswalder im ersten Jahr mitgelaufen ist, hat er 2008 seine Energie vor allem in die Organisation gesteckt: Er war zuständig für die (b)Rennpunkte. "Dort haben wir in verschiedenen Städten einen Wettkampf ausgetragen. Dazu mussten wir die Ergometer und Laufbänder, auf denen die Bewohner der jeweiligen Städte möglichst viele Kilometer zurücklegen sollten, transportieren, immer wieder aufbauen und betreuen. Außerdem haben wir Kontakte hergestellt und mit örtlichen Vereinen zusammengearbeitet." Das Projekt der Lauf-KulTour verdeutlicht, was Mischkale an Chemnitz zu schätzen gelernt hat: "Die Perspektiven hier gefallen mir, man kann sich einbringen und etwas bewegen. Das ist in anderen großen Städten sicherlich schwieriger. In Chemnitz sind viele Entwicklungen noch nicht abgeschlossen, da kann man sich verwirklichen und mitgestalten. Außerdem habe ich hier meine große Liebe kennen gelernt und viele neue Freunde gewonnen. Da muss man die Stadt ja automatisch gern haben."
Seit 2003 studiert Mischkale an der TU Chemnitz, zunächst Sportwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre auf Magister. "In Greifswald ist genau als ich anfangen wollte der Diplomstudiengang Sportwissenschaft geschlossen worden. Sonst wäre ich eventuell dort geblieben, denn die Uni Greifswald hatte in diesem Fach einen sehr guten Ruf. Aber eigentlich wollte ich auch mal raus und etwas Neues kennen lernen." In Chemnitz hat er dann nach zwei Semestern von Bekannten die Magisterkombination Sportwissenschaft/Sportgerätetechnik empfohlen bekommen - er war überzeugt und wechselte. Ein Glücksgriff wie er heute sagt: "Ich bin sehr froh, dass ich dort reingerutscht bin." Die Magisterkombination wird inzwischen an der TU Chemnitz nicht mehr angeboten, das interdisziplinäre Studium kann jetzt als Bachelor Sportsengineering belegt werden. 2010 plant Mischkale sein Studium abzuschließen; falls es die Lauf-KulTour zeitlich zulässt, würde er gerne in die Orthopädietechnik/Prothetik gehen.
Mit der technischen Ausstattung seiner Universität ist er sehr zufrieden und aus sportlicher Sicht findet sich auf dem Campus seit Beginn des Wintersemesters 2008/2009 ein Highlight: Die Sportanlage der TU präsentiert sich nach aufwändiger Sanierung in neuem Glanz. "Das war bitter nötig", sagt Mischkale und ergänzt: "Vor allem mit dem modernen Kunstrasenplatz hat die Uni den Studenten einen Riesengefallen getan." Die Einlasskontrolle findet er etwas komisch, aber "sie funktioniert offenbar und ich hoffe, dass dadurch die Anlage tatsächlich lange in so gutem Zustand erhalten werden kann." Dass das Sportareal kostenfrei genutzt werden kann und auch an Wochenenden und Feiertagen geöffnet ist, hat ihn überrascht: "Ich hoffe, das bleibt auch so" - inzwischen drehen auch die neuen Läufer der Lauf-KulTour auf der modernen Tartanbahn ihre Trainingsrunden.
Katharina Thehos
06.06.2009